Lange pries
IBM sein Middleware-Portfolio – DB2, Websphere, Tivoli, Lotus und Rational – als Lösungen für jede erdenkliche Branche an. Nun hat Big Blue erstmals spezifische Middleware-Pakete geschnürt, die bekannte Probleme von Finanzdienstleistern lösen sollen – je fünf Packages für Kundenbanken, das Investmentbanking und den Versicherungsbereich.
Die Branchenlösungen basieren auf einzelnen Komponenten aus dem Middleware-Angebot und werden durch Services und Anwendungssoftware ergänzt, die, wie IBM sagt, «weltweit von mehreren tausend ISVs (Independent Software Vendors) entwickelt wird».
Damit versucht IBM offensichtlich einen besseren Zugang zu Unternehmen und Organisationen zu finden, wie es die Ende letzten Jahres angekündigte Strategie verlangt. Damals stellte das Unternehmen fest, dass seine Berater oft zu produktebezogen und technologisch argumentieren und zu wenig die Sprache der Kunden sprechen. IBM versprach, Ausbildung und Angebote in Zukunft industriespezifischer zu gestalten.
Mit diesem Focus auf die vertikalen Märkte antwortet das Unternehmen auf die sich ändernden Bedürfnisse im Markt. Allgemein einsetzbare Software ist immer weniger gefragt. Gesucht werden vielmehr auf spezifische Bedürfnisse ausgerichtete Lösungen. Konsequenterweise plant IBM denn auch weitere Bündel, etwa für die Automobil-Zulieferindustrie, das Gesundheitswesen, die Nahrungsmittelindustrie oder die Chemie.
Nicht nur Marketing
Im Vordergrund dieser Strategie steht eine Neuausrichtung des Marketings. Diese wurde jedoch nur möglich, wie der Software-Chef von
IBM Schweiz Roger Müller erläutert, weil in den letzten Monaten die gesamte Middleware von IBM konsequent auf öffentliche Standards, insbesondere auch J2EE, ausgerichtet, und damit sowohl für verschiedene Betriebssysteme wie für unterschiedliche Applikationen geöffnet wurde.
Erst auf dieser Basis sei es möglich geworden, Middleware branchenspezifisch und plattformübergreifend zu definieren. Ausserdem erlaube das Aufbrechen der verschiedenen Komponenten in kleinere, untereinander kompatible Module, die raschere Entwicklung von standard-basierenden, massgeschneiderten Lösungen.
Müller: «Ich denke, dass das, was wir jetzt tun, einem Bedürfnis entspricht. Die Industrie beobachtet unsere Bemühungen sehr interessiert.» Für IBM jedenfalls bedeutet die Umstellung vom produkt- zum branchenbezogenen Denken einen Bruch mit dem bisher gepflegten Stil – einen eigentlichen Paradigmenwechsel. (fis)