Lang, jahrelang war
Actebis als Übernahmekandidat ein Thema in den Medien. Der Otto-Konzern als Besitzer hatte selbst nie einen Hehl daraus gemacht, den nicht zum Kerngeschäft Einzelhandel gehörenden Distributionsarm mit seinen jährlich 4 Milliarden Euro Umsatz abstossen zu wollen, zu gering waren die Synergien. Dass der Verkauf sich wohl schwieriger als angenommen gestaltete, zeigte schliesslich das Vorgehen Ottos: Scheibchenweise, im Stil der «Salami-Taktik», erfolgte die Veräusserung der Firmenteile. Im Mai dieses Jahres die erste offizielle Meldung: Otto verkauft das Actebis-Geschäft in Italien und Spanien und 80 Prozent der Anteile an den Niederlassungen in Nord- und Osteuropa an die polnische Fondsgesellschaft MCI Management.
Zweiter Streich
In einem nächsten Schritt entledigte sich Otto dann am 24. Juli der Firmen in Deutschland, Frankreich, Österreich und den Niederlanden. Auch hier ist der Käufer eine Beteiligungsgesellschaft: Arques Industries, ein Turnaround-Spezialist, der bereits beim Verkauf der deutschen COS-Anteile seine Finger durch seine Tochter Tisscon Infosystems mit im Spiel hatte, krallt sich die 2,5 Milliarden Euro Umsatz starke zweite Tranche. Es darf erwartet werden, dass sowohl MCI Management als auch Arques in den einzelnen Ländergesellschaften weiter mit dem eisernen Besen aufräumen werden mit dem Ziel, das Geschäft profitabel weiterzuverkaufen. Arques hat für den zweiten Actebis-Anteil 110 Mio. Euro bezahlt. Immerhin bekommt das Unternehmen einen Kundenstamm von 35’000 Firmen und Verträge mit 200 Herstellern für den Vertrieb von über 500 Produkten.
Schweiz-Verkauf kommt zuletzt
Den Zipfel der Actebis-Salami schliesslich wollten weder Arques noch MCI geschenkt, zu gross sollen die Verpflichtungen der Schweizer Niederlassung gegenüber Dritten sein, wollen Branchen-Insider wissen. Insbesondere die Forderungen von
HP im Zusammenhang mit dem 2005 bekanntgewordenen Graumarktskandal sollen sich in zweistelliger Millionenhöhe belaufen haben.
Entsprechend hatte der nach dem Skandal um HP und den in die Affäre tief verwickelten damaligen Actebis-Chefverkäufer Armin Müller der neue Länderchef Hans-Peter Weiss nach seinem Amtsantritt im 2005 den Stall ausgemistet und die Organisation verschlankt, bevor die Aktivitäten nun von
Tech Data Schweiz übernommen wurden. Per Anfang September soll es (zumindest in der Schweiz, in anderen Ländern wird der Name weitergeführt) definitiv keine
Actebis mehr geben.
Massenentlassungen
Von den 106 Angestellten werde
Tech Data 50 nicht übernehmen, verlautete die Schweizerische Depeschenagentur eine Anfrage an
Actebis. Weiss wollte gegenüber IT Reseller die Zahl nicht bestätigen, klar aber ist, dass ein Massenentlassungsverfahren eingeleitet wurde. Synergien dürften
Also in der Schweiz alleweil zu finden sein: Tech Data übernimmt neben einem Teil der Angestellten die Kundenforderungen, den Kundenstamm und die Lagerbestände.
Tech-Data-Chef Manfred Steinhardt zufolge wird es noch einige Zeit dauern, bis klar ist, welche Produkte ins Sortiment aufgenommen werden. Nach dem Verkauf wird Tech Data in der Schweiz nach Also die Nummer 2 der IT-Distributoren mit einem geschätzten Umsatz von 750 bis 800 Mio. Franken. (mh)