Microsoft hofiert den Schweizer ISVs

Allmählich nimmt die Zusammenarbeit mit den lokalen Software-Anbietern Gestalt an. Microsoft gibt sich alle Mühe, die ISVs günstig zu stimmen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/08

     

«Auch nach der Akquisition von Navision durch Microsoft ist der unabhängige ISV für uns sehr wichtig und wird gefördert», wirft sich Rolf Stirnemann (Bild), Manager ISV Partners bei Microsoft, für seine Schützlinge ins Zeug. Die Navision-Übernahme hat bekanntlich auch in der Schweiz einigen Wirbel ausgelöst. Die Geschäftsbeziehung zu Abacus, die zuvor gut funktionierte, ist seither getrübt, um nicht zu sagen inexistent.
So unbeirrt davon wie möglich erfüllt Stirnemann seine Aufgabe und motiviert die lokalen Softwarefirmen für eine Zusammenarbeit mit Microsoft.
Inzwischen sind auch die mittelfristigen Pläne von Microsoft bekannt. Allmählich wird die neue ERP-Ära eingeläutet. Binnen zwei bis drei Jahren will Microsoft mit der neuen ERP-Plattform, neudeutsch dem neuen Business Framework, an den Start gehen. Bis dann sollen die ISVs mit ihren Modulen bereitstehen, damit sie darauf aufsetzen können. So dürfte denn Navision schliesslich zu Grabe getragen werden beziehungsweise in den Microsoft Business Solutions aufgehen.

800 potentielle Partner

«Wir gehen davon aus, dass es in der Schweiz ca. 800 ISV gibt, wobei wir unter einem ISV einen Lösungshersteller verstehen, der eine Standardsoftware in Form einer ‘Packaged Software’ herstellt», rechnet Stirnemann vor. Weitgehend ausgenommen sind dabei Hersteller, die sich nur auf Individuallösungen konzentrieren.
«Durch ein gezieltes Abtelefonieren der ISVs, Erfassung der Stammdaten und der Lösungen haben wir die Firmen in drei Kategorien unterteilt», erklärt Stirnemann seine Taktik. Dabei machte er sich auch die Herstellerliste im letztjährigen IT Reseller Special zum Thema IT-Business im KMU-Markt zu Nutze.
Die erste Kategorie bilden die sogenannten Top Managed und Personal Managed ISVs, zu denen Microsoft 10 bis 15 Unternehmen zählt. Mit ihnen wird eine sehr enge Zusammenarbeit verfolgt. Sie erhalten eine persönliche Ansprechperson zugeteilt, die mit ihnen einen gemeinsamen Business-Plan erstellt, und die Partner werden auch finanziell unterstützt.

Losere Partnerschaft

Eine weniger enge Kooperation strebt Microsoft mit den sogenannten Telemanaged ISVs an: Angepeilt werden vergleichsweise kleine Anbieter, die vertikale oder spezialisierte horizontale Lösungen entwickeln. Ihnen wird ein für sie verantwortlicher Telesales-Manager zugeteilt. In dieser Kategorie hat Microsoft rund 200 Schweizer Firmen ausgemacht, die für eine Zusammenarbeit in Frage kommen würden.
Bei Bedarf oder je nach Marktentwicklung in bestimmten Bereichen wird die Kooperation verstärkt, so dass Telemanaged ISVs in die Top-Klasse aufsteigen. Noch loser gestaltet sich der Kontakt mit den sogenannnten Breath ISVs. Sie werden mit Mailings und über eine Website informiert. Zu ihnen zählt Microsoft rund 600 Firmen.

Umsetzung beginnt

Die Partnerpläne von Microsoft sind formuliert, die Umsetzung beginnt aber erst noch. Ende Mai ist beispielsweise auch ein Partneranlass geplant. Für jene Firmen, die bereits zuvor mit Microsoft partnerschaftlich verbunden waren, hat sich bis jetzt nicht viel umgestaltet: «Auch wenn das Partnerprogramm einen neuen Namen hat, spüren wir keine grosse Veränderung, wir werden weiterhin sehr gut betreut von Microsoft», beschreibt Margrit von Gunten, Marketingleiterin von Simultan, ihre Eindrücke.
Kurz nach der Navision-Übernahme sei hingegen die Zusammenarbeit seitens Microsoft ein wenig vernachlässigt worden. «Im Moment werden uns aber viele Türen geöffnet, und wir erhalten Einblicke in vertrauliche Informationen in Bezug auf Produktstrategien, technologische Weiterentwicklungen und Ausrichtungen», führt von Gunten weiter aus.
Es macht den Anschein, als ob sich Microsoft momentan besonders Mühe gibt, die Partner günstig zu stimmen. Am Beispiel von Simultan lässt sich auch gut erkennen weshalb - schliesslich tanzt ja das Software-Unternehmen aus Altishofen auch als eine der Bräute von SAP auf der Business One-Hochzeit mit. Durchaus denkbar, dass sich SAP und Microsoft zusehends versuchen mit ihren Partnerprogrammen zu übertreffen. (map)


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