Boll Engineering: Kontinuität und Entwicklungsfreude
Quelle: Boll

Boll Engineering: Kontinuität und Entwicklungsfreude

Boll ist auf Wachstumskurs, auch über die Grenzen der Schweiz hinaus. Dennoch zeichnet sich das Unternehmen durch flache Hierarchien, Kommunikation auf Augenhöhe und kurze Wege aus, wie Personalmanagerin Nadia Saba berichtet.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2024/06

     

Es ist eine Schweizer Erfolgsgeschichte: Im vergangenen Jahr konnte Boll Engineering sein 35-jähriges Bestehen feiern. 1988 von Thomas Boll und Ernst Reich noch unter dem Namen Boll + Reich Engineering gegründet, damals als IT-Dienstleister mit Fokus auf kundenspezifische Softwareprojekte, folgten in den 90er-Jahren zuerst das Rebranding und dann die zunehmende Spezialisierung auf Cybersecurity-Themen. Eine rückblickend geschickte Entscheidung vor dem Hintergrund des heutigen Booms im IT-Security-­Bereich. Ausschlaggebend waren dabei vor allem der US-amerikanische Hersteller Watchguard und seine Firewalls, die Boll zu Beginn noch als ­Reseller nach Europa brachte. Erst 2002, nachdem Watchguard auf ein 2-Tier-Vertriebsmodell umstellte, entschied sich das Schweizer Unternehmen für die Neuorientierung in Richtung Distributionsgeschäft. Es war die Geburtsstunde des VAD Boll.


«Wir hatten schon damals eine klare Vorstellung davon, was unter dem Begriff Value-Add zu verstehen ist», blickte Gründer und CEO Thomas Boll zum Jubiläum zurück. «Angesichts unseres klaren Commitments zu Produkt und Strategie erhielten wir von Watchguard die exklusiven Vertriebsrechte für die Schweiz. Dies hatte zur Folge, dass Reseller, mit denen Boll zuvor im Wettbewerb stand, die Produkte und Lösungen von Watchguard nun über Boll beziehen mussten.» Die Mehrheit der bestehenden IT-Dienstleister gewöhnte sich laut dem CEO aber rasch an die neue Konstellation und begann, die «Vorzüge eines engagierten, kompetenten und serviceorientierten Distributors» zu schätzen. «Ich wollte eine Firma formen, die interdisziplinär arbeitet und ihre Channel-Partner auf allen Ebenen mit Know-how und Erfahrung unterstützt, dies sowohl in technischen Belangen als auch in Bereichen wie Sales, Business Development, Marketing, Schulung und Logistik.»

Ausbau zur DACH-Marke

Als VAD musste Boll die eigene Arbeitsweise jedoch in vielen Belangen komplett ändern. Wettbewerber wurden plötzlich zu Partnern und die Installation beim Endkunden wurde an anderer Stelle erbracht. Die strategische Neuausrichtung sowie die Anpassung der Prozesse glückten aber. Heute blickt Boll seit Jahren auf ein «kontinuierliches, robustes und eigenfinanziertes Wachstum» – nicht nur bei den Geschäftszahlen, sondern auch bei den Mitarbeitern. Anfang der 2000er noch ein kleines fünfköpfiges Team, waren es 2013 25 Mitarbeitende. Heute beschäftigt das Unternehmen bereits knapp 80 Mitarbeitende, und das an mehreren Standorten: am Hauptsitz in Wettingen, in Lausanne sowie seit 2019 in Ulm und seit 2023 in Wien.


Boll ist in den letzten Jahren zur grenzübergreifend agierenden DACH-Marke gereift. Ohne ein starkes Team wäre das laut Thomas Boll nicht möglich gewesen. «Es sind die Menschen, die den Unterschied machen. 35 Jahre Boll wären undenkbar ohne engagierte und kompetente Mitarbeitende, ohne Menschen, die im Team gemeinsame Ziele verfolgen, sich im Vertrauen begegnen, sich gegenseitig motivieren und akzeptieren, dem Servicegedanken verpflichtet sind und Kundenorientierung leben.» Bei Boll seien Teamwork und Engagement spürbar – «in jeder Faser, in allen Bereichen und auf jeder Stufe».

