In der Eröffnungsrede an der Macworld Expo 2004 in San Francisco gratulierte Steve Jobs zunächst «seinem» Macintosh zum 20. Geburtstag. Der berühmte Uralt-TV-Spot von 1984 («Dank dem Macintosh wird 1984 nicht sein wie 1984») erinnerte an die Zeit, als
Apple erst einmal erklären musste, was eine Maus ist und wofür Fenster auf einem PC gut sein sollen.
Wie immer stellte Jobs zunächst neue Software vor und zeigte, in welchen Marktsegmenten Apple zurzeit seine Schwergewichte sieht: Das Videoschnittprogramm Final Cut Express 2.0 gibt Privatanwendern Profifunktionen aus Final Cut Pro 4, z.B. Echtzeit-Farbkorrektur und Echtzeit-Audioschnitt an die Hand.
Die Chefin der Mac-Business-Unit bei
Microsoft, Roz Ho, präsentierte Office 2004. Wenn sie im ersten Halbjahr 2004 auf den Markt kommt, wird die neue MacOS-X-Version der Microsoft Office Suite der aktuellen Windows-Fassung sogar um einige Funktionen voraus sein. Ausserdem soll Virtual PC 7, der zur Professional-Version von Office 2004 gehört, nun auch auf dem Power Mac G5 laufen. Bisher stand dem eine Unvereinbarkeit mit einer Funktion auf dem Motherboard im Weg.
Lasst uns Musik spielen
Das «digital Lifestyle»-Paket iLife wurde in der Version 4 mit neuen Funktionen ausgestattet und um ein zusätzliches Programm ergänzt: Garage Band, das neue Mitglied der iLife-Familie, riss das Publikum zu Beifallstürmen hin. Zur Präsentation des digitalen Einsteiger-Tonstudios holte Jobs den Rockstar John Mayer («Heavier Things») auf die Bühne.
Dieser demonstrierte, wie man über ein MIDI- oder USB-Keyboard 50 Instrumente aufnimmt und abspielt. 64 Spuren lassen sich in Echtzeit mischen und mit 1000 Loops und 200 Audioeffekten anreichern. Das optionale Jam Pack enthält nochmals 100 Instrumente und 15 Gitarren-Amp-Simulationen. Mayer zeigte sich gehörig begeistert.
Die fertigen Lieder landen dann per Mausklick in iTunes und von dort in iMovie-Filmproduktionen, in iPhoto-Präsentationen oder auf dem iPod.
Dann zauberte Jobs auch die neue Hardware aus dem Hut: Der iPod mini ist wesentlich schlanker als seine Vorgänger und nicht grösser als eine Visitenkarte. Der Kleine lässt sich über Firewire oder USB 2 an Macs und PCs anschliessen. Den Akku kann er, im Gegensatz zu den grösseren iPods, auch über USB laden. Mit seinem 4 GByte grossen Speicher fasst er rund 1000 Songs.
Server für Profis
Zwar wurden keine schnelleren G5-Prozessoren präsentiert. Dafür spendierte
Apple den neuen 64-Bit-Prozessor ein halbes Jahr nach den Desktop-Macs auch seinem Server. Xserve G5 verfügt ausserdem über zwei PCI-X-Steckplätze, DDR-400-RAM mit bis zu 8 GByte Kapazität, drei unabhängige Serial-ATA-Kanäle und zwei Firewire-800-Anschlüsse.
Neben einer speziellen Cluster-Version wurde auch die von Apples Advanced Computation Group entwickelte Grid-Software Xgrid präsentiert. Sie findet über die automatisierte Netzwerktechnik Rendezvous verfügbare Ressourcen und bindet sie, so sie nicht gerade für andere Aufgaben benötigt werden, in das Grid ein. Mit Xgrid können in einem Standard-Rack bis zu 84 PowerPC G5 Prozessoren zu einem Cluster verbunden werden, was eine Rechenleistung von 1,5 Teraflops ergibt.
Ausserdem stellte Jobs das Speichersystem XserveRaid vor. Das Paket ist mit SPF-Anschlüssen ausgestattet, fasst bis zu 3,5 Terabyte und lässt sich mit mehreren Servern verbinden. Es arbeitet auch mit Servern unter Windows XP Professionell und 2003 Server. Mit XserveRaid wurde zudem erstmals ein Apple-Produkt für Red Hat Enterprise Linux zertifiziert. (fis)