Eine Affäre jagt die nächste: Über die letzten Wochen wird die IT-Branche nicht gerade von einem Glorienschein der Unschuld umstrahlt.
HP befleckte sich mit einer Schnüffelaffäre, bei der mit stasiähnlichen Methoden Verwaltungsräte und Journalisten überwacht wurden. Man wollte um jeden Preis ein Leck aufspüren, durch das vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit drangen. Als Folge davon haben bereits mehrere involvierte Manager bei
HP den Hut genommen.
Ein ebenfalls unrühmliches Kapitel Wirtschaftsgeschichte schreiben zur Zeit
Benq und
Siemens. Der Konkurs der an Benq veräusserten Mobilfunksparte bricht einen Rechtsstreit über Ausgleichszahlungen vom Zaun, der die Gerichte noch eine Weile beschäftigen dürfte. Derweil wird Siemens vorgeworfen, der Konzern habe sozusagen mit Benq Konkurs-Outsourcing betrieben, um sich selber das blütenweisse Unschuldshemd überstreifen zu können.
Kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe gestand
Apple, das Datum bei Optionsscheinen nachträglich verändert zu haben, um den Wert der Optionen mit besseren Aktienkursen zu vergolden. In der Folge muss der Computerhersteller nochmals über die Bücher und quasi als Strafaufgabe die Bilanzen korrigieren.
Auch hierzulande wogt es. Da ist zum einen der ehemalige Swisscom-Präsident Markus Rauh, dem Insider-Geschäfte vorgeworfen werden. Dann gibt es noch die CE-Einkaufsgenossenschaft Tetora, in deren Umfeld von Druckversuchen gesprochen wird, die an Erpressung grenzen
(siehe Artikel Seite 34).
Was ist nur los? Wird überall gemauschelt? Offensichtlich. Man kann dies als Zeichen harten Wettbewerbs deuten. Tröstlich ist nur, dass die Zustände in der IT-Branche noch nicht jene in der Bauindustrie erreicht haben, die fast schon unter generellem Korruptionsverdacht steht. Ebenfalls beruhigend: Die Schweiz führt die Rangliste der Länder mit der tiefsten Rate von Korruptionsfällen an. Vertrauen wir darauf, dass die Studienverfasser unbestechlich waren. (Matthias Pfander, Redaktor)