«No-Nonsense Workplace»

Viele dieser Mitarbeitenden sind bereits beachtlich lange im Unternehmen mit an Bord. Beispielsweise Sylvia Schlaphof, die bereits 2003 als Security System Engineer zu Boll kam, seit knapp 14 Jahren ist sie nun Head of Engineering. Senior System Engineer Michael Peter darf im kommenden Januar ebenfalls sein 20-Jähriges feiern, Marketing-Chefin Tatjana Bopp ist wiederum genau elf Jahre mit dabei. Sprich: Trotz aller Transformationssprünge schreibt das Unternehmen Kontinuität und einen familiären Umgang gross. Dennoch versichert Nadia Saba, bei Boll zuständig für den Bereich People & Culture, dass durch das stetige Wachstum stets auch frische Impulse und zusätzliches Know-how ins Team gelangen. Dabei verfolge Boll den Anspruch, jedem Mitarbeitenden einen sinnvollen, von Respekt und persönlicher Entfaltung geprägten Arbeitsplatz zu garantieren. «Eines unserer Credos ist No-Nonsense Workplace.» Hinzu komme ein vertrauter Austausch auf Augenhöhe. Und «unsere kurzen Kommunikationswege und die flache Hierarchiestruktur sind sicher zwei strategische Schlüsselfaktoren.»

Besonders charakteristisch für die Struktur von Boll ist zudem der hohe Engineering-Anteil, der sich auch im Unternehmensnamen widerspiegelt. Nicht selbstverständlich für einen Distributor dieser Grösse und Ausrichtung. Das dürfte nicht zuletzt Unternehmenschef Thomas Boll selbst am Herzen liegen, der nicht etwa an einer internationalen Kaderschmiede studierte, sondern an der ETH in Zürich selbst das Ingenieurshandwerk erlernte und dieses vor der Gründung in die Arbeitspraxis umsetzte.


«Engineering ist für uns nach wie vor ein wichtiger Teil unserer DNA», bekräftigt auch Personal­managerin Saba. Daher beschäftige Boll viele Mitarbeitende mit entsprechender Ausrichtung. «Wichtig ist dabei, dass unsere Mitarbeitenden ganz nach ihren individuellen Kompetenzen und Fähigkeiten eingesetzt und gefördert werden.» Hinzu kommt – heute bedauerlicherweise nach wie vor die Ausnahme für IT-Unternehmen – ein aussergewöhnlich hoher Anteil an Mitarbeiterinnen im Team. «In der Tat verzeichnen wir eine erfreulich hohe Frauenquote», sagt Saba, «ohne diese Situation gezielt forciert zu haben.» Wichtig sei letztlich aber, dass die Herausforderungen der einzelnen Arbeitsplätze und die Assets der jeweiligen Mitarbeitenden «matchen», «unabhängig von der geschlechtlichen Zuordnung».

Ausbau des Sales-Teams

Aktuell steht für Boll vor allem der Ausbau des Sales-Teams im Fokus. Das ist wenig überraschend, hat der Distributor sein Portfolio allein im letzten Jahr abermals deutlich erweitert, beispielsweise um die Hersteller Varonis und Tenable, und die Vertriebspartnerschaften mit Seppmail, Wallix, Alcatel-Lucent Enterprise (jeweils Österreich) und Netskope (Deutschland). auf neue Regionen erweitert. Hinzu kommt die grundsätzliche internationale Expansion. Das setzt Ressourcen voraus. «Unsere Sales-Abteilung hat aktuell hohe Priorität», berichtet Nadia Saba. «Mit ein Grund ist das konstante Wachstum im gesamten DACH-Bereich.» Aber auch das technische Umfeld will der VAD nicht vernachlässigen und weitere Security System Engineers anheuern. Bisher hat das stets problemlos geklappt, wie es seitens Boll heisst: Trotz Fachkräftemangel sei es immer möglich, die besten Leute zu rekrutieren und zu halten. «Und mit dem konstanten Ausbau unserer Crew schaffen wir die Basis für ein weiterhin organisches, selbstfinanziertes Wachstum in Deutschland, Österreich und der Schweiz», sagt Saba.


