Lenovo ist enttäuscht

Der PC-Hersteller Lenovo feiert das erste Firmenjubiläum. Peter Hortensius (Bild), Senior Vice President, Notebook Business Unit, zieht eine erste Bilanz.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/09

     

Anfang Mai hat Lenovo sein erstes Firmenjubiläum gefeiert. Nach der Übernahme der IBM-PC-Sparte und dem offiziellen Markteintritt 2005 hat der chinesische Computerhersteller ohne Pauken und Trompeten das ehemalige Geschäft von Big Blue weitergeführt und war vor allem im Hintergrund aktiv.
«In den vergangenen 12 Monate», so Peter Hortensius, Senior Vice President der Lenovo Notebook Business Unit, «haben wir uns vor allem auf Integra­tion der einzelnen Business-Units konzentriert um so ein starkes Fundament für die Zukunft zu schaffen. Kontinuität nach aussen stand im Vordergrund, und Kunden und Businesspartner sollten in ihrem Tagesgeschäft so wenig wie möglich während dieser Phase tangiert werden.»

Kulturelle Integration

Hortensius ist überzeugt, dass es Lenovo durch dieses Vorgehen gelungen ist, potentielle negative Auswirkungen einer solchen Akquisition möglichst gering zu halten und dass das Unternehmen von Fehlern anderer Merger und Akquisitionen profitieren konnte. Auch die Zusammenführung der westlichen mit der chinesischen Unternehmenskultur sei aus personeller Sicht unproblematisch verlaufen, sagt er.

Verlorene Marktanteile

Heuer soll mit neuen Produkten und einer Werbemaschinerie der Bekanntheitsgrad angekurbelt werden. Lenovo tut gut daran, dieses Vorhaben zügig voranzutreiben nicht zuletzt nach der Veröffentlichung der PC-Marktzahlen von Gartner und IDC. Nach Angaben der Auguren beider Marktforschungsinstitute belegt Lenovo weltweit mit einem Marktanteil von 6 Prozent zwar immer noch den dritten Platz hinter Dell und HP. In Europa indes musste das Unternehmen Federn lassen und ist aus der Liste der Top fünf geflogen. «Wir sind enttäuscht, das wir Markanteile in Europa verloren haben», gibt Hortensius zu, nimmt die Neuigkeit aber recht gelassen. «Die Zahlen basieren auf den verkauften Stückzahlen und berücksichtigen alle Märkte inklusive das Consumer-Segment. Mit dem bestehenden Produktportfolio war es nicht möglich, den Marktanteil zu halten oder gar dazuzugewinnen. Bisher haben wir nur IBM-Produkte verkauft. Jetzt haben wir das Produktportfolio mit der Lenovo-3000-Familie erweitert und die Situation sieht ganz anders aus. Damit werden wir bestimmt wieder Boden gut machen.» Im gleichen Atemzug stellt Hortensius für die kommenden Monate weitere Announcements für ThinkPad und ThinkCenter in Aussicht. Geplant sei ebenfalls, einige Produkte einem «refresh» zu unterziehen. Beispielsweise sollen Produkte mit der neusten Intel-Chip-Technologie bestückt werden. Aber auch Wireless LAN, Breitband und leistungsfähigere Batterien werden für zukünftige Produktgenerationen von Bedeutung sein.

Gestern Japan, heute China

Befürchtungen von Kunden, dass Lenovo-branded Produkte weniger zuverlässig und innovativ sein könnten als die seit Jahren etablierten IBM-Thinkpads oder dass ein «Made in China» auf PCs und Notebooks den Verkaufserfolg schmälern könnten, lässt Hortensius nicht gelten. «Vor 20 Jahren hatten wir die gleiche Diskussion mit Produkten aus Japan, heute gehören sie zu den besten der Welt. Mit Produkten aus China wird es sich ähnlich verhalten. Bereits IBM hat ihre Thinkpads in einer Produktionsstätte ausserhalb Hongkongs hergestellt. Lenovo produziert am gleichen Ort mit dem gleichen Entwicklerteam und wir werden auch in Zukunft diese Aufgabe nicht Dritten überlassen», erklärt Hortensius.


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