Nach dem Konkurs der Dettwiler Informatik Holding ist es zu einigen Spekulationen darüber gekommen was, neben der allgemein trüben Lage in der IT-Industrie natürlich, der unmittelbare Anlass für den Dettwiler-Crash war. Gestern vermutete man noch hauptsächlich, Dettwiler sei unter den Schulden aus der letztjährigen Processlink-Übernahme zusammengebrochen. Inzwischen scheint es, dass eher die Überbewertung von Dettwiler durch die englische Venture-Capital-Gruppe 3i die Überschuldung des Unternehmens bewirkte. Die Schulden von Dettwiler betragen, gemäss Konkursamt, 57 Millionen Franken.
3i hatte letztes Jahr 80 Millionen Franken für 100% der Aktien der Dettwiler Holding an den Firmengründer Werner Dettwiler bezahlt, wie die "Basler Zeitung" berichtet, in der Hoffnung, das Unternehmen in zwei bis drei Jahren an die Börse zu bringen, dies für ein Unternehmen mit, laut "venturix.ch", einem Betriebsgewinn in lediglich einstelliger Millionenhöhe. Werner Dettwiler beteiligte sich danach neu an Dettwiler Informatik, und hielt zuletzt 29% der Anteile, während 3i 49% besitzt. Ein Teil des Verkaufspreises wurde durch Bankkredite an die Holding gedeckt. Die Banken sind jetzt, mit 32 Millionen Guthaben, Hauptgläubiger der Dettwiler Holding. Schulden hat das Unternehmen ausserdem noch bei Werner Dettwiler selbst (14,6 Millionen) und bei 3i (12 Millionen). Die Banken besitzen ausserdem Vorrechte, so dass die Julilöhne für die Angestellten kaum mehr ausbezahlt werden.
Wie Finanzchef Walter Huber dem "Basler Tagblatt" berichtete, verhandelten die Beteiligten noch bis zuletzt über einen Rettungsplan, und hätten sich auch schon geeinigt gehabt. Eine der Parteien habe dann aber unerwartet die Unterschrift verweigert. Dem Unternehmen nahestehende Kreise meinen, dass es sich dabei wahrscheinlich um Werner Dettwiler gehandelt habe. Dieser ist inzwischen in die USA verreist, und hat sich noch nicht zum Konkurs geäussert.
Was bleibt nach dem Crash übrig? Erstens ein ungutes Gefühl. Man wird den Verdacht nicht los, dass auch noch andere helvetische VARs in der IT-Eiszeit zu kämpfen haben werden. Ausserdem bleibt auch etwas Hoffnung. Gemäss Huber ist Processlink nicht verschuldet, und sollte daher überleben können. Ausserdem sei die Gründung einer Auffangfirma geplant, die einen Teil der Dettwiler-Mitarbeiter übernehmen könnte. Eventuell, so meinen Insider, könnte auch Dettwiler Zürich weitermachen. IT Reseller hofft, bald von Verantwortlichen bei Dettwiler selbst Informationen über die Zukunftsaussichten zu erhalten. (hjm)