Die Berner UDT Group ist eine relativ junge Firma, aber kein Start-up. 1994 gründeten Heinz Niederhauser, Wenzel Divis (Bild), Walter Revilloud und Hans-Rudolf Schäppi die Union Data Trading AG, die sich von Anfang an auf das stark wachsende Server-Geschäft konzentrierte.
Neben Partnerschaften mit Hardware-Herstellern wie Compaq, Sun und
Fujitsu Siemens, konzentrierte man sich vor allem auch auf
Citrix und «Server based Computing».
Im August 2000 stieg die Berner VC-Firma Bern-Venture bei Union Data Trading ein. Jetzt, nur sechs Monate danach, bringen die Berner ihre Firma an die Telefon-Börse. Im Vorfeld erklärte UDT-Sprecher Wenzel Divis, das frische Kapital an der Börse diene dem Kauf von weiteren, gut passenden Firmen. Dass er nicht sagte, welche Firmen er kaufen wolle, wurde von der Finanzpresse schlecht aufgenommen.
Ein potentieller Investor müsse die Katze im Sack kaufen, monierte die «Finanz & Wirtschaft».
Um dieser Kritik zu begegnen suchten UDT-Leute Mittel und Wege, um
die geplante Übernahme der Zürcher Tristar,
Datastore und Reguest vorzuziehen.
Der Ausgabe-(Emissions-) Preis der UDT Group-Aktie war 175 Franken. Der Graumarktwert bewegte sich etwas über 200 Franken. Der CEO der UDT-Gruppe, Wenzel Divis, sagte gegenüber IT Reseller, dass man ab dem ersten Handelstag am 27.3.01 einen Kurs zwischen 180 und 220 erwartete. Somit fliessen der Firma etwa 11.9 Mio. Franken zu.
Server, Storage, ASP und Hochleistungs-Computing
Die UDT Group umfasst nun vier Schwerpunkte. Das «klassische» Server- und Storage-Geschäft der Union Data Trading und Tristar. Ausserdem sind die Berner mit der Lausanner «Cluster Solutions SA» im Bereich Hochleistungs-Computing für wissenschaftliche Anwendungen engagiert. Hier ergeben sich, so Divis, interessante Synergien, denn bei den Projekten im «Parallel Computing» entsteht auch ein sehr grosser Bedarf nach Speichern und SAN-Lösungen.
Das Geschäft von Cluster Solutions SA wird sehr international werden. Die Cluster Solutions SA plant ca. 40 Prozent der Umsätze in Europa und 45 Prozent in den USA. Ausserdem besitzt Union Data Trading eine Niederlassung in München. Diese soll nun ebenfalls beim «Parallel Computing» aktiv werden.
UDT ist mit 20 Prozent an der Neuenburger Uditis beteiligt. Diese ist ein Spin-off der ehemaligen Informatik-Abteilung der Firma CSEM. Uditis beschäftigt über 20 Leute im Bereich Unix, NT, Netzwerke und
SAP. Die Beteiligung an Uditis könnte in Zukunft noch erhöht werden.
Insgesamt beschäftigt die UDT-Group Ltd. heute ca. 90 Leute. Tendenz stark steigend. (hc)
IT Reseller: Wird die UDT-Gruppe als Storage-Service-Provider auftreten?
PK: Unsere Kunden, gerade im Finanzbereich, können sich das nicht vorstellen (Datenschutz). Das Konzept ist aber sicher phantastisch. Der Aufbau eines eigenen Datencenters ist bei der UDT Group in Diskussion.
WD: In Verbindung mit ASP haben wir es andiskutiert. Aber im Schweizer Markt wird es nicht so schnell aktuell. Bei uns wird es vielleicht mit Cluster Solutions zusammen wieder interessant. Wir sehen uns in Bio-Technologie-Projekten als Integrator der verschiedenen Komponenten. Im Hintergrund von solchen Projekten gibt es grosse Storage-Farmen, die man auch für andere Zwecke nützen könnte.
Wie weiter mit Tristar, Datastore und Request?
Wir haben uns mit Wenzel Divis, CEO UDT Group Ltd. und mit Peter Kestenholz, Verkaufsleiter von Tristar darüber unterhalten, wie sich die «neue» UDT Group im Markt aufstellt.
