Sauer verdienter Zaster

Mit IT-Serviceleistungen wie Unterhalt und Wartung lässt sich nur schwerlich viel Geld verdienen. Auch in den nächsten drei bis vier Jahren wird nicht mit zweistelligen Zuwachsraten zu rechnen sein.

Artikel erschienen in IT Reseller 2003/10

   

Die IT-Dienstleistungsbranche war in den zurückliegenden Jahren das Segment, das im Vergleich mit den anderen Bereichen des IT-Marktes regelmässig mit überdurchschnittlich hohen Wachstumsraten aufwarten konnte. Nicht mehr so im letzten Jahr. Mit einem Minus von 2,25% hat 2002 erstmals auch der IT-Services-Markt Federn lassen müssen.
Zweistellige Wachstumsraten werden für die kommenden drei bis vier Jahre der Vergangenheit angehören. Gerade im Bereich der grösseren Unternehmen haben heute IT-Services-Anbieter Mühe, neue Projekte zu akquirieren. In diesem oberen Segment der Unternehmenslandschaft in der Schweiz wird heute im Vergleich zum Gesamtmarkt überdurchschnittlich an IT-Ausgaben gespart.
Speziell im Finanzbereich tätige Anbieter, welche den grossen Teil ihrer Kundenbasis bei Banken und Versicherungen aufweisen, haben dies drastisch zu spüren bekommen. Die wirtschaftlichen und strukturellen Probleme der Finanzdienstleister in der Schweiz haben sich überdurchschnittlich negativ auf die IT-Ausgaben ausgewirkt. In keinem anderen Segment wurden bei den Budgets für die IT so starke Einsparungen verzeichnet.
Der starke Rückgang im Hardware- und Software-Markt hat - wie bereits oben erwähnt - zeitverzögert auch auf den Services-Markt durchgeschlagen und die Tatsache, dass viele Unternehmen ihre Erneuerungszyklen im Bereich der IT-Infrastruktur von zwei bis drei Jahren auf neu vier bis fünf Jahren hochgesetzt haben, wird den IT-Services-Markt weiter unter Druck halten.

Kritischere Kunden

Es ist nicht daran zu zweifeln, dass auch weiterhin Projekte realisiert werden, allerdings werden sie unter dem Aspekt des ROI (Return on Investment) kritischer angestossen und oftmals auch in kleinere Projektpakete aufgeteilt. Das versetzt den Kunden in die Lage, sehr viel flexibler auf Veränderungen am Markt reagieren zu können und festzustellen, ob er aus technologischer und wirtschaftlicher Sicht die richtige Lösung implementiert hat.
Je schneller sich heute Investitionen und Ausgaben in die IT-Infrastruktur lohnen, je schneller werden von CIOs und Geschäftsleitungen auch die entsprechenden Gelder und Budgets dafür bereitgestellt. Aus Kundensicht wird heute zunehmend gefordert, dass der IT-Services-Anbieter mehr Verantwortung übernimmt und verstärkt als Partner des Kunden auftritt. Dies verlangt nach neuen Geschäftsmodellen, mit denen sich die Anbieter allerdings nicht leicht tun.
Die Übernahme von mehr Verantwortung, Innovationen im Dienstleistungsangebot sowie alternative und erfolgsabhängige Finanzierungsmodelle werden jedoch aus Sicht des Anwenders künftig zunehmend die Schlüsselfaktoren im Entscheidungsprozess bei der Auswahl eines Anbieters sein.

Umsätze mit Schulung stagnieren

Im Schweizer Markt wurden im letzten Jahr insgesamt 403 Mio. Franken für die Aus- und Weiterbildung von Profi-Informatikern und Anwendern ausgegeben. Weniger als man erwartet hat, aber IT-Ausbildung gehört traditionell eben auch zu denjenigen Budgetpositionen in den Unternehmen, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zusammen mit den Marketingausgaben als erste gekürzt werden.
Verschobene oder gekürzte Projekte haben sowohl auf Anwender- wie auch Anbieterseite dazu geführt, dass entsprechende Ausbildungskurse gestrichen oder gekoppelt an verschobene Projekte für das laufende Jahr eingeplant wurden. Mit nur 0,5% Wachstum hat der Markt im vergangenen Jahr praktisch auf dem Vorjahresniveau verharrt.
Der geschätzte Anteil der Anwenderschulung am Gesamtmarkt liegt bei rund 75%, wobei der überwiegende Teil davon (ca. 80%) Firmenkurse und projektbezogene Schulung und Weiterbildung betrifft.
Im Rahmen der Bemühungen um eine Optimierung der IT sind die Unternehmen weiterhin bestrebt, bestehende Know-how-Ressourcen beim Personal auszubauen und bestmöglich zu nutzen. Die erwartete teilweise Auflösung des Projektstaus in den kommenden Monaten wird die Nachfrage nach IT-Training und -Weiterbildung wieder beflügeln.

Preiserosion im Supportgeschäft

Der Markt für Hardware-Support und Maintenance ist in den vergangenen Jahren stark unter Druck geraten. Einerseits sanken in den letzten Jahren im Rahmen des Downsizing vieler Computersystemumgebungen auch die Wartungspreise der Rechner, andererseits erhöhten die Hersteller gerade im PC- und Workstationumfeld ihre Garantiezeiten. Der dadurch generierte verstärkte Wettbewerb unter den Serviceanbietern führte auch zu einer verschärften Marktsituation und einer Preiserosion im Supportgeschäft.
Manch ein Unternehmen hat aufgrund des wirtschaftlichen Drucks die Wartung durch eigene Mitarbeiter abgedeckt und teilweise wurden aufgrund bevorstehender Rechnerwechsel Serviceverträge ausgesetzt oder nicht mehr verlängert.
Im abgelaufenen Jahr 2002 sanken die Ausgaben um nicht weniger als 8,5% auf ein Ausgabenvolumen von 488 Mio. Franken. Damit ist der Markt für die Wartung der Hardware in gleich hohem Masse eingebrochen wie das Segment der Systemintegration.
Für das laufende Jahr 2003 kann nur mit einer geringen positiven Wachstumsrate gerechnet werden. Der Markt wird um 1,9% zulegen und damit nur marginal gegenüber dem Vorjahresniveau zunehmen.
Der Autor
Philipp A. Ziegler ist Gründer und Geschäftsführer der in Schaffhausen ansässigen Marktforschungs-und Management-Consulting-Firma MSM Research AG. Die Firma ist bekannt für ihre halbjährlichen Briefings zum Schweizer IT-Markt. Das nächste wird Ende August stattfinden.


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