Red Cube, der Zürcher Start-up des umtriebigen Gründers und CEO Niklaus Zenger (39), hat die Vollbremse gezogen: Anfang Jahr entliess der Anbieter von IP-Übertragungsdienstleistungen still und heimlich mehr als einen Drittel seiner Belegschaft. «60 bis 70 Leute», wurden laut Pressesprecherin Natascha Widmer entlassen.
Red Cube habe «im Dezember ein Hoch von 180 Leuten gehabt» und müsse und wolle sich jetzt auf profitable Geschäftsbereiche konzentrieren.
Die Entlassenen hätten allesamt im Bereich Carrier Business gearbeitet, von dem Red Cube jetzt wegkommen wolle. In Zukunft will sich das Unternehmen auf Value Added Services wie Kommunikationsportale und Unified Messaging konzentrieren.
Hierzu seien auch bereits wieder 15 neue Leute eingestellt worden. Zur Zeit beschäftigt Red Cube noch 130 Angestellte, davon, so Widmer, 90 bis 100 in der Schweiz.
Ist Red Cube überschuldet?
Gerüchte, dass Red Cube seine Rechnungen nicht bezahle und Ausstände in der Höhe von 50 Mio. Dollar habe, weist Widmer zurück: Die Ausstände beliefen sich auf deutlich weniger als 50 Mio. Dollar und seien durch Forderungen und Cashreserven gedeckt.
Schliesslich berichten firmennahe Quellen, die Firma, die vor einem Jahr noch kaum jemand kannte und plötzlich in aller Munde war, hätte den für Sommer dieses Jahres angestrebten Börsengang auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. Widmer lässt sich zu keinen Äusserungen hinreissen: «Solange wir nichts anderes kommunizieren, halten wir an dem Plan fest, im Juni das IPO zu machen.»
Allerdings wäre gerade jetzt die Zeit günstig, eine valable Ausrede für das Nichteinhalten vollmundiger Ankündigungen zu finden. Immerhin steckt in Red Cube ein Firmenvermögen von 100 Mio. Franken und dahinter namhafte Investoren wie Pictet, Julius Bär, die Schweizerische Rückversicherung und die Credit Suisse Asset Management.
Rechtsstreit mit Tochterfirma
Red Cube streitet sich darüber hinaus mit der zum Unternehmen gehörenden I-Link, dem US-amerikanischen Anbieter von integrierten Sprach- und Datendiensten. Red Cube geriet letzten Herbst in die Schlagzeilen, als das renommierte «Wall Street Journal» berichtete, dass die Zürcher Firma eine Mehrheitsbeteiligung von 80 Mio. Dollar an I-Link übernahm. Bei dem Verfahren, dessen Durchführung Red Cube von Salt Lake City nach New York erzwingen konnte, geht es um angebliche Vertragsbrüche von I-Link. (mh)
Kommentar
Die Zukunft des einstigen Medienlieblings Red Cube scheint ungewiss. Nach den Erfahrungen der Vergangenheit wird sich jede Bank hüten, das IPO eines Unternehmens anzuführen, das ein Drittel der Belegschaft entlässt, den Umsatz (150 Mio. Franken im letzten Jahr) nicht mit seinem Kerngeschäft, sondern mit Carrier-Diensten machte und diese jetzt mangels Rendite aufgibt.
Darüber hinaus ist die Nachfrage nach Kommunikationsportalen und Unified Messaging, dem Business, auf das sich Red Cube jetzt stützen will, höchst bescheiden und auch für die Zukunft fraglich.
Markus Häfliger