Das Geschäft mit den flachen Fernsehern boomt und sie gehören zu den wenigen Hardware-Produkten, die den Distributoren und Resellern noch ordentlich Margen versprechen. Kein Wunder
Also, dass mehr und mehr auch traditionelle IT-Distributoren auf den CE-Zug aufzuspringen versuchen. Erst im vergangenen Mai gab beispielsweise
Ingram Micro bekannt, das Engagement im Handel mit CE-Produkten künftig verstärken zu wollen. Als Konsequenz führt der Distributor nun auch Flachbildfernseher, MP3-Player, Mediacenter, Kameras, Spielkonsolen und andere klassische CE-Produkte im Angebot. Der Handel scheint das neue Angebot kaum zu brauchen.
IT-Distributoren für IT-Produkte
Zwar stehen praktisch alle 31 befragten CE-Fachhändler bei einem oder mehreren IT-Distributoren auf der Kundenliste, trotzdem lassen die Ergebnisse einer nicht-repräsentativen IT-Reseller-Umfrage berechtigte Zweifel daran aufkommen, ob und wenn ja in welchem Umfang den IT-Distributoren der Einstieg ins Consumer-Geschäft gelingt: Die CE-Händler selber geben sich von den neuen Einkaufsmöglichkeiten grösstenteils unbeeindruckt, und lediglich ein Drittel gab an, dass die Ausweitung des Angebots der Distributoren ihr Einkaufsverhalten verändert habe. So sind es nach wie vor hauptsächlich die auf Heimanwender zugeschnittenen IT-Produkte, die die Händler bei ihnen beziehen. Zu den Spitzenreitern gehören beispielsweise Fotodrucker und Scanner, PCs und Consumer-Notebooks, Heimnetzwerk-Komponenten, Speichermedien und allenfalls noch Mediacenter.
Schlechte Preispolitik
«Manche Produkte kann ich nur über
Also und
Tech Data beziehen», bemerkt Marc Saxer, Inhaber von EP Saxer. Der meistgenannte Grund ist denn auch die Ausweitung des Sortiments auf IT-Produkte sowie die Tatsache, dass viele Produkte aus dem IT-Bereich, die der Heimanwender heute wünscht, bei Tetora oder Interfunk nicht erhältlich sind. Andere kaufen Computerkomponenten, da sie selber assemblieren.
«Die IT-Distributoren haben einen schlechten Service, und ihre Preis- und Mengenpolitik wirkt sich negativ auf den Markt aus», kritisiert Roman Humbel, Geschäftsführer bei Expert Humbel, und sein Kollege Markus Wolf von der W. Albrecht AG fügt hinzu, dass der Vertrieb an jedermann unterbunden und ausgewiesene Fachhändler bevorzugt werden sollten. Ausserdem sei er mit der langjährigen Zusammenarbeit mit den Herstellervertretern zufrieden und bekomme dort attraktivere Margen geboten.
Mangelhaftes Fachwissen
Besonders die anscheinend mangelhaften Fachkenntnisse der IT-Distributoren im Zusammenhang mit CE-Produkten wird von einigen kritisiert: «Die Produktkenntnisse sind ungenügend bis unbrauchbar», so das harte Verdikt des Cuel-Walter-Geschäftsführers Beat Schmid. Zudem vermisst er die Identifikation mit der Marke. Unzufrieden mit der Leistung der IT-Distributoren zeigt sich auch Toni Frank von Frank RTV, dem die Abwicklung von Garantiefällen zu bürokratisch, das Fachwissen zu klein und die Preise im Gegensatz dazu zu hoch sind. Für einen anderen ist das neue Angebot schlicht überflüssig, da das Angebot der klassischen CE-Distributoren praktisch komplett sei und die Zusammenarbeit funktioniere.
Zusätzliche Kanäle erwünscht
Am Ende steht jedoch fest: Wer nicht bei IT-Distributoren einkaufen will, der muss auch nicht. Hans Moch, Inhaber der Mock AG, begrüsst den neuen Kanal, auf den er bei Lieferengpässen seitens der CE-Distributoren zurückgreifen kann. Auch andere CE-Händler, wie beispielsweise Edgar Fuchs von Fuchs Foto Video Multimedia, begrüssen die neuen Einkaufsmöglichkeiten. Er misstraut den Herstellern, die den Fachhandel schon einmal im Stich gelassen hätten. «Als kleiner Händler muss man sich alle Kanäle offen halten», ist er überzeugt. Er vermutet, dass Flächenmärkte wie Media Markt die neue Charmeoffensive der Hersteller gegenüber den Fachhändlern begrüssen. «Für die grossen Retailer ist es besser, wenn sie preislich mit dem Fachhandel verglichen werden als mit dem günstigen Internet.» (mag)