Olympisches Sprungbrett

An den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin will sich der chinesische Computerriese Lenovo als offizieller IT-Sponsor Aufmerksamkeit verschaffen und seinen Namen im Glanz der Olympischen Ringe weltweit etablieren.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/02

     

Wenn in fünf Tagen die XX. Olympischen Winterspiele in Turin beginnen, werden rund 5000 Sportler aus 85 Nationen in 15 Sportarten mit 53 Disziplinen an den Start für ein Mega-Event gehen. Es ist das grösste Sportereignis der Welt, das rund drei Milliarden Zuschauer vor den Fernseher locken wird. Die Spiele in der Hauptstadt des Piemont und der Heimat von Fiat stellen aber nicht nur hohe Anforderungen an die Sportler, auch von den Sponsoren wird alles gefordert.

Brandingstrategie

Als einer der elf Top-Sponsoren ist Lenovo mit von der Partie und liefert als Computing Equipment Partner den Grossteil der Computer für die nötige Infrastruktur. Rund 5000 PCs und Monitore, 350 Server, je 600 Notebooks und Desktop-Drucker sowie 543 Profis, die für die Betreuung des gesamten Equipments im Einsatz stehen. Alleine mit der IT-Infrastruktur werden voraussichtlich 2500 Athleten in Kontakt kommen, sowie 1,5 Millionen Zuschauer, 1200 Organisatoren, 1200 Vertreter des IOC und anderer Sportverbände, 250 Punktrichter, 10’000 Journalisten, 20’000 Freiwillige, Sponsoren und Techniker. 14’000 mobile Telefone und Festnetzanschlüsse sind vor Ort vorhanden, und insgesamt 40’000 Personen benötigen die IT-Infrastruktur für Internet und E-Mail, Büroorganisation, Gehaltsabrechnung, Security, Projekt- und ­Dokumenten-Management.

Millionen für den Lenovo-Brand

Angesichts der enormen Aufmerksamkeit, die dieser Anlass auf sich zieht, ist es kein Wunder, dass sich die Chinesen ihren Auftritt in Turin und in zwei Jahren an den Spielen in Peking happige 100 Millionen Dollar an Marketing-Geldern kosten lassen. Denn obwohl der Computerhersteller im Reich der Mitte mit einem Anteil von 30 Prozent unangefochtener Markführer ist über den asiatischen Raum ist Lenovo bisher nicht hinausgekommen. Nach der 1,25 Milliarden schweren Fusion mit der IBM-PC-Sparte, die im Mai 2005 offiziell unter Dach und Fach gebracht wurde, soll sich das jetzt ändern.

Wo Stars gemacht werden

An einem kürzlich in Turin durchgeführten Presseanlass unterstrich Lenovo-Europa-Chef Milko van Dujil die Wichtigkeit von Lenovos-Auftritt in Turin: «Nach dem Zusammenführungsprozess von Lenovo und der IBM-PC-Sparte geht es jetzt in der zweiten Phase um Produktinnovationen und den Aufbau der Marke Lenovo. Die Olympischen Spiele sind ein weltbekannter Brand und ein Event mit einer extrem hohen Imagequalität. Einer der Top-Sponsoren zu sein, der in einem Atemzug mit den Olympischen Spielen genannt wird, erhöht unsere Marktbekanntheit. Sportler, die jahrelang für diese Spiele trainiert haben, werden hier zu neuen Stars gemacht, und genau so wollen wir unseren Auftritt in Turin nutzen.» Turin sei aber nur der Anfang, um sich global als Marke zu positionieren, erklärt van Dujil.

Hallali auf das SMB-Segment

Mit dem Auftritt an den Spielen soll auch eine Werbemaschinerie angeworfen werden und Lenovo-Computer, die bisher nur in China erhältlich sind, weltweit eingeführt werden. Im Visier hat der Hersteller eine Kundenzielgruppe, die er zusammen mit dem Channel angehen will: Small/Medium Business und Consumer. Van Dujil: «IBM hat sich in der Vergangenheit immer im obersten Kundensegment bewegt und wollte keine Volumenstrategie fahren. PCs wurden von IBM im eigenen Portfolio stiefmütterlich behandelt. Ich meine das nicht im negativen Sinne, denn IBM ist eine wunderbare Firma. Das ist nicht falsch, sondern eine Entscheidung, die das Unternehmen getroffen hat. Es wurden keine grossen Investitionen in die Entwicklung dieses Segments getätigt. Die Lancierung eines silbernen Light-Screen-Thinkpad oder eines Tablet-PC wären, schon aus firmenpolitischen Gründen undenkbar gewesen. Wir haben jetzt die Möglichkeit, in diesem Segment an Wachstum zu denken und uns in die richtige Richtung zu bewegen.»

Channel-Zukunft

Wie wichtig der Channel für Lenovo ist, zeigt die Entwicklung in China. ­Alleine der Anteil über diesen Kanal im SMB- und Consumer-Segment beträgt rund 85 Prozent. Die Optimierung der Supply-Chain innerhalb des Channels steht dabei im Vordergrund. Lenovo praktiziert in China erfolgreich das «Build-to-Stock-Modell», in welchem Quartalsweise grosse Mengen an PCs aufgrund spezifischer Planung mit dem Produkt-Management von Lenovo und der Distributoren produziert und dann über den Channel verkauft werden. Langfristig soll dieses Modell jedoch mit Berücksichtigung der lokalen Marktbedingungen auch in EMEA Einzug halten.
Lenovo unterhält in China zudem rund 6900 dedizierte Lenovo-Shops im Franchise-System, die Produkte ­direkt verkaufen. Dass diese Retail-Shops auch in Europa wie Pilze aus dem Boden schiessen, ist für van Dujil derzeit aber kein Thema. «Der Markt birgt enormes Wachstum speziell im SMB-Segment. Deshalb hat der Consumer-Markt gegenwärtig nicht die gleiche Priorität. Ein Franchise-­System wie in China ist derzeit auch kein Thema. Den Vertrieb über grosse Retail-Ketten anzukurbeln wäre aber durchaus denkbar oder auch ein Shop-in-Shop-System». Van Dujil betont jedoch, dass diesbezüglich noch keine genauen Pläne gemacht wurden. «Derzeit laufen so viele Aktivitäten, wir wollen uns nicht überfordern, und die Implementation eines neuen, möglichen Modelles braucht Zeit.» (pbr)


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