Seelenmassage von Fiorina und Capellas

6. September 2001

     

Seelenmassage für Investoren und Angestellte - so könnte man die gegenwärtige Haupttätigkeit von HP-CEO Carly Fiorina und Compaq-Chef Michael Capellas umschreiben. Am Dienstag wurde die geplante Übernahme von Compaq durch HP angekündigt, die, so wie es dargestellt wird, von den CEOs persönlich ausgetüftelt und ins Rollen gebracht wurde.

Damit haben die beiden, um die Bilder mal etwas zu strapazieren, nicht nur eine Katze sondern einen ausgewachsenen Tiger aus dem Sack gelassen, an dessen Schwanz sie nun auf Gedeih und Verderb hängen, bis er gezähmt ist, oder sie auffrisst. Gleichzeitig müssen sie noch die vom Tiger verschreckten Aktienbesitzer und Angestellten beruhigen, damit sie bei der Stange bleiben.


Im Moment ziehen die CEOs von einem Investorenmeeting zum nächsten, um den Deal zu erklären, dessen Sinn vielen nicht recht einleuchten will.
Die Aktienbesitzer sind die grösste Bedrohung für die geplante Übernahme von Compaq durch HP. Sie können die Pläne zunichte machen, noch bevor Gross-HP überhaupt zu seinem gewagten Flug abheben könnte. Dass die Investoren davor zurückscheuen, zeigen die fallenden Aktienkurse - Gartner Dataquest schätzt die Chancen, dass die Übernahme bewilligt wird im Moment auf lediglich 40%.

Eine andere Gruppe, deren Seelen gepflegt werden müssen, sind die eigenen Angestellten. Zwar ist die Streichung von 15'000 Stellen sowieso geplant, aber ein Massenexodus der talentiertesten Leute, wie er so oft bei Übernahmen stattfindet, ist das letzte was Fiorina und Capellas jetzt gebrauchen können. Schliesslich will man selbst aussuchen, wer gehen soll und wer nicht.

Compaq-Angestellte haben deshalb nette Post erhalten, nicht nur vom gegenwärtigen Boss sondern auch von ihrer designierten Chefin Carly Fiorina. Fiorinas zuckersüsses Mail muss wohl als erste Kontaktaufnahme verstanden werden. Darin ist viel von ihrem Respekt die Rede, für Compaq und für Capellas, ausserdem versucht sie, den Compaqlern schon Mal "The HP-Way" etwas näher zu bringen.

Die Nachricht von Michael Capellas hat etwas mehr informatives Fleisch am Knochen. Vor allem erklärt er, warum er der Umgestaltung von Compaq in eine "Enterprise-Company" aus eigener Kraft nicht mehr Zeit geben wollte. Zwei grosse Schwächen im Compaq-Portfolio habe es gegeben: Data Center Unix, und Applikations-Integrations-Tools wie HPs "Openview". Dies hätte es verhindert, dass man allein ein wirklich grosser Player im Unternehmensmarkt hätte werden können.

Fiorinas E-Mail an die Compaqler kann man in der vollen Version beim "Inquirer" nachlesen, jenes von Capellas bei "VAR-Business". (hjm)




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