Portrait: Susanne Schroff - Unternehmerin mit Herz

Sie ist mit ihren 40 Jahren gleich alt wie ihr Unternehmen: Susanne Schroff, Mitbesitzerin und Co-Geschäftsführerin des Komponentendistributors, Computer- und Messgeräteherstellers Rotronic.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/15

     

Sie ist Unternehmerin und leitet zusammen mit Michael Taraba eine Firma mit 350 Mitarbeitenden und Niederlassungen in der ganzen Welt: Die Rede ist von Susanne Schroff, Mitbesitzerin des Schweizer Computer- und Messgeräteherstellers Rotronic. Susanne Schroff ist eine der wenigen leitenden Frauen im IT-Geschäft. Sie stiess vor zehn Jahren zu Rotronic. Zuerst absolvierte sie ein Praktikum in allen Abteilungen. So lernte sie das Geschäft von Grund auf kennen. Ab 1999 war sie für die Kommunikation verantwortlich und seit sechs Jahren leitet sie das Unternehmen zusammen mit Michael Taraba. Sie führt schwerpunktmässig den Bereich Feuchtemesstechnik, Michael Taraba ist für die Führung des IT-Bereichs zuständig.

Weltweite Tätigkeit

Vierzig Jahre nach der Gründung macht Rotronic einen Umsatz von 135 Millionen Franken, 65 Millionen davon in der Schweiz. Neben dem Handel mit Computerzubehör und -Peripherie und dem Bau von PCs und Servern ist Rotronic auch Anbieter von Industrie-Mechanik und -Elektronik und Weltmarktführer für hochqualitative Feuchte- und Temperaturmessgeräte «made in Switzerland». Das Unternehmen ist mit Niederlassungen in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, den Niederlanden, den USA, in Taiwan und China vertreten. In ca. 40 Ländern, u.a. in Indien und Japan, arbeitet man mit Distributionspartnern zusammen. In Singapur hat Schroff auf Joint-venture-Basis eine Vertretung eröffnet.
Die sich in Familienbesitz befindliche Firmengruppe hat in den letzten zehn Jahren ihren Umsatz trotz sinkenden Hardware-Preisen verdoppeln können. Dennoch stösst man an Grenzen, weshalb die Geschäftsleitung der Rotronic die Augen für neue Märkte stets offen hält. Im Computerbereich sei man mit der Geschäftsentwicklung «zufrieden», sagt Schroff, vor allem im neu aufgebauten Dienstleistungsbereich spüre man ein «generelles Anziehen», und am meisten Zuwachs erlebe Rotronic derzeit im Export von Computerzubehör, dem sich die 1995 gegründete Rotronic Logistics widmet. Zur Firmengruppe gehört ebenfalls die in Ettlingen stationierte Secomp, ein nicht unbedeutender Anbieter von Netzwerkprodukten und Computerzubehör in Deutschland. Mit der Niederlassung in Taiwan ist es der Firmengruppe möglich, grosse Mengen im Fernen Osten direkt einzukaufen.

Expansion ins Reich der Mitte

Zurzeit ist Susanne Schroff häufig unterwegs. Sie ist momentan damit beschäftigt, die Expansion in China voranzutreiben, da seit 2005 ausländische Handelsunternehmen im Reich der Mitte eigene Firmen gründen können, ohne ein Joint-venture mit einheimischen Firmen eingehen zu müssen. Der Industriebereich hat in den letzten Jahren in der Schweiz Einbrüche erlitten, weshalb Schroff nun die Expansion in Asien zügig vorantreiben will.
Die niedrigpreisigen Messgeräte sollen nämlich in Zukunft in China gefertigt und von dort aus vertrieben werden, während man für die hochpreisigen und qualitativ hochwertigen Messgeräte weiterhin auf den Standort Schweiz nicht verzichten kann und will. «Es macht mir unglaublichen Spass, die Niederlassung in China aufzubauen, weil die Leute dort so euphorisch sind», sagt sie.

Herz für Arme

Durch ihre Geschäftstätigkeit in fernen Ländern ist Susanne Schroff auch auf viel Leid gestossen. Aus diesem Grund unterstützt sie in Indien ein Krankenhaus für Diabetiker und ein Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, Frauen mit Krediten die unternehmerische Selbständigkeit zu ermöglichen. Und sie ist dabei behilflich, für indische Kinder Paten zu finden, die ein Kind mit bescheidenen finanziellen Mitteln unterstützen. «Eine Patenschaft kostet 20 Euro pro Monat und hat den Vorteil, dass das Geld konkret einem Kind zugute kommt und nicht in einem Verwaltungsapparat versickert», sagt die immer bescheiden wirkende Unternehmerin mit einem Aufruf an die Leserschaft: «Vielleicht zeigt ja jemand Interesse.» (mh)

Susanne Schroff

Susanne Schroff, Jahrgang 1965, studierte Betriebswirtschaft in Bayreuth, Los Angeles und Mannheim. Ihr Vater, Gunther Schroff, ein Elektroniker, gründete 1960 in einer Garage seine Firma. Die Mutter war ebenfalls im Geschäft tätig. Die vom Vater gegründete Firma entwickelte sich schnell zum führenden Hersteller von Electronic Packaging. Rotronic hatte die Schweizer Vertretung der Schroff-Schränke. 1989 verkaufte Gunther Schroff seine Firma und übernahm die Rotronic AG. Er ist früh, mit 59 Jahren, verstorben.
Susanne Schroff lebt mit ihrem Lebenspartner in Zürich. Ihre Hobbys sind Lesen, Reisen, fremde Kulturen und Kunst. Das letzte Buch, das sie gelesen hat, war die Agnelli-Biografie von Vito Avantario «Die Agnellis – die heimlichen Herrscher Italiens».
Bis sie 20 Jahre alt war, traf man sie meist im Pferdestall an. Sie nahm erfolgreich an vielen Reitturnieren als Dressurreiterin teil. Als junge Frau war sie oft unterwegs. Sie absolvierte Praktika in den USA, in Hongkong und lebte in Frankreich, bevor sie in den elterlichen Betrieb eintrat.


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