Die Streitigkeiten um die Geschäftsgebaren von Big Tech im Cloud-Sektor werden zur offenen Schlammschlacht: In einem Blogpost wirft Microsoft nun
Google vor, eine Schattenkampagne mit unlauteren Mitteln zu führen.
Google sei daran, eine künstliche Graswurzelbewegung ("astroturf group") zu formen, so
Microsoft. Gemeint ist damit mit grösster Wahrscheinlichkeit die Open Cloud Coalition (OCC),
deren Gründung weniger als einen Tag nach der Publikation von Microsofts Vorwürfen verkündet wurde. Sie besteht neben Google aus zehn weiteren in Europa tätigen Cloud-Spezialisten. Die OCC hat es sich laut eigener Aussage zum Ziel gemacht, sich in Grossbritannien und der EU "für Offenheit, Interoperabilität und fairen Wettbewerb in der gesamten Cloud-Landschaft einzusetzen und ein innovativeres, transparenteres, widerstandsfähigeres und sichereres Cloud-Ökosystem zu fördern". Man plant, Forschungsergebnisse zu publizieren sowie die Öffentlichkeit und Politik zu informieren. Und nicht zuletzt wird in der Mitteilung zur Gründung auch von Problemen rund um nicht näher spezifizierte Sorgen um Marktkonzentrationen und Vendor Lock-ins gesprochen.
Microsoft auf der anderen Seite
sieht in der Gründung der Gruppe einen Angriff auf sich. Die Gruppe ziele darauf ab, "Microsoft bei den Wettbewerbsbehörden und politischen Entscheidungsträgern zu diskreditieren und die Öffentlichkeit in die Irre zu führen", so Rima Alaily, CVP, Deputy General Counsel bei Microsoft im Blogpost. Nicht nur das – Google kaufe sich ausserdem auch Personen mit Reichweite, um Microsoft öffentlich zu diskreditieren. Als Grund verortet
Microsoft, dass sich Google derzeit vielen Wettbewerbsklagen stellen muss und daher mit der Verunglimpfung anderer von den eigenen Problemen ablenken will.
Die öffentliche Auseinandersetzung rund um den europäischen Cloud-Markt eskalierte unlängst bereits einmal, nachdem sich der europäische Cloud-Provider-Verband CISPE mit Microsoft einigen konnte, wofür Redmond
20 Millionen Euro springen liess. Wie "Bloomberg" damals
berichtete, versuchte
Google, mit einer Zahlung über 470 Millionen Euro den Deal zwischen Microsoft und CISPE zu verhindern – jedoch erfolglos.
(win)