Die Marktforscher bestätigen den Trend: Nach den Grossunternehmen schielen immer öfter auch KMU auf Open Source Software, denn bei ihnen fallen die tieferen Anschaffungskosten noch deutlicher ins Gewicht. Nur fehlt ihnen, und oft auch ihren IT-Lieferanten, das für Installation und Administration notwendige Know-how. Hier sieht die deutsche Collax den Markt für ihren Business Server.
Der Collax Business Server (CBS) ist eine Linux Server Appliance die aus dem vor allem in Deutschland verbreiteten Multifunktionsserver BenHur weiter entwickelt wurde. Nachdem sich vor kurzem auch
Intel an Collax beteiligt hat, ist im Herbst 2006 sogar der Markteintritt in den USA vorgesehen. Vorher aber sollen die Geschäfte in Europa und in der Schweiz ausgeweitet werden. CEO Olaf Jacobi: «Ich denke, dass unsere Appliances mit einer Marge zwischen 20 und 30 Prozent für VARs recht interessant sind.»
Linux Appliance
Tatsächlich ist die Idee von Collax bestechend: Die grossen Linux-Distributionen sind vorwiegend auf Unternehmen ausgerichtet, die über IT-Abteilungen verfügen und Auswahl und Integration der Komponenten selber übernehmen können. Collax dagegen richtet sich an KMU mit zehn bis 200 Anwendern, die nicht über dieses Know-how verfügen. Für sie argumentiert das Unternehmen: «Vergessen Sie Linux – nutzen Sie es einfach.» Das bedeutet, dass Collax die Vorselektion der Open-Source-Produkte für die Sicherheits- und Netzwerkinfrastruktur und für die Kommunikationsfunktionen übernimmt und sie mit dem Linux-Kernel integriert. Ein darüber gelegter Konfigurationslayer und eine einfache (proprietäre) Benutzeroberfläche ermöglichen, das Betriebssystem und alle Komponenten auf einfache Weise und ohne spezifisches Linux-Wissen zu administrieren.
Open-Xchange
Das Lizenzmodell basiert einerseits auf einer bestimmten Anzahl Nutzer und anderseits auf Rabatten bei Vertragsabschlüssen über drei oder fünf Jahre. Dabei müssen sich CBS-Anwender nicht selber auf den Community-Sites nach Patches umsehen und deren Kompatibilität erkunden. Collax übernimmt die Maintenance und prüft neue Patches auf Kompatibilität. Werden sie als geeignet befunden, werden sie auf die remote-administrierbare Appliance aufgespielt. Damit ist auch der Release-Stand bei allen Kunden gleich, was überdies den Support vereinfacht.
Als Option ist Open-Xchange in CBS integrierbar. Der Server wird damit zu einer vollständigen Collaboration-Alternative zum bekanntermassen nicht gerade Web-freundlichen Outlook. Ausserdem bietet Collax einen auf OpenXchange basierenden, dedizierten Collaboration Server an. Die Integration weiterer Komponenten wie VoIP oder CRM ist geplant. «Wir benutzen die gleichen Komponenten, wie sie die grossen Linux-Anwender einsetzen», erläutert Jacobi. «Das bedeutet, dass die Appliance skalierbar ist und mit der Firma mitwachsen kann.» Die Server sind grundsätzlich Software-Lösungen. Für diejenigen aber, die eine «All-in-one»-Lösung vorziehen, gibt es sie auch als fertig konfigurierte Hardware Appliances.
100 Prozent Channel-orientiert
Jacobi betont: «Wir sind hundert Prozent Channel-orientiert.» Mit dem Distributor
Atena in Meggen steht Collax, so Jacobi, vor dem Vertragsabschluss. Weitere Schweizer Partner werden noch gesucht: «Wir positionieren uns primär im Linux-Markt. Aber natürlich sind die Appliances auch eine Alternative zu Microsoft-Produkten», sagt er. Collax dürfte daher auch Microsoft-orientierten Händlern Möglichkeiten bieten. Es soll ja immer öfter vorkommen, dass sich KMU auch nach Linux erkundigen. Mit den Appliances können VARs in solchen Fällen eine praktikable Lösung anbieten, selbst wenn sie nicht über vertieftes Linux-Wissen verfügen. (fis)