Das deutsche "Handelsblatt" sorgte im Juni mit dem Titel "Lenovo verabschiedet sich vom PC" (
via "Yahoo", der Originaltitel musste im Nachhinein geändert werden) für Aufsehen – und zwar so sehr, dass sich der Hersteller auch in der Schweiz veranlasst sah, vor versammelter Presse einiges klarzustellen. "Wir steigen nicht aus dem PC-Geschäft aus", so die deutliche Ansage von Lenovo-Schweiz-Chef Patrick Roettger (Bild). Dazu gäbe es auch keinen Grund, schliesslich stammen sowohl Hauptumsatz wie auch Profit von Lenovo aus dem Geschäft mit Mobile- und Desktop-Devices. In der Schweiz habe Lenovo im PC-Geschäft inzwischen einen Marktanteil von 18 Prozent, was dem höchsten Wert entspreche, den man je hatte. "Und ich sehe auch keinen Grund, warum wir damit schon zufrieden sein sollten", so die Kampfansage von Lenovos Managing Director Switzerland.
Gleichzeitig hiess es von Seiten Lenovo aber auch, dass man nicht von der Hand weisen könne, dass die Wachstumsfelder in den kommenden Jahren vor allem in anderen Bereichen liegen, und es sei klar, dass Lenovo weiterwachsen wolle. Und: Es sei tatsächlich so, dass es bei Lenovo eine angepasste langfristige Strategie gibt, bei der der Konzern von drei Wellen spricht. Die erste Welle deckt das Hauptgeschäft mit PCs und Clients ab – quasi die historische Basis von
Lenovo. Die zweite Welle umfasst den Bereich Rechencenter und Mobiltelefonie, und die dritte Welle bezieht sich das Thema Internet of Things beziehungsweise die Vernetzung von Hardware in all ihren Facetten.
Besonders in Bewegung zu sein scheint aktuell vor allem die zweite Welle. Im Bereich Rechencenter hat Lenovo im Juni in New York ein neues Portfolio vorgestellt, das im Wesentlichen aus zwei Segmenten beziehungsweise Marken besteht: Zum ersten aus Thinksystem, sprich dem "Blech", wie die Hardware auch bezeichnet wird, sowie aus Thinkagile – vorkonfigurierten Appliances bestehend aus Hard- und Software. Per 8. August 2017 sollen die vorgestellt Datacenter-Produkte verfügbar werden, und hier sieht Lenovo spannende Wachstumschancen – auch für die Schweiz. Etwas weniger euphorisch ist
Lenovo, wenn es um den zweiten Teil der zweiten Welle – die Mobiltelefone – in der Schweiz geht. Zum Thema Lenovo-Smartphone erklärte Patrick Roettger, dass das Geschäft hierzulande "zwar mitlaufe, allerdings entgegen früheren Plänen aktuell nicht gepusht wird." Offenbar hat sich Lenovo das Geschäft mit den Handys hier beim Start vor einem Jahr etwas einfacher vorgestellt, zudem sei auch das Produktportfolio zu breit aufgestellt gewesen, zeigt sich Roettger selbstkritisch. Beim Marktstart hierzulande
hiess es noch, man wolle dritte Kraft neben Apple und Samsung im Schweizer Smartphone-Markt werden. Davon ist inzwischen nicht mehr die Rede.
(mw)