Manchmal gibt es Momente im Leben, da kann man nur noch «Wow» sagen. Kennen Sie den Satz? So oder ähnlich tönt es in den Fernsehspots zu Microsofts neuem Betriebssystem Windows Vista. Da staunen Zeitgenossen ob irgendeinem Naturereignis oder einer nicht alltäglichen Situation, in die sie geraten. Die Szenen spielen irgendwo in einer amerikanischen Kleinstadt oder idyllischen Landschaft und die Akteure hauchen in breitem Luzerner oder Berner Dialekt mit aufgerissenen Augen das neudeutsche Urwort, das Erstaunen und Bewunderung in drei Buchstaben vereint: «Wow!». Oder lautmalerischer: waaaaau!
Die Meinungen zum neuen Betriebssystem gehen bekanntlich auseinander. Kritiker meinen, bei
Apple seien die wesentlichen neuen Vista-Features schon längst mit dem OS X Realität. Andere finden es, wie Branchenguru Robert «Röbi» Weiss kürzlich in der Fernsehsendung Kassensturz, «en Seich», dass die grafischen Funktionen von Vista auf einer «neuen Kiste» nicht funktionieren. Befürworter kommen vor allem aus der IT-Branche, die sich durch das neue Betriebssystem neuen Schwung für IT-Industrie und -Handel erhoffen.
Was die Werbung angeht: Ich schüttle jedes Mal den Kopf, wenn ich sie am Fernsehen zufällig sehe. Wie kann man, so frage ich mich, annehmen, dass irgendjemand
Microsoft die Botschaft abnimmt, man könne nur noch mit hängendem Kiefer vor dem Computer sitzen, hat man das System erst einmal hochgefahren. Zugegeben, hätte ich am Morgen nach dem Aufstehen einen drei Meter grossen nordamerikanischen Hirsch in meinem Garten, würde ich wohl auch «Wow» sagen. Aber wer hat das schon? Bei aller Häme: Die Kampagne wirkt offenbar. Auch wenn die Szenen noch so deppert daherkommen, selten habe ich Freunde und Bekannte so intensiv über eine IT-Kampagne sprechen hören. Ausser vielleicht bei iPod, iMac und Co. Da hat die Werbung zwar mehr Stil, aber auch nur einen Zweck: Sie soll wirken. Und nur schon deshalb müsste man zu den Vista-Spots anerkennend «Wow» sagen. (Markus Häfliger, Chefredaktor)