Media Markt startet Expansionswelle mit Xpress-Stores
Quelle: Media Markt

Media Markt startet Expansionswelle mit Xpress-Stores

Media Markt hat damit begonnen, die von Melectronics übernommenen Filialen unter eigenem Namen neu zu eröffnen. Damit einher geht für den Elektronikhändler die Einführung eines gänzlich neuen Ladenkonzepts in der Schweiz.
24. Oktober 2024

     

Im Sommer 2024 war klar: Media Markt übernimmt von den 37 Melectronics-Standorten, welche die Migros abstossen wollte, 20 Filialen inklusive der Mitarbeitenden. Und bis spätestens zum Black Friday 2024 sollten diese dann auch unter dem Namen Media Markt neu eröffnet werden. Der Anfang ist nun erfolgt: Am 24. Oktober startete der Elektronikhändler mit drei neuen Standorten (Zürich Limmatplatz, Zürich City und Bülach). "Swiss IT Reseller" war an der Eröffnung der Limmatplatz-Filiale vor Ort und konnte mit Jan Niclas Brandt, CEO Media Markt Switzerland & Austria, über die neue strategische Ausrichtung sprechen.

19 neue Filialen vor dem Black Friday

Von den 20 übernommenen Filialen wird man noch vor dem Black Friday (29. November 2024) 19 in Betrieb genommen haben. Nur eine Eröffnung muss Media Markt aufgrund baulicher Massnahmen ins neue Jahr hinausschieben, wie Brandt ausführt. Damit gehen nun in knackigem Takt neue Xpress-Filialen an ehemaligen Melectronics-Standorten auf.

Das Xpress-Konzept an Hochfrequenzstandorten unterscheidet sich mit Ladenflächen zwischen 365 und 1000 Quadratmetern massgeblich von den riesigen Läden in Industriegebieten, die man von Media Markt klassischerweise kennt. Die neuen, deutlich kleineren Filialen konzentrieren sich auf Ihre Rolle als Pick-up-Standort, auf Beratung, Reparaturen und auf die Bestellung von grösserer oder spezifischer Ware, die dem Kunden nach dem Ladenbesuch nach Hause geliefert wird. Für Reparaturen soll laut dem CEO auch stets ein Techniker anwesend sein, der kleine Reparaturen im besten Fall gar sofort vornehmen kann.


"Das Kundenverhalten und die Nachfrage nach einzelnen Sortimenten ist zwischen den Core- und den Xpress-Filialen unterschiedlich. Das berücksichtigen wir natürlich bei der Gestaltung unseres Sortiments und kommen dem mit der Eröffnung der Xpress-Filialen in der Schweiz entgegen", wie Brandt ausführt. Media Markt will mehr Nähe zum Kunden und an zentral gelegenen Standorten vertreten sein, "so kriegen wir das Zusammenspiel zwischen dem Online- und dem stationären Geschäft viel besser hin".

Zusammenspiel im Omni-Channel

Dass der Retail vom Online-Geschäft mitgetragen wird, verneint Jan Niclas Brandt: "Von einer Quersubvention würde ich nicht sprechen. Der grosse Unterschied ist, dass wir in den Xpress-Filialen Services anbieten und die Kunden bedienen können, die bewusst stationär einkaufen wollen oder zwischen den Kanälen Online und stationär wechseln." Gerade durch die steigende Komplexität und die Angebotsbreite täten sich nach wie vor viele Kunden schwer beim Online-Kauf. Diese Käufer sollen mit den zentral gelegenen Xpress-Stores fortan einfacher abgeholt werden können.


Von den bekannten aufs Online-Geschäft fokussierten Konkurrenten wie Digitec Galaxus abheben will man sich laut Brandt mit einem "sehr guten und persönlichen Kundenerlebnis vor Ort, das diese Online-Player schlicht nicht bieten können". Und das Mittel der Wahl sind eben die Xpress-Stores, die in der Schweiz nun aus dem Boden schiessen. "Aber das geht eben nur, wenn das Online-Geschäft auch funktioniert. Dafür haben wir viel investiert. Seit den jüngsten Umstellungen wachsen wir online mit ordentlichen Wachstumsraten."

Individuelle Massnahmen im Core-Geschäft

Neben der massiven Investition in die neuen Filialen steht für Brandt auch die erhöhte Sichtbarkeit im Zentrum der Anstrengungen – sprich der Aufbau eines neuen Webshops (im April 2024 gestartet), Marketing auf verschiedenen Kanälen und natürlich der nun gestartete explosionsartige Standortausbau mit einem für die Schweiz neuen Ladenkonzept. "Auch wenn es wohl für viele auf den ersten Blick paradox wirkt, jetzt in den stationären Handel zu investieren, sind wir von dieser Kombination in unserer Omni-Channel-Strategie fundamental überzeugt", wie Brand betont.


Die Zahlen der letzten Jahre zeigen jedoch klar in Richtung Online-Wachstum zulasten des Retail-Geschäfts, womit man die Erweiterung der Ladenfläche wohl kritisch betrachten kann. Mehr Gewicht auf das Online-Geschäft und ein dazu passendes Retail-Format ergibt mit Blick auf den Markt daher Sinn, dann wiederum erscheinen die bestehenden Grossmärkte – das bei Media Markt "Core" genannte Segment – plötzlich recht überflüssig. Anpassungen bei den Core-Märkten seien aber nur standortbezogen zu erwarten, so Brandt.

Zwischen Leuchtturm und Mini-Store

Das Unternehmen will – international gesehen – im stationären Handel viergleisig fahren: Lighthouse-Standorte, Core-Filialen, zentrale Xpress-Läden und ein noch kleineres "Smart"-Format, das aktuell in der Testphase steckt.

Die Lighthouse-Filialen bieten an zentralen Standorten massive Ladenflächen (8000 bis 9000 m2) mit viel Präsentationsraum für die Hersteller. Eine Lighthouse-Filiale sei in der Schweiz aber aktuell nicht in Planung. "Wenn wir in den kommenden Jahren in der Schweiz erfolgreich sind, wird der Standort Zürich wohl in Betracht gezogen."


Zweitens betreibt man weiter das bekannte Kerngeschäft der Core-Märkte (1500 bis 4000 m2). Brandt: "Wenn ich ganz ehrlich bin: Grosse 4000- bis 5000-Quadratmeter-Standorte wird’s in Zukunft nur noch sehr wenige geben." Zu allfälligen Schliessungen will er nichts sagen, das Stichwort ist gezielte Optimierung je nach Standort abhängig vom Erfolgs des Ladens. Welche Massnahmen dies umfasst, muss wohl die Zeit zeigen. Ehrlicherweise ist es aber schwer vorstellbar, dass die massive Investition in 20 neue Läden keine spürbaren Konsequenzen für die 25 Core-Märkte im Land haben wird. "Wir haben aber aktuell keine Absicht, die Summe der Standorte zu reduzieren", wie Brandt betont.

Als dritte Kategorie kommen nun die Xpress-Filialen dazu. Diese füllen laut dem Schweiz-CEO aber hauptsächlich weisse Flecken auf der Schweizer Standortkarte von Media Markt aus. Und die vierte Kategorie sind schliesslich die sehr kleinen (180 bis 200 m2) Smart-Filialen, die ihren Umsatz mit eher kleinteiligen Produkten wie Telefonie und Zubehör generieren und daneben als Pick-up-Stationen und lokale Ansprechpartner für Online-Bestellungen agieren. Smart-Filialen sind hierzulande noch nicht in Planung und werden derzeit beispielsweise in Italien getestet. (win)


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