Messe-Frühling 2001: Vier sind zwei zuviel

Im Frühling 2001 finden gleich vier IT-Messen kurz nacheinander statt. Wieviele Messen braucht der Schweizer IT-Markt? IT Reseller fragte nach.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/17

     

Der Messekalender im Frühjahr 2001 ist gerammelt voll. Internet Expo (7.–9.2.), Exponet Bern (6.–8.3.), Orbit Home (5.–8.4.) und «Computer» Lausanne (24.–27.4.). Neuankömmling ist die Exponet der deutschen dc Congress Gesellschaft, die Netzwerk-Messen unter dem Label «Exponet» bereits in Köln, Paris, Rom und Wien und mit der Berliner «Login» eine IT-Universalmesse veranstaltet.
Die Marktlücke meinte sie entdeckt zu haben, als die Integration der TNC in die Internet Expo Zürich bekannt wurde. Was sie sich allerdings vom Standort Bern verspricht, ist nicht ganz klar. Genauso rätselhaft ist der Zeitpunkt Anfang März, mitten im Termingedränge. Vielleicht wollen die Deutschen die Konkurrenz unter dem Motto «Augen zu und durch» ganz einfach ignorieren?
Das allerdings dürfte schwer sein, zumindest was die Internet Expo Zürich und die «Computer» in Lausanne betrifft. Diese beiden Messen sind etabliert und gelten als ideale B2B-Plattformen und wichtige Branchenmessen.
Die Exponet wird von Mario Imhof, GL-Mitglied der Expo Gate GmbH, Bern organisiert, der sich auf der Orbit/Comdex zuversichtlich äusserte. Er habe bereits Anmeldungen erhalten. Die Damen und Herren der dc Congress Gesellschaft waren zum jetzigen Zeitpunkt leider zu keinem Statement zu überreden.

Für Exponet und Orbit-Home wird es eng

Es stellt sich nun die Frage: Wieviel Messen braucht der IT-Markt und vor allem, braucht er eine in Bern? Aussagen von Marketing- und Geschäftsleitern nahmhafter Schweizer Firmen sprechen für sich: Ruedi Scheidegger, Head of Fairs, Exhibitions & National Events von Swisscom, meint zum Beispiel ganz lapidar zur Exponet: «Swisscom verzichtet, weil sie nicht in unsere Planung passt und weil wir diese Messe als gar nicht wichtig empfinden.»
Ähnlich äussert sich Markus Hinnen, Country Marketing Manager bei HP: »Nicht geplant! Lokale Messe ohne grosses lokales Potential.» Für Matthias Meier, Pressesprecher von Compaq, ist sie schlicht und einfach «Kein Thema!»
Schlecht könnte es auch der Orbit Home Anfang April in Zürich gehen. Die Veranstalter erwarten rund 150 Aussteller auf ca. 8’000 m2 Netto-Ausstellungsfläche, und gegen 60’000 Besucher.
Gemäss unserer Umfrage sieht es böse für die neue kleine Schwester der Strictly-Business-Orbit aus.
Da hört man Aussagen wie «nicht unser Zielpublikum», «steht noch zur Diskussion, aber eher nicht», oder «der Home-Markt wird über andere Strategien als Messen gepflegt». So sind Gerüchten zufolge denn auch bis jetzt nur ganze 1000 m2 vermietet worden.
Eine Stellungnahme dazu war von der Messe Basel leider nicht zu erhaschen. Bernd Schuster, Kommunikationsleiter Messe Basel, äusserte sich nur insofern, dass es keine Politik der Messe Basel sei, Zwischenresultate bekannt zu geben, es sei aber «einiges am tun» und natürlich gäbe es auch «ein paar Probleme». Nähere Informationen wie eine Ausstellerliste finde man ab zweiter Hälfte Oktober auf dem Web. Wir sind gespannt.

Orbit Home: «Terminlich sehr ungünstig»

Dem Motto «viel hilft viel» stimmen die Aussteller mit Recht nicht zu. Zu kurz sind die Zeitabstände zwischen den Messen, zu hoch die Investitionssummen, die man für alle Messen aufbringen müsste.
Das wollen selbst Giganten wie Compaq, IBM oder Cisco nicht mitmachen. Eine Ausnahme stellt Swisscom dar, die sich allerdings eher genötigt sieht, fast überall teilzunehmen, als dass sie das wirklich freiwillig täte: Hierzu nochmals Ruedi Scheidegger: «Die Orbit Home ist für uns terminlich leider sehr ungünstig, da wir auch noch an der BEA und MUBA teilnehmen, jedoch für uns ein Must. Besser wäre, wenn sie im Herbst stattfinden würde, eine Verschiebung ist aber leider bei der Messe Basel kein Thema.»
Die Messe Basel sieht das gar nicht so und erklärt in ihrer Pressemitteilung: «In Absprache mit wichtigen Branchenvertretern..., konnte ein für alle involvierten Parteien ideales Datum gefunden werden. Die Orbit Home wird somit eine Woche vor Ostern stattfinden.» Wir wünschen jetzt schon mal frohes Ausstellersuchen! (sk)

Wer wo (nicht) teilnimmt

IT-Reseller hat im Rahmen einer Umfrage bei Schweizer IT-Firmen nachgefragt, an welchen der vier oben erwähnten Messen sie (nicht) teilnehmen werden und warum und sie um ein persönliches Statement zu diesem Thema gebeten.
Heinz Vollenweider, Marketing Exhibitions Switzerland, IBM: «Internet Expo ja, die drei anderen nein, nein, nein.»
Fredi Huber, Marketing Manager, Sun: «Die Computer Lausanne gilt noch immer als die Plattform für die Suisse Romandie.»
Matthias Meier, Pressesprecher Compaq: «Gemäss den Erfahrungen aus der Vergangenheit nehmen wir sicher an der Computer Lausanne teil. Exponet Bern, kein Thema, bringt nix.»
Thomas Köberl, Marketing Abacus: «Das Internet hat durch E-Commerce und B2B im Business Software Bereich grosse Bedeutung erhalten und wird noch weiter zunehmen, deshalb nehmen wir an der Internet Expo teil. Und an der Computer Lausanne, weil sie die einzige und somit wichtigste Plattform in der Westschweiz für Business Software Lösungen ist.»
Claudia Scheurer, PR Manager und Markus Hinnen, Country Marketing Manager, HP: «An der Orbit Home nehmen wir nicht teil, der Home Markt wird von HP über andere Strategien als Messen gepflegt. Die Internet Expo hat sich sehr gut als B2B Plattform etabliert. Auch der Standort Zürich wird sehr geschätzt.»
Fredy Lustenberger, Managing Director, Legato: «Wir werden selektieren und nur an Messen teilnehmen, wo wir glauben, unser Publikum vorzufinden.»


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