Blackberry unter Druck

Patentverwerter und Konkurrenz bedrängen RIM und ihr Blackberry-System.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/13

     

Im März hatte das kanadische Unternehmen Research In Motion (RIM) mitgeteilt, dass man in einem aussergerichtlichen Vergleich bereit sei, 450 Millionen Dollar an den Patentverwerter NTP zu bezahlen. Dafür lasse NTP alle Ansprüche fallen. Der seit 2002 schwelende Streit zwischen RIM und NTP schien damit beigelegt.

Doch dann verweigerte NTP in letzter Minute die Anerkennung der aussergerichtlichen Einigung und hoffte wohl auf eine Nachbesserung: Es sei lediglich ein Vorvertrag unterzeichnet worden, so NTP, aber keine abschliessende Vereinbarung getroffen worden.
NTP schien keine schlechten Karten in der Hand zu halten: Die Patente der Firma sind so allgemein gehalten, dass sie praktisch jeden Hersteller belangen könnte, dessen Geräte per Funk E-Mails empfangen. Das entspricht dem Geschäftsmodell von NTP, die bereits mit mehreren Hardware- und Softwareanbietern, darunter Nokia, Lizenzabkommen abgeschlossen hat. Selber bietet sie aber keinen vergleichbaren Dienst an. Das Unternehmen wurde nur aus der Taufe gehoben, um die Patente eines seiner Gründer auszuwerten.


Doch jetzt erklärte das U.S. Patent and Trademark Office (USPTO) zwei weitere NTP-Patente vorläufig für ungültig. Nach Aussage von RIM stellt das Patentamt damit die Gültigkeit von sieben der insgesamt acht beanstandeten NTP-Patente in Frage. Für das verbleibende werde ebenfalls eine baldige vorläufige Entscheidung erwartet. Bis zu einem endgültigen Beschluss kann es allerdings noch lange dauern.

Verunsicherung

RIM-Chef James Balsillie sagte gegenüber verschiedenen US-Medien, selbst wenn NTP wie angedroht eine Verfügung gegen RIM durchsetzen könnte, habe RIM eine alternative Software entwickelt, gegen die NTP nichts in der Hand habe, und die bei laufendem Betrieb auf alle Geräte installiert werden könne. Details wollte er unter Berufung auf Vereinbarungen mit NTP und die Schweigeperiode vor der Veröffentlichung der RIM-Umsatzzahlen nicht nennen.


Die Drohung von NTP, einen gerichtlichen Verkaufsstopp für Blackberry-Produkte erwirken zu wollen, hatte für Irritationen gesorgt. Analysten empfahlen die RIM-Aktie bereits zum Verkauf, da es zu viele Unsicherheiten gebe. Zudem verwiesen sie auf die zunehmende Konkurrenz. Die Kanadier hätten den drahtlosen E-Mail-Markt lange allein beherrscht. Unterdessen versuchten aber neben Microsoft auch noch weitere Unternehmen wie Good Technology, Seven Networks und Intellisync Fuss zu fassen. Aufatmen kann RIM allerdings noch nicht. Weitere Patentverwerter wie der Luxemburger Konzern Inpro Licensing, der RIM vor einem britischen Gericht verklagte, machen ebenfalls Ansprüche geltend.


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