Cebit rappelt sich auf

Mit offensichtlichem Selbstvertrauen spricht die hannoversche Messeleitung von einer auf allen Ebenen positiven Cebit 2004. Die Bilanz aus Schweizer Sicht fällt ebenfalls gut aus.

Artikel erschienen in IT Reseller 2004/06

   

Die weltgrösste Computer-Messe scheint ihre schlimmsten Zeiten hinter sich gelassen zu haben. Bereits im Vorfeld der diesjährigen Cebit keimte in Hannover Hoffnung auf. Denn kurz vor Messebeginn zeichnete sich ab, dass der Ausstellerrückgang nicht so drastisch ausfallen würde, wie zuerst befürchtet worden war.
Schliesslich konnte die Messe 6411 Aussteller verzeichnen (2003: 6526). Wobei dieser Wert noch leicht korrigiert werden könnte, da die Messeleitung aufgrund der Einführung eines neuen SAP-Systems mit Problemen bei der Auswertung zu kämpfen hatte.
Am letzten Messetag, als die Veranstalter während der Abschlusspressekonferenz bereits begannen Bilanz zu ziehen, wurde als offizielle Besucherzahl 510’000 genannt. Messevorstand Ernst Raue hatte 500’000 erwartet. Damit ergibt sich absolut gesehen gegenüber dem Vorjahr mit 560’000 ein Rückgang um 9%. Dabei hat sich allerdings ausgewirkt, dass die Messe von acht auf sieben Tage verkürzt wurde. Berechnet man die durchschnittliche Besucherzahl pro Tag, so zeigt sich, dass sie von 70’000 auf 72’857 gestiegen ist.
Bei der weiteren Analyse der diesjährigen Cebit bemühte sich die Messeleitung, die Superlative in den Vordergrund zu rücken. Der Anteil der ausländischen Besucher sei mit 125’000 so hoch wie noch nie gewesen. Zugenommen habe auch die Zahl der Fachbesucher um 1,7%. Der Anteil der Fachbesucher aus dem Mittelstand sei gar um rund 20% gestiegen. Zudem seien 211’000 Besucher mit einem konkreten Investitionsvorhaben in ihrem Hinterkopf nach Hannover gepilgert: «Die Cebit verleiht Schwung für das weitere Jahr», liess sich Willi Berchtold, Präsident des Branchenverbands Bitkom zitieren.

Schweizer Publikumsmagnet

Von Schweizer Seite waren ebenfalls wohlwollende Kommentare zu vernehmen: «Die Cebit verläuft für uns extrem erfolgreich», jubilierte Robert Pfaeffli, der bei Swissbit für Marketing und Public Relations zuständig ist. Der Schweizer Speicherhersteller sorgte mit einem USB-Speicherriegel in Kombination mit einem Schweizer Sackmesser aus der Schmiede von Victorinox für Furore – zumindest am Messe-Freitag war das Besucherinteresse deutlich zu sehen.
Ursprünglich wollte Swissbit gemäss Pfaeffli gar nie an die Cebit. Erst mit der Einführung von zwei Consumer-Produkten, neben dem USB-Sackmesser noch ein weiterer Speicherriegel, habe man sich für die Teilnahme entschieden.
Bereits über viel Messe-Erfahrungen verfügt Digital-Logic aus Luterbach in der Nähe von Solothurn. «Distributors WANTED» hiess es unmissverständlich am Stand A33 in der Halle 2. Die Firma ist mit ihren lüfterlosen Embedded-Systemen zwar bereits in rund 30 Ländern vertreten. Man wolle aber die Messe nutzen, um Kontakte mit Kunden zu pflegen und mit Distis zu knüpfen, erklärte Marketingkoordinatorin Eliane Scherrer.
Der Stolz der Firma war das Microspace Entertainment Center, das von Microsoft als Referenzplattform für Windows XP Media Center Software auserkoren wurde. «Sogar aus Kuwait haben wir Interessenten», gab der sichtlich stolze Business Developer Arnold Stotzer Auskunft. Digital-Logic lag mit diesem Produkt im grossen Trend der Messe. Bei den Ständen von Branchen-Riesen wie Intel oder Asus stand Unterhaltung ebenfalls hoch im Kurs.

Wandelnde Eindrücke

«Unser Ziel ist, die Partner 100-prozentig zufriedenzustellen», erklärt Walter Brogli seinen hehren Anspruch. Er ist Projektleiter Messen beim Osec Business Network Switzerland und damit für den Schweizer Gemeinschaftsstand in der Halle 4 verantwortlich. Vorsichtig zog er nach zwei Messetagen Bilanz: «Es ist schon besser geworden, aber ich würde mir noch eine Spur mehr wünschen.»
Tatsächlich waren die Besucher bei den 14 gemeinschaftlich auftretenden Firmen, darunter vier aus der Westschweiz, am Freitag dünn gesät. «Die Hälfte der Firmen sind zum ersten Mal an der Cebit», erklärt Brogli. Gemäss Auskunft von Walter Duss, Vizepräsident des Branchenverbandes Simsa, der den Schweizer Messeauftritt unterstützt, verliefen der Samstag und Sonntag aus Sicht der Business-to-Business-Anbieter erwartungsgemäss auch eher ruhig. Die Trendwende kam trotzdem noch. Walter Brogli: «Besonders am Montag und Dienstag lief sehr viel.»
Eine Schlussbefragung unter den Ausstellern am Schweizer Gemeinschaftsstand war bei Redaktionsschluss noch am Laufen. Christian Bajer, Marketingleiter und Geschäftsleitungsmitglied bei der Firma Bison, die am Gemeinschaftsstand zugegen war, spricht von qualitativ guten Kontakten: «Es sind Projekte vorhanden.» Und ein Rezept für den Messeerfolg hat er auch zur Hand: «Jene, die sich gut auf den Auftritt vorbereitet haben, können auch davon profitieren. Der ‹olympische Gedanken› allein reicht nicht.» (map)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER