Nach rund drei Jahren hoher Verluste ist Broadvision im ersten Quartal diesen Jahres wieder aus den tiefroten Zahlen aufgetaucht und hofft, von nun an den Kopf über Wasser behalten zu können. Das Steuer des Herstellers von Portal-, E-Shop- und CMS-Software herumgerissen hat vor allem Andrew Nash, der seit letztem Mai als COO amtet.
Teil der Restrukturierung war eine Reduktion der einst über tausendköpfigen Belegschaft um beinahe die Hälfte – ein teilweise «leidvoller Prozess», wie Karl Klarmann (Bild) sagt, der als Vice President für Zentral- und Osteuropa seit dem vergangenen Oktober für den Umbau in unserer Region verantwortlich war. Die Kurve habe man noch rechtzeitig mit genügend Cashreserven in der Kasse gekriegt, zeigt sich Klarmann für die Zukunft zuversichtlich.
Neue Leute
Bei der Kurskorrektur sei aber «fast kein Stein auf dem anderen» geblieben, erklärt Klarmann. Das zeigt sich auch bei der vor acht Jahren von François Stieger gegründeten Schweizer Niederlassung. Hierzulande arbeiteten in Spitzenzeiten rund 20 Leute für Broadvision, heute sind es noch drei. Der Neuanfang sei nun aber - mit etwas Verzögerung - geschafft, so Klarmann. «Es hat etwas länger gedauert als üblich, um neue Leute anzustellen.»
Zuerst habe man die Restrukturierung in den USA abwarten wollen. In der Zwischenzeit scheint es auch zu einem Kommunikationsunterbruch mit den früheren Partnern gekommen zu sein. Die Partnerliste auf der Broadvision-Website sei auf jeden Fall nicht unbedingt aktuell, meint Klarmann, man müsse jetzt die Kontakte zu früheren Partnern wieder aufnehmen.
Partner in der Deutschschweiz?
Traditionell ist Broadvision in der Romandie stark, und dort sind auch die zwei aktuellen Partner ansässig: Unicible und Excelis. Letzterer ist die inzwischen selbstständige ehemalige Systemintegrationsabteilung von Broadvision.
In der Deutschschweiz kann sich Klarmann zwei bis drei Partner vorstellen. Früher habe man eher zu viele gehabt. «Unsere Partner sollen etwas verdienen und sich nicht auf den Füssen herumstehen.» Ausserdem strebt Klarmann Verträge mit ISVs (Independent Software Vendors) an. Vor allem der Einbau von Broadvision in ein Financial Services-Paket ist ein Anliegen.
Neue Preise und Produkte
Ein weiterer Teil des Neustarts sind neue Produkte (seit kurzem ist der Release 7.1 der Portalsoftware lanciert worden) und neue Preise. Bisher habe man das Image gehabt, dass jede Broadvision-Installation «sofort eine Million» koste. Gegensteuer geben will man nun unter anderem mit angepassten, für manche Kunden günstigeren Lizenzmodellen. Auch Bündel mit Hardware, Software und Services gehören zum Plan. In der Schweiz gab es zum Beispiel bis Ende März ein Angebot zusammen mit Sun für 173’000 Franken, das auf gute Resonanz im Markt gestossen sei, so Klarmann. Ein Nachfolgeangebot dürfte jedenfalls folgen.
International sind auch
HP und
IBM Hardwarepartner von Broadvision. Die Schweiz aber sei halt ein kleiner Markt – ob auch Aktionen zusammen mit diesen Hardwarepartnern erfolgen sollen, muss man sich gemäss Klarmann daher zuerst überlegen. (hjm)