Microsoft, Athen und die Folgen

Hardware-Hersteller tun sich schwer mit einer Stellungnahme zur kürzlich von Bill Gates skizzierten neuen Microsoft-Strategie, Hardware und Software künftig in Apple-Manier miteinander zu verschmelzen.

Artikel erschienen in IT Reseller 2003/10

   

Bereits im Vorfeld der diesjährigen Microsoft-Konferenz WinHEC kursierte das Gerücht von einem neuen PC-Konzept, das am Anlass von Bill Gates höchstpersönlich vorgestellt werden sollte – der Codename «Athens» machte die Runde.
Was dann gezeigt wurde, war auf den ersten Blick nichts Revolutionäres, eine Art PC/Bild-Telefon-All-in-one-Gerät, das unter anderem den User auf eintreffende Text- oder Sprachnachricht mit blinkenden Leuchtdioden aufmerksam macht.
Erst in der Nachbetrachtung zeigte sich dann, dass die Pläne von Microsoft weitreichendere Folgen haben könnten: Der «Athens»-Prototyp wurde in Zusammenarbeit mit HP entwickelt und sollte Vorbote einer neuartigen sehr engen Zusammenarbeit zwischen Microsoft und den nächststehenden Hardware-Partnern sein. Kommentatoren sahen Apple-ähnliche Szenarien am Horizont aufziehen, wonach Microsoft die Software dazu nutzen wird, den Hardware-Herstellern Auflagen zu diktieren.

Künftig dedizierte Geräte

Schliesslich liess Gates durchblicken, dass er zurück zum geschäftsträchtigen Mechanismus gelangen wolle, wonach Software-Innovationen den Kauf neuer Hardware vorantreiben. Bereits die Taktik bei den Tablet PCs wies in diese Richtung.
Vor diesem Hintergrund argumentiert auch Fujitsu Siemens auf die Anfrage hin, wie man die jüngsten Schritte von Microsoft interpretiere: «Wir gehen davon aus, dass sich neben Standard PCs eine Reihe von weiteren dedizierten Geräten durchsetzen wird. Sie werden auf PC-Technologie basieren, aber für spezielle Funktionen optimiert sein», erläutert Fujitsu-Siemens-CTO Joseph Reger (Bild).
Gemäss Reger hätten heutige PCs den Vorteil, dass sie preisgünstig eine grosse Funktionsvielfalt böten. Der Nachteil sei aber, dass Betriebssysteme komplexer und die Gefahr von Fehlkonfigurationen grösser würden. Reger führt weiter an, dass es mit Windows XP embedded sowie der Tablet PC Edition bereits Tendenzen in diese spezialisierte Richtung gebe, die Fujitsu Siemens auch nutze.

Ansonsten Zurückhaltung

Fujitsu Siemens vermied es tunlichst, sich in irgendeiner Form die Zusammenarbeit zwischen HP und Microsoft in Sachen «Athens» zu kommentieren. Und diese Zurückhaltung war auch bei anderen Hardware-Firmen festzustellen. Beispielsweise wollte sich Dell nicht dazu äussern, da es sich beim erwähnten Vorhaben noch nicht um eine hochoffizielle Verlautbarung handle.
Nachdenkliche Töne stimmt indes Carlo Widmer, Vertriebs- und Marketingleiter von Maxdata Schweiz, an: «Eine solche Entwicklung würde sicher die Konsolidierung unter den Assemblierern beschleunigen. Aber auch ohne ‘Athens’ kommt es zu einer Konsolidierung», meinte Widmer nach einer Pause nüchtern. (map)


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