Beunruhigende Signale für das Retail-Weihnachtsgeschäft sind vergangene Woche in einer Ad-hoc-Mitteilung des deutschen «Volks-PC»-Bauers 4MBO ausgesendet worden: Das Unternehmen warnt vor einem deutlichen Umsatzrückgang im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres.
Als Grund dafür gibt 4MBO «reduzierte beziehungsweise ausgebliebene PC- und Notebook-Aufträge im Vorweihnachtsgeschäft» an. Einige Notebook-Aktionen hätten nicht realisiert werden können, da sie für 4MBO äusserst risikobehaftete Rücknahmeverpflichtungen zur Bedingung gehabt hätten.
PCs und Notebooks sind zwar beileibe nicht die einzigen Produkte, die das Plochinger Unternehmen an grosse Retailer verteilt, doch machen sie ein grosses Stück des Umsatzes aus.
Grosse Retailer sagten Aktionen ab
«In den Stückzahlen, in denen wir operieren, gibt es natürlich nicht allzu viele mögliche
Abnehmer», erläutert Eberhard Kaiser (Bild), der Medienverantwortliche von 4MBO in Plochingen. Ausschlaggebend dafür, dass man jetzt die Umsatzerwartungen für das vierte Quartal nach unten habe korrigieren müssen, seien im Vergleich zum Vorjahr reduzierte Auftragsvolumina gewesen, beispielsweise von Plus, dem Discounter des Retail-Riesen Tengelmann.
«Aus der Sicht einiger Kunden sind die PC-Aktionen im Herbst zu schleppend gelaufen», erklärt Kaiser. Während im Vorjahr bei einer Aktion satte 30’000 Stück am ersten Tag ausverkauft gewesen seien, so habe man dieses Jahr eine gewisse Kaufzurückhaltung der Verbraucher verspürt, die stärker gewesen sei, als der Wunsch einen neuen PC zu kaufen.
«In diesem Punkt ist das Aktionsgeschäft risikoreich. Unsere anderen Produktgruppen laufen gut, aber der Umsatzverlust ist dadurch nicht aufzufangen», so Kaiser weiter. Wie es weitergehen soll mit PCs und Notebooks bei 4MBO ist noch nicht klar. In der Ad-hoc-Mitteilung teilt das Unternehmen auf alle Fälle mit, dass man «vor dem Hintergrund sinkender Umsatzerlöse im PC-Bereich die Fortführung des PC-Geschäfts in seiner bisherigen Form auf den Prüfstand» gestellt habe.
Konsequenzen für 4MBO in der Schweiz?
In der Schweiz beschäftigt 4MBO gerade mal einen Mitarbeiter: Der alte Retail-Hase Andreas Müller, der früher unter anderem bei
Actebis und
Fujitsu Siemens gearbeitet hat, sorgte bereits mit einer 4MBO-Notebook-Aktion in den Schweizer Denner-Filialen für Aufsehen. «Ich kann zu diesem Zeitpunkt noch keine Angaben zum Weihnachtsgeschäft machen», sagt Müller zu IT Reseller.
Von den Nachrichten aus Deutschland sei er hier insofern betroffen, als dass er sich nicht zu den erwünschten Konditionen den Einkäufen anschliessen könne. «Ein Klumpenrisiko gibt es im Aktionsgeschäft immer, sowohl bei Weisswaren als auch bei anderen Produktegruppen wie IT», so Müller.
Diese Abhängigkeiten liessen sich nicht wegdiskutieren, wenn man grosse Retailer beliefere. Wird es diese Weihnachten wieder grosse PC- oder Notebook-Aktionen in der Schweiz geben? «Manchmal haben wir eine Aktion, manchmal keine», gibt sich Müller kryptisch.
Auch eine Anfrage bei Denner bringt keine verbindliche Antwort: «Aus Geheimhaltungsgründen geben wir – wie unsere Mitbewerber auch – über Aktions-Aktivitäten keine Auskunft», teilt Lukas Brühwiler-Frésey von der Abteilung Information und Kommunikation mit.
Optimismus bei Interdiscount und Media Markt
Wie schätzen Schweizer Retailer die Situation im Vorweihnachtsgeschäft ein?
Interdiscount, der expansionshungrige IT- und Unterhaltungselektronik-Ableger der Coop-Gruppe, scheint von Flaute und schleppenden Absätzen nichts zu spüren. Die zwei in diesem Jahr eröffneten Flächenmärkte in Signy und Langenthal würden gut laufen, teilt Urs Wilhelm, Leiter Kommunikation und PR von Interdiscount mit.
«Wir sind sehr optimistisch für das Weihnachtsgeschäft und sind damit beschäftigt, unsere Lagerbestände hinaufzufahren», so Wilhelm weiter. Interdiscount bietet mehrheitlich IT-Produkte der Hersteller HP,
Acer,
Medion und Microspot an. Im Laptop-Bereich seien Aktionen unter anderem mit
Acer, im PC-Bereich mit Medion und Microspot geplant.
Eine sehr positive Einschätzung der Marktlage kommt auch von Urs Spahr, dem Marketingleiter von Media Markt: «Wir stellen seit Ende des Sommers eine erhöhte Nachfrage im PC-Bereich fest», sagt Spahr. Das Ersatzgeschäft sei durchaus ein Thema dieses Jahr. Während die Kunden letztes Jahr von Röhrenbildschirmen auf Flachbildschirme gewechselt hätten, würden heute wieder gut ausgerüstete Desktop-PC gekauft.
«Der Preisunterschied zwischen einem Markenprodukt und einem B- oder C-Brand wird tatsächlich immer kleiner», erklärt Spahr. Vor diesem Hintergrund seien vielleicht auch die Probleme von 4MBO zu betrachten: «Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Druck auf die Anbieter von Einstiegsmarken zugenommen hat und sich der Markt entsprechend neu verteilt», sagt Spahr.
Angesichts der durchaus positiven Signale aus der Schweiz kann man sich natürlich auch fragen, ob die Probleme von 4MBO primär hausgemachter Natur sind und nicht zwingend durch die schlechte Marktlage ausgelöst wurden. Dieser Meinung ist jedenfalls ein Branchenkenner: «Ich kann mir vorstellen, dass denen schlicht die Liquidität fehlt, um solche grosse Volumina überhaupt einkaufen zu können», sagt er zu IT Reseller. (bor)