D-Link wechselt die Strategie

Der vor allem mit SOHO-Netzwerk-Produkten bekanntgewordene Hersteller will vermehrt im Enterprise-Segment punkten. Die Schweizer Niederlassung wird neu von Deutschland aus betreut.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/05

     

Anfang 2005 wurde D-Link Central Europe in die Regionen Osteuropa und DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) aufgeteilt. Arno Kunfermann, der D-Link Schweiz seit 2002 in einem Mandatsverhältnis geleitet hatte, zeigt sich noch heute etwas erstaunt, dass der Entscheid, sein Mandat nicht mehr zu verlängern, innert Tagen fiel. Schliesslich war er recht stolz auf die von ihm erreichten Umsatzsteigerungen. «Der Europa-Zentrale scheint es vor allem darum zu gehen, wo immer möglich, Kosten einzusparen. Mit rund sechs Millionen Franken ist die Schweiz für D-Link natürlich ein kleiner Fisch. Ich hoffe nur, sie verrechnen sich nicht, wenn sie glauben, die Schweiz von Deutschland aus betreuen zu können. Immerhin, alles in allem hatte ich eine gute Zeit mit D-Link. Jetzt bin ich eben auf der Suche nach einem neuen Mandat, wo ich hoffentlich wieder für ein ausländisches Unternehmen die lokale Niederlassung aufbauen kann.» Den Hintergrund zur Umstrukturierung bildeten offensichtlich Meinungsverschiedenheiten zwischen der englischen Vertretung für Gesamteuropa und D-Link Central Europe in Deutschland. Jedenfalls musste der deutsche D-Link-Chef seinen Sitz noch ein paar Tage vor Kunfermann räumen.

Keinen Country Manager für drei Leute

Neu ist Thomas von Baross (Bild) als DACH Managing Director für die Schweiz zuständig. Er vertritt die Meinung, dass es für die drei oder vier Leute in der Schweiz nicht unbedingt einen Country Manager brauche: «Die Management-Aufgaben können wir von Deutschland aus wahrnehmen. Zudem bin ich regelmässig in Zürich. Aber ich bin mir bewusst, dass die Schweiz ein spezieller Markt ist. Wir betreuen die Kunden deshalb auch weiterhin durch Schweizer Mitarbeiter von Zürich aus. Zudem denken wir ernsthaft darüber nach, einen welschen Mitarbeiter in der Romandie zu stationieren.»
Vereinfacht werde die Situation dadurch, das hier mit COS und Ingram die gleichen Distributoren tätig seien, wie in Deutschland. Als Vorteil der gemeinsamen Management-Betreuung sieht er die Möglichkeit, von Österreich und der Schweiz aus auf das vergleichsweise grosse Marketing-Team in Deutschland zurückgreifen zu können.
In Vorbereitung ist ein neues, gesamteuropäisches Partnerprogramm. «Natürlich werden die Details auf die einzelnen Märkte abgestimmt», verspricht Baross. Bis es soweit ist, dürfte es April oder Mai werden. «Wir wollen nicht einfach eine Allerwelts-Site aufsetzen, sondern Nägel mit Köpfen machen. Geplant sind Projekt-Unterstützung, Schulung und Marketing-Tools.»

Zurück ins Enterprise-Business

Seine wichtigste Aufgabe sieht Baross darin, den Enterprise-Markt für
D-Link zurückzugewinnen: «Wir haben in den letzten Jahren wohl etwas stark für den Consumer-Bereich und den Retail-Markt getrommelt. Das hat zwar den Brand bekanntgemacht, aber vielleicht auch einen falschen Eindruck erweckt. Wir möchten zwar weiterhin rund 20 Prozent unseres Umsatzes im Retail machen, doch der Rest läuft über VARs und über die Carrier. Managebare WLAN-Accesspoints oder 10-Gigabit-Switches mit 24 und mehr Ports kauft man nicht bei Mediamarkt, sondern beim Fachhändler.»
Die starken Umsatzzuwächse im Consumer-Bereich hatten D-Link in den letzten Jahren nach eigenen Angaben zum weltweit grössten Hersteller von Consumer-Networking-Produkten gemacht. Mit der Positionierung im Enterprise-Segment und im Channel besinnt sich das Unternehmen nun auf einen Bereich zurück, den es in letzter Zeit etwas vernachlässigt hatte. Baross will daher den indirekten Vertrieb von hochwertigen LAN- und WAN-Komponenten über Fachhändler und Systemhäuser sowie die Zusammenarbeit mit ISPs und Telcos vermehrt fördern. Im Vordergrund stehen dabei die 10-Gigabit-Systeme und neue Firewalls. Letztere sollen ab Mai in den Handel kommen. Auf Ende Jahr ist zudem eine Software für das Netzwerk- und Security-Management in mittleren und grösseren Unternehmen geplant. (fis)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER