«Warum grinsen die so?» Diese Frage fand sich in der New York Times in einem Inserat unter den Portraits von Charles Wang, Sanjay Kumar und Russel Artzt. Die drei Herren sind VR-Vorsitzender, CEO und erster Vizepräsident von Computer Associates (CA).
Die Antwort gibt Sam Wyly, der die Kampagne finanziert: «Weil sie die einzigen sind, die sich in den letzten fünf Jahren mit CA-Aktien bereichern konnten.» Das Inserat ist Teil eines Kampfes, den der texanische Financier und ehemalige Besitzer von Sterling Software (die letztes Jahr von CA aufgekauft wurde) gegen das Management von CA führt. Der Vorwurf: Zu wenig Gewinn erreicht, gleichzeit aber in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben.
Wyly möchte sich an Wangs Stelle zum VR-Präsidenten wählen lassen. Er verspricht, den Shareholder Value zu verbessern. Zu diesem Zweck will er das Unternehmen in vier Divisionen aufspalten und diese dann in die Selbständigkeit entlassen. Wyly besitzt momentan rund ein Prozent der gehandelten Aktien. Für seine Strategie sucht er daher Verbündete unter den Aktionären.
Seine Trümpfe: CA hat in letzter Zeit nicht gerade brilliant abgeschnitten. Zudem war das Unternehmen ins Gerede gekommen, weil die Zahlen einer Vorabmeldung zum Jahresabschluss im März geschönt waren. Schuld war angeblich ein Druckfehler. Wegen seiner Bilanzierungsmethoden war das Unternehmen bereits ein Jahr zuvor ins Schussfeld der Börsenaufsicht geraten. Auch damals mussten die Zahlen korrigiert werden.
Schützenhilfe aus der Schweiz
Wieder etwas sicherer dürfen sich Wang und seine Leute fühlen, seit der Schweizer Walter Haefner, mit über 21 Prozent einer der Hauptaktionäre von
CA, erklärt hatte, dass er hinter dem gegenwärtigen Management stehe. Um Wylys Angriff zu begegnen, hat der Verwaltungsrat, dem unter anderen auch der hierzulande nicht ganz unbekannte, ehemalige US-Senator Alfonse D’Amato angehört, beschlossen, den früheren Chef des CA-Partners Hong Kong Telecom, Linus Cheung, und Lewis Ranieri, Besitzer zweier Investmentfirmen und früherer Vorsitzender von Salomon Brothers, als zusätzliche Mitglieder aufzunehmen.
Laut Wyly genügt solche Kosmetik allerdings nicht, um ihn von seiner Kandidatur abzuhalten. Die Aufteilung des Unternehmens ist nach seiner Meinung notwendig, um die Innovation zu fördern und Geld in die Kasse zu bringen. Dem widersprach Wang vehement. Im Wallstreet Journal wird er mit den Worten zitiert: «Der versteht das Softwaregeschäft nicht. Man kann nicht einfach ein Stück nehmen und sagen: Das ist es jetzt. Damit vergibt man die Vorteile des Gesamtkuchens. Die Kunden wollen, dass sämtliche Teile korrekt zusammenarbeiten.»
Die meisten Analysten meinen, das Management sollte in der Lage sein, die unfreundliche Übernahme abzuwehren. Die Entscheidung wird bei der Aktionärsversammlung vom 29. August fallen. (fis)