Nach der letzten Freitag bekanntgegebenen Übernahme der Schweizer Niederlassung der
COS Distribution durch den Mägenwiler Distiributor Brack Electronics hat Geschäftsführer Roland Brack heute an einer Medienkonferenz näher über die Transaktion informiert. Von entscheidender Bedeutung ist, dass Brack nun auf einen Schlag zu viel höheren Umsatzvolumina mit allen Herstellern kommt. Zwar können für den konsolidierten Umsatz nicht die Umsätze der beiden Firmen addiert werden, weil Brack der grösste Kunde von COS und COS der grösste Kunde von Brack ist und deshalb ein Teil der Umsätze bisher doppelt gezählt wurde. Brack machte 2005 83 und COS 125 Mio. Franken Umsatz.
Darüber hinaus musste COS auch dieses Jahr wieder mit einem massiven Umsatzrückgang kämpfen und man rechnet für 2006 noch mit einem Umsatz von rund 92 Mio. Franken. Zusammen kommen die Beiden Unternehmen auf einen Umsatz von rund 175 Mio. Franken. Der Umsatzsteigerung ist aber immer noch beträchtlich und sowohl Brack als auch COS kommen dadurch auf einen Schlag zu besseren Einkaufskonditionen und der Zwischenhandel respektive die Subdistribution von diversen Proudukten (Brack bei COS und umgekehrt) entfällt. Das Unternehmen wird ca. 135 Mitarbeiter beschäftigen. Der Geschäftsführer von COS Schweiz, Christian Köck, hat sich entschieden, das Unternehmen nach einer Integrationsphase zu verlassen, Roland Brack wird Geschäftsführer.
Es wurde ein Team gebildet, das die Integration vorantreiben soll. Technisch werden die COS-Daten aus dem SAP-System in die Navision-Lösung von Brack migriert. Inhaltlich soll eine detaillierte Analyse soll helfen, möglichst viele Synergien zu nutzen. " Synergien können in allen Bereichen erwartet werden. Das ist ja das Schöne und auch der Grund, wieso die Übernahme so gut passt", sagt Brack im Gespräch mit IT Reseller. Dies bedeute aber nicht, dass auch Personal abgebaut wird, beteuert
Brack. "Wir wollen ja zusätzliche Dienstleistungen und Produkte anbieten, was wiederum mehr Manpower benötigt." Auf jeden Fall soll möglichst schnell Gewissheit darüber hergestellt werden, zu welchen Veränderungen (insbesondere bezüglich Personalentwicklung) es kommen wird.
Bekanntlich können solche Übernahmen genau daran scheitern, dass beim Personal Unsicherheit darüber herrscht, ob ihr Job nach einer Übernahme in Gefahr ist. Im vorliegenden Fall dürfte bei den COS-Mitarbeitern wohl jetzt eher die Erleichterung vorherrschen, war doch die COS-Gruppe durch ihre schon zur Routine gewordenen Meldungen zu Umsatzrückgängen und Millionenverlusten nicht gerade ein Arbeitgeber, der bei Mitarbeitern das Vertrauen über den Erhalt der Arbeitsplätze stärkt. Dazu beitragen dürfte auch die Tatsache, dass COS Schweiz ab 1. September unter dem Namen
Alltron AG firmieren wird.
Die COS-Gruppe hatte im April 2001 mit Alltron einen Komponentendistributor mit excellentem Ruf übernommen, die Integration misslang aber leider komplett und verursachte massive Abschreiber, die Umsätze schrumpften kontinuierlich, COS kam nicht mehr aus den roten Zahlen. Nun fragt sich, was mit COS Deutschland passieren wird, durch den Verlust der Schweizer Umsätze wird der Disti in Deutschland massiv an Bedeutung verlieren, die Einkaufsmacht wird abnehmen, die Margen sich weiter verschlechtern. In der Schweiz aber hat Brack konkrete Vorstellungen: Zu einem späteren Zeitpunkt soll die "neue" Alltron das Distributionsgeschäft von Brack übernehmen und sich auf das Geschäft mit den Händlerkunden konzentrieren, während Brack Electronics Geschäfts- und Endkunden bedient. Ob die Acer-Subdistribution weitergeführt wird, ist noch unklar. Es werde nun der Nutzen jedes Herstellers unter die Lupe genommen, einen festen Plan bezüglich
Acer gebe es derzeit noch nicht, sagt
Brack.
Brack will Alltron zum, wie er sagt "besten und grössten Komponentendistributor der Schweiz mit einem hervorragenden Service aufbauen". Mit der Trennung zwischen Distribution und Handel an Endkunden entfalle auch der Channelkonflikt, meint
Brack. In der Tat gab es immer wieder Stimmen von Händlern (und insbesondere von Vertretern der Konkurrenz, Anmerkung der Red.), die sich darüber beklagten, dass Brack auch direkt an Endkunden liefert. Es wird sich zeigen, ob Brack die Vorteile, die ihm durch die Distributrion entstehen, an die Händler preislich weitergibt. Und es wird sich nichts daran ändern, dass er an Endkunden liefert, auch wenn er dies künftig nur noch unter dem eigenen Namen tut. Bei Alltron will er bestehende Dienstleistungen von Brack übernehmen und ausbauen: "Wir wollen unsere Dienstleistungen ausbauen, damit nächstes Jahr Alltron beim IT Reseller Disti Award gut abschneidet. Alltron war eine Erfolgsgechichte und wir wollen wieder zum alten Glanz zurück."