IT Reseller: Wie sind die unterschiedlichen Geschäftsfelder in der UDT Group gewichtet?
Wenzel Divis: Wir haben letztes Jahr etwa zwei Drittel des Umsatzes im Enterprise-Geschäft erwirtschaftet. Da rechnen wir Server und Storage zusammen. In Zukunft soll bei Union Data Trading der Enterprise-Bereich noch stärker wachsen
Dazu kommen nun noch etwa 50 Mio. Franken Umsatz von Tristar und
Datastore. Davon sind etwa drei Viertel Storage.
ITR: Dann kann man sagen: Die UDT-Gruppe ist eine Storage-Firma’?
WD: Ganz klar. Zusammen mit Tristar und Cluster Solutions SA sind wir sehr wahrscheinlich der grösste Schweizer Reseller im Server-Bereich. Bei Storage sowieso.
ITR: Werden Sie Tristar, Datastore und Request jetzt umtaufen?
WD: Nein. Tristar und
Datastore sollen, wie auch Union Data Trading ihre Namen behalten. Tristar und Datastore haben ein gutes Image in ihren Marktsegmenten. Wir wollen die Beziehungen zu den Lieferanten behalten und auch die Mitarbeitenden nicht mit Namenswechseln verunsichern.
Änderungen können sich bei Request ergeben. Wir haben bei Union Data Trading etwa 30 Spezialisten, die ähnlich gelagert sind, wie die Leute bei Request. Wir haben Fachteams, etwa für Unix, NT, Server based computing oder Storage-Software, die sich mit Request ergänzen.
ITR: Werden Tristar und Datastore mit den gleichen Partnern weiterarbeiten?
WD: Hoffentlich kommen noch welche dazu. Wir werden versuchen Synergien zu finden. Bei Tristar ist seit Februar die Genfer Niederlassung mit einer starken Verkaufsmannschaft dazugekommen.
ITR: Kommt also Sun-Storage dazu?
Peter Kestenholz: Sun-Storage ist im Moment kein Thema für Tristar – jedoch werden wir uns das sehr genau bei
Datastore als Distributor anschauen. Sun-Server sind dafür ein umso grösseres Thema bei Union Data Trading. Mit einer gewachsenen «kritischen Masse» im Vergleich vor der Aquisition werden wir versuchen, die Aktivitäten in der Gruppe besser aufzuteilen.
WD: Bis Mitte April werden wir die Produktepaletten analysieren und überprüfen. Bei Datastore werden wir uns fragen, ‘was könnten wir sonst noch machen’?
ITR: Mit Datastore werdet Ihr nun aber mit einem klassischen Channel-Konflikt konfrontiert sein. Wie geht Ihr damit um?
WD: Das stimmt. Deshalb haben wir mit den wichtigsten Kunden von Datastore gesprochen. Der Grundtenor bei Datastore-Kunden ist allgemein derselbe: Genauso, wie Union Data Trading im bisherigen Umfeld als Mitbewerber von Datastore auftrat, trifft dies in der neuen Konstellation ebenfalls zu. Die Datastore-Kunden kaufen zu denselben Konditionen ein, wie Tristar und Union Data Trading.
PK: Ich verstehe, dass die Übernahme durch UDT Group Bauchweh machen kann. Aber es ist keine neue Situation. Tristar kaufte seit jeher zu den gleichen Konditionen bei Datastore ein, wie unsere Mitbewerber. Wichtig ist, dass Datastore ein Value-Added-Disti – also kein reiner Volumen-Disti – ist. Bei Datastore steht das mitgelieferte Know-how und nicht nur die Logistik im Vordergrund. Ausserdem sind viele Datastore-Kunden in anderen Regionen und Branchen aktiv.
ITR: Besteht nun die Gefahr, dass sich Union Data Trading AG und Tristar in die Quere kommen?
PK: Das Interessante an der Übernahme ist, wie gut Tristar zu Union Data Trading AG passt. Union Data Trading AG ist stark im Servermarkt, wir im Storage-Markt. Ausserdem sind wir in anderen Regionen und unterschiedlichen Branchen tätig. Union Data Trading AG ist in der Industrie, beim Bund und bei Verwaltungen stark, Tristar in der Finanzindustrie, bei Versicherungen, im Gesundheitswesen und im Retail. (Interview: hc)