Auf den Hund gekommen


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/14

     

In dem wahnwitzigen Irrglauben, irgend etwas hätte sich bewegt, eilte ich kürzlich ans E-Government-Symposium. Die Schweizer E-Gov-Elite gesellte sich zu einem fröhlichen Beisammensein, um sich gegenseitig kundzutun, was alles im letzten Jahr passiert war. Um es kurz zu machen: Nichts. Immerhin befand sich das Swisshotel gerade in Umbauarbeiten. Passender hätte man den Tagungsort nicht auswählen können. Er glich einer Grossbaustelle. Eine gelungene Abwechslung.
Die Herren in ihren grauen Anzügen waren kaum von den Bauplanen zu unterscheiden. Ton in Ton bewegte man sich in gedämpftem Licht möglichst unerkannt bleibend von Seminarraum zu Seminarraum. So ungefähr stellte ich mir die Atmosphäre in einer hundsgemeinen Verwaltung vor. Es wunderte mich nichts mehr. Apropos Hund: Ein Blindenhund, der sich zum Thema «Barrierefreies Internet» eingeschrieben hatte, tapste gelangweilt über die teppichbespannten Gänge. Im Raum Vevey wurde er dann fündig: Es war die Rede von Würsten, das gefiel dem Hund. «Wir müssen uns klar werden, wollen wir eine Salami, eine Mortadella oder lieber ein Wienerli», konstatierte der Redner. War ich in ein Seminar der Fleischer-Innung getappt? Der Hund leckte sich genüsslich über die Schnauze. «Wir müssen den Mut zu Quick-and-Dirty-Lösungen ­haben!» fuhr der Vortragende fort. Da horchte nicht nur der Hund auf. Für einen kurzen Moment schien ein Hauch Leben aufzuflackern. Dann wurde es wieder still.
Als vorbildhaftes Beispiel wurde das Projekt «LexGo» vom Institut für Föderalismus angeführt. Der Hund verliess den Raum, sein Name war Rex. Ich schlug vor, ein Institut gegen den Föderalismus zu gründen. Keiner hörte mir zu. Die Gäste schlummerten, die Handwerker hämmerten. Für mich gab es nichts mehr zu tun. Ich ging. Quick and dirty.


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