Bereits im Vorfeld der diesjährigen Microsoft-Konferenz WinHEC kursierte das Gerücht von einem neuen PC-Konzept, das am Anlass von Bill Gates höchstpersönlich vorgestellt werden sollte – der Codename «Athens» machte die Runde.
Was dann gezeigt wurde, war auf den ersten Blick nichts Revolutionäres, eine Art PC/Bild-Telefon-All-in-one-Gerät, das unter anderem den User auf eintreffende Text- oder Sprachnachricht mit blinkenden Leuchtdioden aufmerksam macht.
Erst in der Nachbetrachtung zeigte sich dann, dass die Pläne von
Microsoft weitreichendere Folgen haben könnten: Der «Athens»-Prototyp wurde in Zusammenarbeit mit
HP entwickelt und sollte Vorbote einer neuartigen sehr engen Zusammenarbeit zwischen Microsoft und den nächststehenden Hardware-Partnern sein. Kommentatoren sahen Apple-ähnliche Szenarien am Horizont aufziehen, wonach Microsoft die Software dazu nutzen wird, den Hardware-Herstellern Auflagen zu diktieren.
Künftig dedizierte Geräte
Schliesslich liess Gates durchblicken, dass er zurück zum geschäftsträchtigen Mechanismus gelangen wolle, wonach Software-Innovationen den Kauf neuer Hardware vorantreiben. Bereits die Taktik bei den Tablet PCs wies in diese Richtung.
Vor diesem Hintergrund argumentiert auch
Fujitsu Siemens auf die Anfrage hin, wie man die jüngsten Schritte von
Microsoft interpretiere: «Wir gehen davon aus, dass sich neben Standard PCs eine Reihe von weiteren dedizierten Geräten durchsetzen wird. Sie werden auf PC-Technologie basieren, aber für spezielle Funktionen optimiert sein», erläutert Fujitsu-Siemens-CTO Joseph Reger (Bild).
Gemäss Reger hätten heutige PCs den Vorteil, dass sie preisgünstig eine grosse Funktionsvielfalt böten. Der Nachteil sei aber, dass Betriebssysteme komplexer und die Gefahr von Fehlkonfigurationen grösser würden. Reger führt weiter an, dass es mit Windows XP embedded sowie der Tablet PC Edition bereits Tendenzen in diese spezialisierte Richtung gebe, die
Fujitsu Siemens auch nutze.
Ansonsten Zurückhaltung
Fujitsu Siemens vermied es tunlichst, sich in irgendeiner Form die Zusammenarbeit zwischen
HP und
Microsoft in Sachen «Athens» zu kommentieren. Und diese Zurückhaltung war auch bei anderen Hardware-Firmen festzustellen. Beispielsweise wollte sich
Dell nicht dazu äussern, da es sich beim erwähnten Vorhaben noch nicht um eine hochoffizielle Verlautbarung handle.
Nachdenkliche Töne stimmt indes Carlo Widmer, Vertriebs- und Marketingleiter von
Maxdata Schweiz, an: «Eine solche Entwicklung würde sicher die Konsolidierung unter den Assemblierern beschleunigen. Aber auch ohne ‘Athens’ kommt es zu einer Konsolidierung», meinte Widmer nach einer Pause nüchtern. (map)