«Der Spieltrieb hat die Gesellschaft fest im Griff. In uns allen schlägt ein Gamer-Herz - wir wissen es nur nicht oder nicht mehr», sagte Bruno Beusch zur Eröffnung der Gamehotel-Konferenz in Zürich. Beusch leitet mit Tina Cassani die Agentur TNC Network, die Gamehotel seit 2003 unter anderem in Paris, Tokio und New York veranstaltet. Obwohl der Anteil von Spielen am gesamten Wirtschaftsvolumen von Software nicht belegt ist, sagte Benno Seiler, Leiter Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich: «Im Bereich Software und Games arbeiten über 7000 Beschäftigte in Zürich, die einen Umsatz von rund 3 Milliarden Franken generieren.»
Paradebeispiele für Konvergenz
«Mit Spielen haben wir über Jahrzehnte geprobt, wie Nutzer gebunden werden können», sagte Beusch. Die «Generation G» unterscheide nicht zwischen Arbeit und Spiel. Alles was Spass mache, sei cool. Soziale Medien wie Xing, Linkedin und Facebook sind auf dem Siegeszug. Sie lassen die Nutzer Freunde auflisten und Profile nach eigenem Gutdünken aufbrezeln - wie in einem Online-Game. «Die ganze Welt ist ein Spiel», sagte Gabe Zichermann in Anlehnung an Shakespeare. Der CEO und Mitgründer des New Yorker Startups «rmbr.com» arbeitete unter anderem für
Cisco,
Nortel und Trymedia Systems. Er ist überzeugt, dass Spielmechanismen aus digitalen Spielen Produkte und Services attraktiver machen. Ein Beispiel lieferte er in Konzeptform des Fiktivspiels «Morgage-Gate», das die Finanzkrise nachstellt. Als Immobilien-Investmentbanker erfährt man da, wie nicht vorhandenes Vermögen mit komplex verzwirbelten Risikoanlagen pulverisiert und zum Schuldenberg transformiert wird. «Damit würden alle verstehen, wie es zur heutigen Krise kam», sagte Zichermann.
Kultur und moderne Ausdrucksform
Spiele eignen sich wie kein zweites Medium, um komplexe Sachverhalte verständlich zu machen. Dies ermutigt Unternehmen, ganz neue Services anzubieten. Impact Games aus den USA ist eines davon. CEO Eric Brown wurde von Newsweek Japan zu einem der «100 Social Entrepreneurs Changing the World» gewählt. Hauptteil des Geschäftsmodells ist die Website «Playthenews-game.com». Brown stellte den Nutzen seiner quizähnlichen News-Plattform vor, die trockene Information über das spielerische Element verbreiten soll. Die Plattform scheint aber an ihrer Starre zu scheitern: Nutzer werden trotz einfachem Erstellungstool derzeit noch von der News-Kreation ausgeschlossen.
Nutzerkreativität als Businessmodell
Das Individuum kann heute dank digitaler Technologie die Welt mitgestalten. Wikipedia beweist dies. Unified Communication und Collaboration ist ein Teil dieses Trends, wenn Technologie die Nutzer von überall in das Geschäftssystem einbindet. Wie man den Gedanken der Nutzer-Interaktion auf die derzeitige Spitze treibt, zeigte Chris Hecker von
Electronic Arts. Mit kinderleichten Werkzeugen kreieren Nutzer im Spiel «Spore» ihre eigenen Inhalte: Von Häusern über Raumschiffe bis zum Lebewesen, das sich von der Ursuppe über den Planeten bis ins Universum verbreitet. Über 40 Millionen Kreationen sind seit Juli zusammengekommen - teils hochqualitativ und alle frei zugänglich zum Ausprobieren. «Spore» hat Pioniercharakter für den heissesten Spieltrend der Zukunft und funktioniert ähnlich wie die Widgets von
Google,
Yahoo und
Microsoft für aktuelle Betriebssysteme; oder Software-Mods von Amateuren, die eingekauft und als kommerzielle Produkte verbreitet werden. Nutzer-Interaktion ist der Schlüssel, um den Open-Source-Gedanken weiterzuziehen. Mittels Spieltrieb und einfacher aber mächtiger Tools würden die Business-Nutzer zum Weiterentwickeln des Produktes gebracht - zum Vorteil aller. (Marco Rohner)
Dienstleister zum Thema - Swisscom-Tochter Webcall spürt dem Trend nach
Für
Swisscom steht Unified Communication (UC) für die Medienkonvergenz und wird in Zukunft eine immer stärkere Bedeutung erhalten. «Das Zusammenführen der verschiedenen Kommunikationskanäle wird das Büro verändern», sagt Othmar Frey, CEO der Swisscom-UC-Tochter Webcall, gegenüber IT Reseller. Medienkonvergenz könne dem Kunden den grösstmöglichen Nutzen von UC anbieten, unterstützt von integrierten Business-Anwendungen wie CRM. «UC verändert das Verhalten der Benutzer. Sie können direkter, schneller und flexibler kommunizieren. Einfache Bedienung unterstützt dies. Nutzer müssen vom Start an dabei sein, um Hemmnisse loszuwerden und die gewünschte Produktivität und Zusammenarbeit auszureizen», sagt Frey. (mro)