Am 16. Juli stand die Entscheidung der Sun-Aktionäre an, ob sie dem Sun-Verkauf an
Oracle im Wert von über 7 Mrd. Dollar zustimmen. Im Vorfeld hat IT Reseller für die letzte Heftausgabe vor der Sommerpause zwei der grössten Schweizer Partner zu den Auswirkungen auf ihr schweizerisches und internationales Geschäft befragt, die ein Zusammenschluss dieser zwei Industriegrössen für sie haben wird. Das Resultat: Mehr Aufträge zu Lasten von IBM und Vorteile von integrierten Datenbanken.
"Business as usual", wie Sun dies in einem Brief an die Partner versprach, sähe anders aus. Pascal Stürchler, CEO von Sun-Partner Acceleris, sieht kurzfristig Vorteile bei der Auftragsvergabe: "Noch sind keine langfristigen Auswirkungen auf unser Geschäft spürbar, doch wir erhalten gutes Feedback von den Kunden, die wegen den Gerüchten um eine Übernahnme durch IBM verunsichert waren." Als Folge dieser Situation, die sich über Monate hinzog, hat Acceleris seit der Bekanntgabe von Oracle Neukunden gewonnen.
"Sie wechseln von IBM auf Solaris, vor allem im x86-Bereich. Ein Grosskunde als Beispiel war im Frühjahr nicht sicher, tendierte eher zu IBM als zu Sun, wartete ab und entschied sich nun gegen
IBM. Auch Start-ups hätten sich in letzter Zeit vermehrt für Sun-Hardware entschieden. Wie Daniel Liebhart, Dozent für Informatik an der Hochschule für Technik in Zürich und Solution Manager von Oracle-Partner
Trivadis, gegenüber IT Reseller sagt, könne sich die Übernahme auf die gesamte Branche auswirken. "Oracle wird zu IBM aufschliessen", ist Liebhart überzeugt. Oracle habe mit Sun einen kompletten Stack von der Hardware über die Datenbank bis hin zu Gesamtlösungen im Portfolio. "Dies wirkt sich auch auf unser Geschäft aus. Die Leistungen werden kompletter und umfassender und künftig die Planung, den Bau und den Betrieb der gesamten Anwendungslandschaft eines Unternehmens umfassen", so Liebhart.
Trivadis-Kunden reagieren laut Liebhart abwartend: "Sie beobachten genau die Optimierungspotentiale, die mit der Übernahme zu erwarten sind." Spannend seien beispielsweise die Möglichkeiten mit fertigen Datenbankmaschinen, wie sie Oracle-Chef Ellison in der Art der Exadata-Produktlinie angekündigt hat. "Das Potential integrierter Systeme, wie beispielsweise 'DB on a Chip' oder 'DB Appliance' ist gross", sagt Trivadis-CTO Martin Wunderli gegenüber IT Reseller. "Wir sehen darin eher eine Bereicherung unseres Geschäfts, in dessen Mittelpunkt das Engineering und die Pflege von Unternehmensdaten stehen. Allerdings hängt der Erfolg von solchen integrierten Systemen unserer Meinung nach nicht nur von der Einsparung von Integrationskosten, sondern auch von der Administrierbarkeit ab. Sie müssen eigentlich ohne grosse Administrationsarbeiten lauffähig sein", sagt Wunderli. Er sieht mögliche Zielmärkte bei spezialisierten Einsatzgebieten wie beispielsweise Records Management, Real Time Database-Engines über preiswerte Lösungen für ISPs bis hin zu Hochleistungs-Maschinen im Terabyte-Bereich.
Dass die Integrationskosten sinken und man damit als Partner weniger verdienen kann, hält Stürchler von Acceleris für wenig problematisch, falls die Leistung gesteigert würde und damit mehr Geräte verkauft werden könnten. Stürchler glaubt den Versprechungen von Larry Ellison, dass die Softwaresparte gestärkt werde: "Oracle könnte Solaris aufwerten, indem Solaris bei Updates für die Oracle-Plattformen gegenüber den Konkurrenzsystemen von IBM und
Microsoft bevorzugt würde."
Auch Wunderli von Trivadis würde dies als eine gute Sache sehen: "Das kann unseren Geschäftsbereich, der sich auf den Betrieb von Oracle-Plattformen spezialisiert hat, durchaus positiv beeinflussen. Dann braucht es Dienstleister wie
Trivadis, die entsprechende Updates für andere Plattformen genauer prüfen und validieren." Allerdings bleibt abzuwarten, ob Oracle sich wirklich für diesen Weg entscheiden wird. (mro)