Attraktiv gestalten sollen die Arbeit im Unternehmen verschiedenste Benefits. So bewirbt das Unternehmen unter anderem seine modernen Arbeitsplätze, attraktive Saläre und Weiterbildungsmöglichkeiten intern wie extern. Hinzu kommt das leibliche Wohl. So bietet Boll Power-­Plate-­Training auf Arbeitszeit (halbe Stunde pro Woche) und verfügt am Standort in Wettingen über eine Inhouse-Massagepraxis, die Mitarbeitende zu Spezialkonditionen nutzen können. Spannend zudem für Reisefreudige: jährliche Team-Ausflüge für die ganze Firma innerhalb Europas. So ging es vor einem Jahr beispielsweise für ein Wochenende nach Schottland, landesübliche Outfits inbegriffen (siehe Bild). «Die Liste der Benefits ist lang und wird ständig erweitert», unterstreicht People-and-Culture-Managerin Saba. Sie betont zudem, dass viele Mitarbeitende als eigenverantwortliche «Unternehmer im Unternehmen» agieren und arbeiten würden. «Durch diese grosse Eigenverantwortung und damit verbundene Freiheit gestaltet sich die tägliche Arbeit bei Boll sehr individuell, dem grossen Ganzen dienend.»

Grenzübergreifende Teamarbeit

Das muss mittlerweile aber auch über Ländergrenzen hinweg funktionieren. Eine Anforderung, die spätestens seit der Gründung der Boll Europe GmbH im Jahr 2021 Gültigkeit hat. Sie bildet das Dach für das Geschäft in Deutschland und in Österreich, beschäftigt heute fünf Mitarbeitende. «Wir werden weiter wachsen und sind daran, uns auch in Deutschland und Österreich zu etablieren», bekräftigte CEO Thomas Boll im vergangenen Jahr. Hinzu kommt die Boll Engineering SA in der Westschweiz mit ihren ebenfalls fünf Mitarbeitenden. In Kombination entsteht eine Struktur, die einerseits durch einen mittelständischen Charakter eines Familienunternehmens und andererseits durch das aufstrebende internationale Geschäft geprägt ist.

Nadia Saba zeigt sich aber überzeugt, dass der Team-Zusammenhalt auch unter diesen Vorzeichen gelingen wird: «Die Mitarbeitenden von Boll stehen synonym für Teamwork und grenz­überschreitende Zusammenarbeit. So greifen auch unsere Kolleginnen und Kollegen in Deutschland und Österreich immer wieder auf die weitreichenden Dienstleistungen und Ressourcen von Boll in der Schweiz zurück.» Diese Zusammenarbeit schaffe Nähe, fördere Vertrauen, Teamgeist und Zufriedenheit, bekräftigt die Personalmanagerin.


Es sind ohne Frage ereignisreiche Zeiten für den VAD. Der Cybersecurity-Bereich wartet für den Channel und somit auch die Distribution aktuell mit beachtlichen Wachstumschancen auf, von denen auch Boll und die allein in der Schweiz über 1000 kaufenden Partner profitieren können. Doch allzu schnelles Wachstum verpflichtet und kann die sich bisher organisch entwickelnden Strukturen eines mittelständischen Unternehmens schlimmstenfalls schnell überdehnen. Hier dürfte Boll jedoch nicht Gefahr laufen. Immerhin ist der Distributor bis heute eigentümergeführt, hat keinen allzu vehement treibenden Investor im Rücken und kann das eigene Tempo selbst bestimmen. Diese Unabhängigkeit betont auch CEO Thomas Boll: «Die dadurch gewonnene Freiheit gibt uns ein Mehr an Agilität und ermöglicht uns ein konsequentes Ausrichten der (strategischen) Entscheidungen auf die jeweiligen Marktbedürfnisse.» (sta)
Zum Unternehmen
Das 1988 gegründete IT-Unternehmen Boll Engineering gehört mittlerweile zu den führenden Value-Added-Distributoren für IT-Security- und Networking-Produkte in der Schweiz und ist vor einigen Jahren zudem auch nach Österreich und Deutschland expandiert. Heute verfügt der Distributor über Standorte in Wettingen, Le Mont-sur-­Lausanne, Ulm sowie Wien und beschäftigt aktuell knapp 80 Mitarbeitende (Tendenz steigend). Im Portfolio befinden sich Produkte und Lösungen unter anderem in den Bereichen Network Security, IoT- und OT-Security, Endpoint Security, SOC-Security, Cloud-Native-Security und Security Awareness von insgesamt 26 Herstellern. Darunter wichtige Namen wie Eset, Fortinet, Kaspersky, Palo Alto Networks und Watchguard. Das Familienunternehmen befindet sich auch heute noch in Privatbesitz.


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