Während viele grosse Konzerne ihre Mitarbeitenden in Post-Corona-Zeiten wieder vermehrt ins Büro geholt haben, gibt es bei Cisco Schweiz hingegen keine Büropflicht. Hybrides Arbeiten sei für das Unternehmen nichts Neues, das habe es schon lange vor Corona gegeben, erzählt Christopher Tighe. Und der Manager muss es wissen, denn er arbeitet bereits seit 26 Jahren beim Netzwerk-Riesen. Tighe war für Cisco schon in Amsterdam, München und den USA tätig, nun fungiert er seit vier Jahren als General Manager in der Schweiz. In der Zentrale in Wallisellen, dem grössten Cisco-Standort hierzulande, kann nicht nur hybrid gearbeitet werden. Die Mitarbeitenden dürfen sich aussuchen, welche Arbeitsumgebung für eine bestimmte Aufgabe für sie am besten passt. Auch Workation ist möglich oder begrenztes Arbeiten an einem anderen Standort, beispielsweise wenn Verwandte im Ausland leben und erkranken sollten. Cisco erlaubt den Mitarbeitenden nach Absprache, bis zu 20 Tage pro Jahr im Ausland zu arbeiten. «Das Wichtigste ist, dass man eine Vertrauensbasis schafft», findet Tighe.
Die Räumlichkeiten in der Zentrale sind hell und offen, teilweise gibt es weisse Trennwände für ein wenig Sichtschutz. Und trotz freier Arbeitsort-Wahl sind die Büros keineswegs verwaist. «Swiss IT Reseller» traf Christopher Tighe an einem Montag in Wallisellen und hat mehr Mitarbeitende als erwartet angetroffen, obwohl die beliebtesten Wochentage Dienstag bis Donnerstag seien. «Man muss das Büro attraktiv machen, damit die Menschen herkommen», erklärt Tighe. «Wir gehen nach dem Motto ‹Return on commute›, also was bekomme ich für den Reiseaufwand?»
Um die Mitarbeitenden zu motivieren, den Weg ins Büro auf sich zu nehmen, setzt Cisco unter anderem auf eine überdurchschnittlich gute Ausstattung, sowohl an den Arbeitsplätzen als auch in den zahlreichen Meeting-Räumen. Sämtliche Arbeitsplätze sind gleich, das heisst, man findet einen höhenverstellbaren Schreibtisch vor, Mitarbeitende erhalten einen Laptop, einen Kopfhörer mit Active Noise Cancellation (ANC) und Videogeräte, die man auch ins Home Office mitnehmen darf. Diese Videogeräte gibt es wiederum in unterschiedlichen Grössen: Von Tablet-Grösse für kleine Wohnungen bis zum beinahe monitorgrossen Modell von
Cisco. Sie funktionieren unabhängig von einem Computer und vor allem die beiden grösseren Modelle werden gerne für Videokonferenzen genutzt.
Auch die Konferenzräume der Schweiz-Zentrale sind sehr gut ausgestattet. Das beginnt beim Display an der Tür, auf dem ersichtlich ist, ob ein Raum frei, besetzt oder gebucht ist, geht weiter bei einem grossen, freistehenden Whiteboard, das innert Sekunden in Betrieb genommen werden kann, bis hin zu an der Decke hängenden 360-Grad-Kameras. Weiter gibt es eine Video-Kollaborationslösung von Cisco Webex-Room-Panorama mit 360-Grad-Videokonferenzkamera. Durch die verschiedenen Displays und Kameras sei es möglich, dass das Meeting- oder Konferenz-Erlebnis für Leute vor Ort genau gleich sei wie für jene Zuhause oder im Ausland, erzählt Tighe. Nebst mehreren grossen Meeting-Räumen gibt es diverse Einzelsitzungszimmer, um ungestört telefonieren oder sich für andere Aufgaben zurückziehen zu können.
Selbst ein Green Room steht den Mitarbeitenden zur Verfügung. Der Videoaufnahme-Raum ist professionell ausgestattet und Mitarbeitende können direkt loslegen. «Alles wird über ein Display gesteuert, das immer gleich aussieht, damit man sich rasch zurechtfindet. Mitarbeitende kommen in den Green Room, wenn sie beispielsweise ein Video für eine Präsentation oder eine Konferenz machen möchten. Sie nehmen das Video auf und können es direkt verschicken», erläutert Tighe. Und auch hier zeigt das Display neben der Tür, ob der Raum frei, gebucht oder ob jemand «on air» ist.
