IT-Com Europe beendet Schweizer Gastspiel

14. November 2003

     

Seit Tagen kursieren Gerüchte um den Notebook- und Komponentendisti IT-Com Europe. Die Firma sei Konkurs, wird behauptet. Lastwagen hätten bereits die gesamten Büroeinrichtungen abgeholt, die Büros seien verwaist. In der Tat führt ein Anruf bei IT-Com Europe in Rotkreuz ins Nichts, keiner geht mehr ans Telefon. Eben gestern noch hat der Schreibende bei der deutschen Muttergesellschaft IPC Archtec nachgefragt.

«Die Firma existiert, wir sind nicht Konkurs», sagte gestern Hermann Krassler, CEO der deutschen Mutterfirma IPC Archtec zu IT Reseller, «wir haben aber den Vertrieb in der EU eingestellt, weil wir ein rechtliches Problem mit der Vorsteuererstattung haben.» Es hätte Probleme mit Lieferungen aus dem Jahr 2000 gegeben. «Wenn das Finanzamt eines Staates einen Kunden nicht mehr auffinden kann, verlangt das deutsche Finanzamt die beim Export in Abzug gebrachte Mehrwertsteuer von uns Lieferanten zurück.» Aus diesem Grund habe man sich entschlossen, vorläufig keine Exporte mehr in die EU zu tätigen, das Risiko sei zu gross.


Nun erreicht uns heute ein E-Mail von Daniel Monaco, dem Geschäftsführer von IT-Com Europe. Monaco war im Juli auf den Chefsessel nachgerückt, nachdem Roland Gauch von einem Tag auf den anderen gefeuert worden war. Monaco schreibt in einer von einer Gratis-E-Mail-Adresse ausgesandten Information an die Geschäftspartner, die Gesellschafter hätten entschieden, dass die IT-Com Europe Schweiz liquidiert werde.

Unklar ist auch die Frage nach den Serviceverträgen. Während Krassler gestern noch sagte, die Serviceverträge von bestehenden Kunden würden von Gloor Informatik weitergeführt, meldet Monaco nun heute in seiner E-Mail, die RMA-Stelle sei die Trans MF im deutschen Essenbach.

IT-Com Europe ist Anfang Jahr mit grossem Getöse angetreten und wollte den Schweizer Assemblierermarkt aufrollen. Im ersten Jahr sollten 15 Mio. Franken umgesetzt werden, das Gruppenziel in Europa betrug 150 Mio. Krassler sagte gestern, der Umsatz in der Schweiz hätte bisher "zischen zwei und drei Millionen Euro" betragen. Elf Monate lang haben die Newcomer grosse Töne gespuckt, nun ist das Gastspiel zu Ende. (mh)




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