Die zertifizierten Microsoft-Partner (Microsoft Certified Partner, MCP) haben sich in den USA bereits 1993 zu einem Verband, der International Association of
Microsoft Certified Partner (IAMCP) zusammengeschlossen, um ihren Interessen gegenüber dem Softwarehersteller mehr Gewicht zu geben und um durch Vernetzung untereinander neue Geschäftsfelder zu erschliessen. In der Schweiz gibt es einen lokalen Ableger seit rund zweieinhalb Jahren, der IAMCP Switzerland, dem Stefan Essi Fischer, Geschäftsführer von
1eEurope Schweiz, als Präsident vorsteht.
IT Reseller: Herr Fischer, wo steht der Verband heute?
Essi Fischer: Der Verband zählt heute über 40 Mitglieder, das ist zwar gemessen an unseren bei der Gründung des Verbands gesteckten Zielen leicht weniger als vorgesehen, im internationalen Vergleich stehen wir aber ausserordentlich gut da. In Deutschland beispielsweise sind es nach meinem Wissen nicht mal doppelt so viele. Wir hatten im ersten Vereinsjahr eine beachtliche Anzahl von Veranstaltungen auf ausgezeichnetem Qualitätsniveau durchgezogen. Allerdings konnten diese hochgesteckten Erwartungen im zweiten Jahr nicht mehr ganz erreicht werden.
War nach dem anfänglichen Aktivitätsschub im zweiten Jahr ein wenig die Luft raus?
Das kann man so nicht sagen. Es war vielmehr so, dass die drei Gründer zusätzliche Kräfte rekrutieren mussten, um das Tempo beizubehalten. Wir haben gewisse Funktionen zusätzlich besetzt, weshalb in der Folge einige Aktivitäten nicht oder erst verzögert stattgefunden haben. Alles in allem ist das Fazit aber positiv, und wir haben im ersten Halbjahr 2008 bereits wieder einige interessante Aktivitäten anbieten können und sind in der Planung von neuen Projekten.
Welches waren denn die letzten «Meilensteine»?
Sehr wichtig ist uns der Wissenstransfer unter den Partnern. Zum Beispiel haben wir zusammen mit dem Beratungsunternehmen Dr. Sieber und Partner eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, welche Erwartungen Schweizer Unternehmen in ihre IT-Dienstleister haben. Die Studie ist sehr gut angekommen, hat aber auch einige Mitglieder wachgerüttelt.
Inwiefern?
Es wurde zum Beispiel festgestellt, dass von einem IT-Partner verlangt wird, dass er die spezifischen Probleme des Kunden versteht, nicht bloss die technischen. Oder anders gesagt braucht ein IT-Dienstleister nicht nur technische, sondern auch betriebswirtschaftliche Skills.
Das ist allerdings nicht unbedingt eine neue Erkenntnis.
Das stimmt, aber sie wird noch ungern gehört, weil sie für viele infrastrukturlastige Dienstleister eine Lücke in ihrem Skillangebot darstellt. Wir haben daraufhin aber einen Kurs angeboten, der auf sehr grosse Resonanz gestossen ist. Es handelte sich um einen dreitägigen Workshop, bei dem man sich Dinge wie die Berechnung eines Return on Investment, Beratungswissen oder auch Projektmethodenwissen aneignen konnte. Wir hatten 30 Kursteilnehmer, die für einmal keine technische, sondern rein betriebswirtschaftliche Inhalte mit nach Hause nahmen. Der Kurs wurde von den Teilnehmern mit einer Durchschnittsnote von 4,6 auf einer Notenskala von 1 bis 5 bewertet. Er ist so gut angekommen, dass
Microsoft selbst viele Inhalte in ihr Programm integriert hat. Dann haben wir Kurse für Key Account Management und Projekt-Management angeboten. Bei den einen Kursen sprechen wir eher Firmeninhaber, die oft einen Verkaufs- oder technischen Hintergrund haben, an. Andere Kurse sind eher für Mitarbeiter in Schlüsselpositionen gedacht.
Arbeiten Sie auch mit Microsoft zusammen?
Ja, natürlich. Allerdings sehen wir uns hier nur punktuell in der Lage, Einfluss zu nehmen. Wir können zum Beispiel darauf hinwirken, dass in einem gewissen Bereich, zum Beispiel im Sharepoint-Bereich, nicht zu viele Partner aufgebaut werden, da wir der Ansicht sind, dass die Qualität der Partner in einem so beratungsintensiven Geschäft von grosser Wichtigkeit ist. Man muss aber auch klar sehen, dass sich gewisse Dinge unseres Einflusses entziehen, insbesondere wenn es um Vorhaben geht, die vom Hauptsitz kommen.
Was ist in näherer Zukunft von IAMCP Switzerland zu erwarten?
Wir prüfen derzeit die Möglichkeit, eine gemeinsame Pensionskasse zu gründen. Wenn es gelingt, könnten alle IAMCP-Mitglieder von besseren Bedingungen profitieren. (Interview: Markus Häfliger)