Die Aktionäre des Basler CRM-Spezialisten Team Brendel haben sich dazu entschlossen, dem Unternehmen Ende Februar mit einer weiteren Kapitalerhöhung im siebenstelligen Bereich unter die Arme zu greifen. Sie seien davon überzeugt, heisst es in einer Mitteilung, dass die Nachfrage in KMU nach CRM-Lösungen auch in den nächsten zwei Jahren ansteigen werde.
Bereits im November 2001 floss Team Brendel neues Risikokapital in der Höhe von 5,4 Mio. Franken zu. Letzten September erhielten die Basler von den beiden Risikokapitalisten Venture Partners und Aventic einen Zustupf von 1,8 Mio. Franken für die Umsetzung des Channel-Konzeptes.
Mehr Beratung
Mit der neuen Finanzspritze, über die genaue Höhe schweigt man sich derzeit noch aus, verbunden sind eine bereits im Dezember beschlossene Reorganisation, erweiterte Modularität des Produktportfolios, zusätzliche Dienstleistungen und die Fokussierung auf die Wincard-CRM-Lösungen.
Im Rahmen der Fokussierung kam es zur Entlassung von acht Mitarbeitenden aus Bereichen, die nicht, so Steve Brechbühl, Country Manager Schweiz, gegenüber IT Reseller, zum Kerngeschäft (Wincard) von Team Brendel gehören.
Im Bereich Dienstleistungen, so Brechbühl, wolle man sich vornehmlich auf Beratung in zwei Bereichen konzentrieren: Ab Februar gibt es Beratungspakete im Rahmen von Basel II. Team Brendel hatte auf der Orbit seinen «Basel II Navigator» lanciert, ein grafisches Auswertungsinstrument als Software zu Wincard.
Zudem wolle man sich verstärkt um Beratung zur Nutzung des Workflow-Moduls kümmern, was man, so Brechbühl, in den letzten Jahren etwas vernachlässigt habe.
Chef steigt aus
Auch im Management weht ein frischer Wind. Firmengründer Michael Brendel ist seit Anfang Januar nicht mehr CEO von Team Brendel. CEO ad interim als Ersatz für den aus persönlichen Gründen ausgeschiedenen Brendel wird der Ex-Microsoft-Mann Edouard Montier. Die bisherigen Country Manager Steve Brechbühl (Schweiz) und Edgar Reh (Deutschland) bleiben in ihrer Position. Michael Brendel bleibt im Verwaltungsrat. Dieser wird zudem durch den Investor Olivier Tavel erweitert.
Aber nicht nur der CEO-Posten ist vakant, auch der bisherige COO Anton Tremp ist per Anfang Januar aus dem Unternehmen ausgeschieden. Sein Vertrag war befristet und ist Ende 2003 ausgelaufen. Tremp wird sich auf eigenen Wunsch neu orientieren, heisst es, und sich wieder Projekten widmen, an denen er bereits vor seiner Zeit bei Team Brendel gearbeitet hat.
In der Gerüchteküche taucht auch immer wieder eine mögliche Übernahme auf. Ob der Abgang der beiden Spitzenmanager mit einem allfälligen Besitzerwechsel zusammenhängt, wurde seitens Team Brendel bisher nicht bestätigt.
Wincard-Tage gezählt?
Für 2004 plant das Unternehmen ein Umsatzwachstum von 20%. Zudem habe man das Jahr mit «dem grössten Vertragsabschluss in der Firmengeschichte» begonnen. Details dazu sollen Anfang März bekannt gegeben werden.
Team Brendel wird als einer der potentiellen Pionierpartner für
Microsoft CRM gesehen, der künftig entweder zweigleisig mit dem Microsoft-Produkt und eigenem Portfolio fahren oder sich gar von der Eigenentwicklung verabschieden und nur noch Lösungen für vertikale Märkte auf Basis von MS-CRM erstellen könnte.
Derzeit befinde man sich jedoch noch in abwartender Haltung gegenüber der Software der Redmonder, sagt Brechbühl. «Wir sind zu Erkenntnissen gekommen, die in die gleiche Richtung wie die unabhängiger Analysten oder anderer CRM-Hersteller gehen: Microsoft CRM ist noch zu horizontal, hat noch keine vertikalisierte Ausrichtung. Wir stehen sozusagen auf ‘stand-by’.»
Auch Michael Brendel liess kürzlich verlauten, dass das Microsoft-Produkt noch nicht in dem Zustand sei, um es erfolgversprechend in grossen Mengen zu vertreiben. Team Brendel wird sich also momentan weiterhin vornehmlich um die Pflege von Wincard kümmern. (sk)