Noch kurz zur Raumreservation: Beim Eingangsbereich steht ein Monitor, auf dem alle rasch sehen, welcher Konferenzraum gebucht, besetzt oder verfügbar ist. Selbst die Raumluftqualität und das Wetter draussen sind darauf ersichtlich. Weitere Benefits für Mitarbeitende sind kostenloses Wasser und Gratiskaffee, was zum Beispiel in Wallisellen von einem Aufenthaltsraum mit Küche samt Mikrowelle abgerundet wird.
«Legen Wert auf Diversity»
Auf die Frage nach der Familienfreundlichkeit antwortet Tighe: «Wir legen viel Wert auf das Thema Diversity und somit auch auf Familienfreundlichkeit». Es gibt verschiedene Programme bei
Cisco, unter anderem 14 Wochen voll bezahlter Mutterschaftsurlaub, hinzu kommen bereits seit 2018 vier Wochen voll bezahlter Supporting Caregiver Leave für den anderen Elternteil – statt lediglich zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Auch flexible Arbeitszeiten sollen Eltern – und natürlich auch Kinderlosen – entgegenkommen. Selbst für Neo-Grosseltern gibt es Benefits: Wer Oma oder Opa wird, erhält zusätzlich drei bezahlte Urlaubstage.
Für weibliche Fachkräfte gibt es bei Cisco zum Beispiel ein Mentoringprogramm. Sogenannte Early-in-career-Frauen können sich für dieses anmelden, ihnen wird anschliessend ein passender Coach zugeteilt. «Ich selbst habe sicher acht Frauen gecoacht, mit drei davon tausche ich mich bis heute regelmässig aus», erzählt Tighe.
Bei Cisco Schweiz liegt der Frauenanteil aktuell unter 20 Prozent, im Kernführungsteam sind es allerdings 30 Prozent und im erweiterten Führungsteam sogar rund 40 Prozent, was deutlich über dem Schweizer Durchschnitt in der ICT-Branche liegt. Grund dafür ist unter anderem, dass bereits bei der Mitarbeitersuche auf Vielfalt geachtet wird: «Der Fokus auf Diversität im Einstellungsprozess ist bei uns ein Must», so Tighe. Aber Diversität beschränkt sich bei Cisco nicht nur auf Familien oder Frauen. Am Tag des Interviews fand in den Räumlichkeiten in Wallisellen ein Pride-Event statt. Cisco führte diesen Anlass europaweit durch. Laut Tighe gab es im Rahmen des Events einen regen Austausch und Diskussionen. «Wir müssen dafür sorgen, dass sich jeder wohlfühlt», äussert sich der General Manager mit Überzeugung. Und Vielfalt geht nicht zuletzt auch über den Magen: Unter dem Motto Colours of Switzerland können bei einer regelmässigen Veranstaltungsreihe alle ihr Lieblingsgericht mitbringen, um es mit den Kolleginnen und Kollegen zu teilen.
«Gut für die mentale Gesundheit»
Etwas, das die Corona-Pandemie hervorgebracht haben und das bis heute Bestand hat, sind die sogenannten «Days for Me». Bei diesen nimmt die komplette Firma einen Tag frei, was ungefähr vier Mal im Jahr durchgeführt wird. «Das ist extrem gut für die mentale Gesundheit, weil man nach diesem Tag zurückkommt und keine Korrespondenz verpasst hat – die anderen waren ja auch nicht da», erklärt Tighe. Ein weiteres Programm des US-Unternehmens heisst «Critical Time Off», also Notfall-Auszeit. In einer plötzlich auftretenden schwierigen Situation kann ein Mitarbeitender, in Absprache mit dem Vorgesetzen, unkompliziert frei nehmen. Ein Beispiel ist, wenn der (Ehe-)Partner erkrankt und sich der andere Elternteil eine Zeit lang allein um die Kinder kümmern muss. Critical time off wird übrigens nicht von den 25 Ferientagen abgezogen. Und wem das nicht genügt, der kann zusätzliche Urlaubstage «kaufen». Und es gibt noch ein Zückerchen: Bei
Cisco haben alle an ihrem Geburtstag frei.
2023 drei Auszeichnungen erhalten
Die Summe der erwähnten Benefits scheint für zufriedene Mitarbeitende zu sorgen. Es erstaunt nicht, dass Cisco Systems Switzerland 2023 von Great Place to Work zum Best Workplace der Schweiz in der Kategorie grosse Unternehmen gekürt wurde. Diese Zertifizierung bestätigt, dass sich die Mitarbeitenden wohlfühlen, dass eine vertrauensvolle Atmosphäre herrscht und die Führungskräfte ihre Teams auf Augenhöhe führen. Cisco erhielt diese Auszeichnung nicht zum ersten Mal: Der Firma wurde letztes Jahr zusätzlich der Titel «10 Years Legend» verliehen – für eine wiederholte Zertifizierung während zehn Jahren. Des Weiteren wurde das Unternehmen 2023 mit dem Kyan Wellbeing Award ausgezeichnet. Diesen erhalten Firmen, die das psychische Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden proaktiv fördern.
