Nach der Übernahme von
Simultan durch die britische
Sage Group fällt ein zweites traditionsreiches Schweizer Software-Haus in fremde Hände. Der Basler CRM-Spezialist Team Brendel ist von der norwegischen Superoffice ASA aufgekauft worden. Der an der Osloer Börse kotierte Hersteller will mit dem Kauf seine Marktanteile in Deutschland erhöhen und einen Fuss in die Schweiz setzen.
Wie IT Reseller im Gespräch mit Steve Brechbühl, dem Geschäftsleiter von Team Brendel, und Une Amundsen (Bild), CEO von Superoffice, erfuhr, gingen die zu 90 Prozent im Besitz der Investmentfirmen Minicap und Renaissance befindlichen Aktien zu einem Verkaufspreis von 3,5 bis 4 Mio. Franken an die Norweger über (der definitive Preis ist abhängig von künftigen Gewinnkomponenten). Ein Grossteil der Investoren dürfte mehr Geld verloren als verdient haben, bedenkt man, dass innerhalb der letzten Jahre mindestens ein tiefer, zweistelliger Millionenbetrag in das Unternehmen gesteckt wurde.
Auf keinen Fall Microsoft CRM
Superoffice spricht mit seinen Lösungen Unternehmen im Business-to-Business-Bereich mit 20 bis 500 Benutzern an, während Wincard CRM von Team Brendel vor allem mit vertikalen Lösungen, insbesondere in der Bau- und Bauzulieferbranche, in der Apparate- und Maschinenbauindustrie und bei IT-Beratern gut etabliert ist. Dementsprechend soll Wincard CRM auch nicht sterben, sondern weiterentwickelt werden. Allerdings sollen die Lowend-Produkte Wincard CRM light und Wincard CRM Callcenter eingestellt werden.
Team Brendel gibt mit dem Verkauf seine Strategie auf, neben der eigenen Lösung auch
Microsoft CRM zu verkaufen. Steve Brechbühl sagte zu IT Reseller, es sei nicht gelungen, mit Microsoft CRM in der Schweiz Projekte zu realisieren, die Funktionalitäten der Lösung entsprächen nicht den Anforderungen des Marktes. Und Brechbühls neuer Chef Une Amundsen doppelte nach: «Keiner will Microsoft CRM, und selbst wenn, würden wir das Produkt nur über meine Leiche verkaufen.»
Starke Mutter
Superoffice ist ausser in Norwegen mit Niederlassungen in Schweden, Dänemark, den Niederlanden und in Deutschland vertreten, verfügt laut eigenen Angaben über mehr als 11’000 Kunden in Europa und setzte im 2004 ca. 41 Mio. Franken um, bei einem EBIT-Gewinn von rund 9 Mio. Franken. Team Brendel hat laut eigenen Angaben im letzten Jahr bei einem Umsatz von 4 Mio. Franken «einen Gewinn» (Zitat aus dem heutigen Communiqué) geschrieben. 60 Prozent des Umsatzes fielen auf die Schweiz, der Rest auf Deutschland.
Brendel beschäftigt inklusive Freelancern und Teilzeitmitarbeitern rund 50 Angestellte, 12 davon arbeiten im Entwicklungsteam von Wincard CRM. Steve Brechbühl bleibt Geschäftsführer. Das neue Unternehmen wird fortan unter dem Namen
Superoffice Team Brendel am Markt auftreten. Der Name Wincard soll bestehen bleiben. (mh)