Die Compaq-Bosse um Ben Rosen haben sich auf eine unspektakuläre Nachfolge des geschassten Eckhard Pfeiffer geeinigt. Gekürt wurde der bisherhige Chief Operational Officer Michael Capellas. Natürlich ist Rosen voll des Lobes über seinen neuen CEO, er habe «die Firma auf Internet-Geschwindigkeit» gebracht. Capellas ist der Mann, der seit letzten August damit beauftragt ist, Compaqs Channel und Distributionsmodell durchzukämmen und «E-Business»-tauglich zu machen.
Massiver Personalabbau
Capellas hat nun die undankbare Aufgabe, ca. 6000 bis 8000 Leute von der Lohnliste des Konzerns zu streichen und den Supertanker der Computerindustrie wieder in Fahrt zu bringen. Keine leichte Aufgabe, denn die aktuellen Zahlen sehen düster aus. Im zweiten Quartal verlor man nach eigenen Angaben 184 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 9,4 Milliarden. Die Kosten für die geplante Restrukturierung, inklusive diverser Fabrikschliessungen, werden auf 700 bis 900 Millionen Dollar veranschlagt.
25% Direktverkäufe in Europa angepeilt
In einem Telefoninterview musste Capellas zugeben, dass seine Firma bei der Kommunikation der künftigen Direktverkaufsstrategie nicht gerade durch Klarheit geglänzt habe. Capellas: «Wir hatten eine unklare Strategie. Man kann die Frage, ob direkt oder indirekt verkauft werden soll, nur vom Kunden aus beantworten. Aber es gibt eine Tendenz zu Direktverkäufen. Unsere ‘Global Accounts’ wollen von uns weltweit und direkt bedient werden. Auch die ‘Major Accounts’ werden wir direkt beliefern. Bei allen anderen Kunden ist der Channel stark.» Gemäss Capellas beliefert Compaq heute ca. 300 globale Kunden und ca. 8000 «Major Accounts».
Compaq Schweiz verliert (ein bisschen) an Autonomie
In der Schweiz ist man, so Sprecher Stefan Gürtler, mit dem erreichten Umsatzplus von 10% zufrieden. Zwar stünden andere wie
IBM oder
Dell besser da, doch sei es schwieriger, als Marktführer schnell zu wachsen, denn als Runner-up. Zu Entlassungen sollte es nicht kommen, denn Compaq Schweiz erreiche bereits die geforderten Relationen von Umsatz, Ertrag und Personalbestand. Hingegen würden die zwei Abteilungen NSIS (Netzwerke und Installation) und OMS (Outsourcing) zusammengelegt. Bisher sei man, so Gürtler, in den einzelnen Ländern relativ autonom gewesen, falls die Zahlen stimmen. Dies werde sich jetzt «bis zu einem gewissen Grad» mit den neuen vertikalen Strukturen bei Compaq ändern. Zu einer möglichen Reduktion der Distributoren will sich Gürtler nicht festlegen, doch gibt er zu bedenken, dass in der Schweiz der Handelskanal überproportional stark ist. Gürtler: «Wir sind da höchst vorsichtig. Nach der Devise ‘never change a winning team’ wäre es jetzt gefährlich, unsere Händlerlandschaft umzubauen.» (hc)