Gleich drei Auszeichnungen im vergangenen Jahr, wie hat Cisco Schweiz das geschafft? «Es ist sehr viel Arbeit und eine Kombination von vielen Massnahmen», berichtet Christopher Tighe. «Einerseits ist die Kultur wichtig, hauptsächlich das gegenseitige Vertrauen. Ein weiterer Punkt ist Wellbeing, also das Wohlergehen. In diesem Bereich bieten wir zum Beispiel kostenlose Ernährungscoachings an.» Weitere Gründe sieht der General Manager bei den flexiblen Arbeitszeiten, bei der marktgerechten Entlöhnung oder Angeboten wie «Critical time off». 2024 gab es keine Best-Workplace-Auszeichnung für
Cisco, was jedoch daran liegt, dass das Unternehmen wegen des relativ hohen Aufwands nicht teilgenommen hat.
Gelebte Vertrauenskultur
«Wir leben die Vertrauenskultur sehr stark mit den Mitarbeitenden», erklärt Tighe. Ein Beispiel: Mehrmals jährlich wird intern eine vergleichbare Umfrage in den Teams durchgeführt. «Wir nehmen das Feedback sehr ernst und das wird dann im jeweiligen Team besprochen. Es ist dieser offene Austausch, der uns erfolgreich macht», ist Tighe überzeugt. Aber auch für eine regelmässige kurze Reflektion sorgt der Arbeitgeber. Ende Woche sollen die Mitarbeiter jeweils ein paar Fragen beantworten und mit ihrer Führungskraft teilen: «Was habe ich diese Woche geliebt, was hat mir nicht gefallen und welche Hilfe benötige ich von meinem Vorgesetzten?» Circa 80 Prozent der Mitarbeitenden beantworten diese Fragen regelmässig. «Man neigt dazu, etwas reinzuschreiben, das man nicht aussprechen würde. Beispielsweise fällt es so einfacher, der vorgesetzten Person mitzuteilen, dass man Unterstützung benötigt», so Tighe.
Von Muskelkater und Freiwilligenarbeit
Doch bei
Cisco wird nicht nur für den Netzwerk-Riesen selbst gearbeitet. Mit «Time2Give» stehen jedem Mitarbeitenden zehn (bezahlte) Tage pro Jahr für Freiwilligenarbeit zur Verfügung. «Die Teams machen das oft zusammen», erzählt Tighe. Beispielsweise sind Kollegen aus verschiedenen Ländern gemeinsam nach Zimbabwe gereist, um lokale Schul- und Entwicklungsprojekte sowie Tierschutzmassnahmen zu unterstützen. In der Schweiz gibt es zudem eine Spendenaktion mit Weihnachtsgeschenken für Kinder von Sans-Papiers.
Und Tighe berichtet von einem Team-Ausflug, bei dem Mitarbeitende im Rahmen von Time2Give gemeinsam mit anpacken mussten. Unter dem Motto «Berge versetzen» fällten alle teilnehmenden Cisco-Mitarbeitenden zusammen Bäume und bauten anschliessend gemeinsam einen Pfad für Kühe durch den Wald. Tighe hat die schweisstreibende Arbeit sehr positiv in Erinnerung – trotz anschliessendem Muskelkater: «Man sieht am Ende, was man erreicht hat».
Zum Unternehmen
Cisco Schweiz wurde 1995 gegründet und hat Standorte in Wallisellen, Thalwil, Bern, Rolle und Ecublens (auf dem EPFL-Campus). Die Zentrale in der Richtistrasse in Wallisellen existiert seit 2010 und ist gleichzeitig der grösste Standort des global agierenden US-amerikanischen Netzwerk- und Collaboration-Ausrüsters in der Schweiz.
Cisco Systems Switzerland wurde 2023 von Great Place to Work gleich dreifach ausgezeichnet: Das Unternehmen wurde nicht nur zum besten Schweizer Arbeitgeber unter den Grossfirmen (250+ Mitarbeitende) gekürt, sondern erhielt auch den Kyan Wellbeing Award sowie den Titel «10 Years Legend», da der Hersteller während zehn Jahren durchgehend zu den Best Workplaces gehörte. Der Kyan Wellbeing Award zeichnet wiederum Firmen aus, die psychisches Wohlbefinden am Arbeitsplatz priorisieren und proaktiv fördern.
(cma)