Im TFT-Land ist der Schnäppchenwahn ausgebrochen. Waren die Flatpanels vor einem Jahr noch der Kaviar unter den Bildschirmen, sind sie mittlerweile zum hundsgemeinen Seehasenrogen mutiert. Das wäre nicht weiter verwerflich, liessen sich nicht mitunter ein paar faule Eier unter der kostbaren und als echt deklarierten Ware aufspüren. Die Rede ist von Mischkalkulationen. Einer Lieferung von A-Klasse-Monitoren werden heimlich, still und leise ein paar B-Klasse-Geräte (Pixelfehler), die beim Qualitätstest durchgefallen sind, untergejubelt.
Das Mischungsverhältnis soll ungefähr bei sieben zu drei (sieben Panels A-graded, drei Panels B-graded) liegen. Der Kunde merkt meistens nichts, weil er oft von der neuen Technik zu wenig versteht und in der Regel keine Vergleichsmöglichkeit hat. Auch die Klasse-B-Geräte funktionieren durchaus. Bei näherer Betrachtung erkennt das geschulte Auge aber, dass bei den qualitativ minderwertigeren Geräten, der Kontrast, das seitliche Ablesen des Bildschirminhalts und die Hintergrundbeleuchtung bedeutend schlechter sind als bei den A-Geräten.
Man hüte sich also vor allzu günstigen Angeboten, denn die Gefahr, ein Ausschuss-Gerät zu erwischen, wächst mit dem Sinken des Preises. Bei
Maxdata kostet derzeit der günstigste Belinea 15-Zöller 779 Franken, der günstigste 17-Zoll-TFT-Bildschirm 1549 Franken. Preise, die tiefer liegen sind mit Vorsicht zu geniessen.
Die guten ins Kröpfchen, die schlechten ins Töpfchen
Um ganz sicher sein zu können, dass es sich bei der angebotenen Ware durchweg um erstklassige Qualität handelt, hilft nur eins: Die Zertifizierung nach ISO. Der ISO-9241-Standard wurde für LCDs erweitert. Mit der Norm ISO-13406-2, die Eigenschaften und Qualität (u.a. Pixelfehler) von TFT Panels definiert, können nun auch die Flachmänner seit diesem Jahr ein ISO Prüfzertifikat erhalten. Mit der ISO-13406-2-Norm werden vor allem folgende Parameter einer Analyse unterzogen:
Pixelfehler und Blickwinkelklassifizierung
Flimmern
Anzeigenleuchtdichte
Kontrast
Reflexionen
Farbreproduktion
Gleichmässigkeit von
Leuchtdichte und Farben
Fonts
Schweizer TFT-ler: Wir sind sauber
In der Schweiz hat fast jeder Hersteller oder Händler die Gerüchte von Mischlieferungen vernommen oder kann sich derartige Methoden vorstellen. Zumindest wurde das Problem erkannt und es wird versucht, dagegen anzugehen. Dazu Urs Wilhelm, Leiter Kommunikation bei
Interdiscount: «Wir haben von diesem Vorgehen und Problem gehört. Vielfach kommen diese Produkte über kleinere Händler oder E-Commerce in die Schweiz und werden zu Crashpreisen angeboten....Wir haben eine klare Weisung, keine B-Produkte zu beziehen. Ein Problem von Seiten der Hersteller ist, dass deren Deklarationen teils nur mangelhaft sind. Dies sollte verbessert werden.»
Grundsätzlich gibt es «solche Fälle» immer nur bei der Konkurrenz und man selbst hat selbstverständlich eine Weste, die weisser als weiss ist. Alle wollen nur «A-graded» Panels einsetzen, nicht wirklich im Billigmarkt operieren und führen selbstredend schon nach der Produktion diverse Qualitätskontrollen durch. Bei Mediamarkt gibt man zumindest zu, dass, auch wenn die Media Markt Gruppe nur «A-graded» Panels einsetzt, durchaus die Möglichkeit besteht, dass man Mischlieferungen von Noname-Produkten aus Asien erhält und man auch nicht jedes einzelne Gerät auf seine Qualität testen kann. «Hinsichtlich der Noname-Produkte ist es ausschliesslich Sache des Produktmanagaments in Verbindung mit dem Lieferanten, die nötige Qualität zu definieren. Natürlich ist es sehr aufwendig, die gesamte angelieferte Produktqualität zu überprüfen. Falls wir Kenntnis von Produkten mit mangelhafter Qualität erhalten sollten, werden wir die entsprechenden Schritte konsequent gegenüber dem Lieferanten einleiten», so Stefan Sennrich, Produktmanager Neue Medien bei Mediamarkt.
Auf die ISO-Fehlerklasse kommts an
Die Geräte von
Philips, Compaq, LG,
Viewsonic, Eye-Q, Belinea oder
Samsung beispielsweise sind allesamt nach der neuen ISO-Norm zertifiziert. Die Zertifizierung nach ISO 13406-2 sagt allein aber noch nicht viel aus. Die Norm teilt die Displays in Klassen ein. Ausschlaggebend ist also die Angabe des Herstellers, ob es sich bei seinen TFTs um ein Display der Klasse I, II, III oder IV handelt.
Der Klasse I sollen Monitore ohne Pixelfehler angehören, in Klasse II werden LCDs mit bis zu 5 Pixelfehlern pro Mio. vorhandener Pixel eingeteilt, Klasse III sind die Billigmodelle, Klasse IV ist Ausschuss. Die weitere Einteilung erfolgt nach Reflexions- und Blickwinkelklassen. «Eine reine Herstellung von Panels der Klasse 1 ist nicht möglich. Wollte ein Hersteller einen solchen Flachbildschirm anbieten, so würde das zwangsläufig eine Auslese von Hand bei der Produktion voraussetzen. Weiter wäre ein erheblicher Aufwand für den Transport und die Lagerung von Austauschgeräten notwendig. Die Preise für ein solches Modell würden dementsprechend ein Vielfaches von denen eines Standard-Displays betragen», so Isabelle Vogel, Marketing der Samsung-Vertretung Dicom. Samsung Korea will denn auch den Kunden versichern, dass sämtliche Syncmaster wie auch Samtron Monitore mit der Fehlerklasse II zertifiziert sind.
Ein ständig leuchtender Pixel (Fehlertyp 1) stört den Anwender mehr als ein ständig schwarzer Pixel (Fehlertyp 2). Am wenigsten fällt es auf, wenn lediglich ein Sub-Pixel defekt ist und in einer der drei Farben rot, grün oder blau leuchtet oder schwarz ist (Fehlertyp 3). Aufgrund dieser Unterschiede ist auch die jeweilig tolerierte Fehleranzahl der drei Fehlertypen z.B. in Klasse II unterschiedlich. Während Fehlertypen 1 und 2 jeweils nur zweimal auftauchen dürfen, sind fünf defekte Sub-Pixel (Fehlertyp 3) erlaubt.
Preisentwicklung
Im grossen und ganzen ist sich die Branche einig, dass die preisliche Talsohle bei den 15-Zoll-Flachbildschirmen im Sommer erreicht war und die Preise konstant bleiben werden, der Preisabfall hingegen bei den 17, 18 Zoll und grösseren Modellen bis Ende des Jahres noch fortdauern wird. (sk)