Ich bin beruhigt. Als Neuling unter den IT-Journalisten hab ich mir bis vor kurzem grosse Mühe gegeben, so zu tun, als wüsste ich genau, was SOA, MDA, ILM, CMDB, LMDS, TCO und VTL im Detail bedeuten, um hier nur eine kleine Auswahl der gängigen Abkürzungen zu nennen. Es gibt aber Hunderte - nein Tausende solcher Kürzel, die einem in dieser Branche tagein, tagaus an den Kopf geworfen werden und mir immer wieder das Gefühl geben, nicht richtig dazuzugehören. Seit ich aber gestern bei einem Essen mit gestandeneren Journalisten-Kollegen erfahren habe, dass es nicht nur mir, sondern auch ihnen allen so geht, bin ich beruhigt. Keiner weiss wirklich, was hinter all den Abkürzungen steht.
Das hat zwei Gründe: Zum einen kommen immer wieder neue Schlagworte auf, die jedes Unternehmen der betroffenen Branche schnell adaptieren muss. Schliesslich hat auch der Kunde schon von dem neusten Konzept gehört und fragt vielleicht sogar gezielt danach. Da liegt es auf der Hand, dass der Hersteller in seinem Produkt einen Ansatz des neuen Konzepts findet und es dem Kunden und uns Journalisten anhand seines Produktes erklärt. Bloss tun das auch alle andern – jeder ein bisschen anders, was das neue Konzept zu einem diffusen Irgendwas verkommen lässt, das auf so vieles angewendet werden kann, dass es zur hohlen Phrase wird.
Der zweite Grund für die Verwirrung kommt vom genauen Gegenteil: Man spricht vom Gleichen, benutzt aber ein anderes Kürzel. Schliesslich will man nicht die gleiche Abkürzung für etwas benutzen wie der Konkurrent, erst recht nicht wenn dieser schon länger davon spricht und man als Nachzügler dastehen könnte.
Also schnell ein eigenes Kürzel für die Idee des anderen kreieren und als neue Idee auf den Markt bringen.
Da sich daran nichts ändern wird, bleibt einem nur, sich durch nachfragen schlau zu machen oder mit bedeutungsvollem Kopfnicken Verständnis vorzutäuschen. (Sebastian Lanz, Redakor)