Wimax als Chance und Risiko

Im Juni sollen drei Konzessionen für den drahtlosen Breitbandanschluss versteigert werden. Das Bakom überprüft derzeit die Bewerbungen. Einen Flop wie bei WLL soll es nicht geben – glaubt das Bundesamt für Kommunikation.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/07

     

Den drahtlosen Breitbandanschluss versteht das Bakom als Oberbegriff für unterschiedliche Technologien. Doch bei der anstehenden Auktion geht es klar um Wimax. Der Wimax-Standard verspricht einen mobilen Breitband-Zugang für vielerlei Anwendungen vom E-Mail über Telefonie und Datenzugriff bis zu TV und Unterhaltung. Die Ausrüster versprechen sich davon in den nächsten Jahren ein starkes Wachstum. Für 2008 träumen sie von einem weltweiten Drei-Mil­liarden-Dollar-Markt.

Wer ist dabei?

Im Herbst war noch von Einsprachen gegen das Vorgehen des Bakom und die kommende Auktion zu hören. Urs von Arx, Leiter der Sektion Mobil- und Satellitenfunkdienste beim Bakom, versichert jedoch, dass sich dies mittlerweile erledigt habe. Zurzeit prüfe man, ob die Bewerber die geforderten Bedingungen erfüllen würden, und bereite die Auk­tion wie geplant für Juni vor.
Um Absprachen für die verdeckten Angebote möglichst zu verhindern, will sich das Bakom begreiflicherweise nicht zu den Bewerbern und ihren Plänen äussern. Doch dass die drei Mobilfunkbetreiber Swisscom, Orange und Sunrise dabei sein werden, ist zu erwarten. Wegen der geringen zusätzlichen Strahlenbelastung hoffen sie, Wimax-Antennen auf ihre bestehenden Antennenanlagen aufsetzen zu können, ohne die Grenzwerte zu überschritten – ein klarer Vorteil, denn neue Antennen zu errichten ist, wie von Arx sagt, «in der Schweiz bekanntlich nicht ganz einfach».
Nicht an der Versteigerung teilnehmen kann die Cablecom. Sie gehört zur gleichen Liberty Group wie Priority Wireless, die im Jahr 2000 eine Wireless Local Loop (WLL)-Konzes­sion ersteigerte. Wer bereits eine Konzession im 3,41–3,6 GHz-Frequenzband besitzt, ist von der jetzigen Auktion ausgeschlossen.
Wer die übrigen Bewerber sind, ist offen. Bekannt ist, dass Wimax Telekom, die bereits in Österreich ein Netz betreibt, verzichtet hat, da ihr das Minimalgebot von 6,1 resp. 5,1 Millionen Franken zu hoch erscheint. Dies sagte ihr Vorsitzender, Dov Bar-Gera, gegenüber IT Reseller (vgl. Artikel in ITR 6/2006).

Erfolgreicher Versuchsbetrieb

Zum Einsatz von Wimax gibt es unterschiedliche Szenarien. Einerseits ist die Erweiterung von Hot-Spots zu ganzen Hot-Zones denkbar. Hot-Zones ermöglichen einen mobilen, breitbandigen Internetzugriff und können in Verbindung mit VoIP auch den Telefon-Festnetzanschluss ersetzen. Das ist vorwiegend in dichtbesiedelten Umgebungen sinnvoll. Es bietet alternativen Anbietern aber auch die Möglichkeit, abgelegenen Gegenden ohne Kabel oder ADSL zu Breitbandanschlüssen zu verhelfen.
Zu den Promotoren von Wimax gehört Aldo Britschgi (Bild), CTO und COO des Serviceproviders TIC. Das Unternehmen erwarb letztes Jahr eine Wimax-Versuchkonzession, die jetzt bis Mitte Jahr verlängert wurde. Darauf basierend betreibt das Unternehmen eine Anlage, die Le Lignon bei Genf zu einer Hot-Zone macht. Britschgi: «Die meisten der rund 8000 Bewohner haben keinen Swisscom-Anschluss mehr. Sie benutzen die Wimax-Verbindung unter Umgehung der letzten Meile für die Telefonie, als Internet-Zugang und teilweise sogar für ADSL-Fernsehen. Wir waren selber überrascht, wie wenig Konfigurationsaufwand dafür erforderlich ist.»
Aufgrund der Test­anlage bekam TIC, wie Britschgi sagt, bereits Anfragen von Gemeinden, die bisher noch ohne Breitband-Versorgung dastehen.

Ausgereift und günstig

«Was wirklich realisiert wird, wird davon abhängen, wer im Sommer den Zuschlag bekommt. Aber Wimax wird sich so oder so durchsetzen. Das zeigt die Entwicklung in Österreich, im Osten Europas und in China», gibt sich Britschgi überzeugt. Er weiss zwar, dass die Schweiz im Gegensatz zu diesen Ländern in weiten Teilen sehr gut über Kupferdraht und Glasfaserkabel erschlossen ist, doch «durch unsere Testanlage sind wir auch mit Firmen ins Gespräch gekommen, die für ihr Geschäft auf grosse, mobile Datenströme angewiesen sind, etwa für die elektronische Plakatierung oder im Sicherheitsbereich.»
So verspricht sich denn von Arx von den verschiedenen Wimax-Möglichkeiten vor allem auch eine grundsätzliche Belebung des Kommunikationsmarktes.
Trotzdem muss die Frage gestellt werden, ob die Wimax-Auktion nicht ausgehen könnte wie seinerzeit die WLL-Versteigerung. Damals verdiente der Staat zwar Millionen, doch realisiert wurde wenig bis nichts. Von Arx ist jedoch überzeugt: «Die Wimax-Technologie ist ausgereifter und vor allem günstiger. Ausserdem sind die Konzessionäre verpflichtet, bis Ende 2007 den kommerziellen Betrieb aufzunehmen und bis Ende 2009 mindestens 120 Sende-/Empfangseinheiten zu betreiben.» (fis)

Wimax

Wimax steht für «Worldwide Inter­operability for Microwave Access». Gesendet wird im Bereich zwischen 2 und 66 GHz, theoretisch mit einer Reichweite von bis zu 50 Kilometern und einer Bandbreite von 280 Mbit/s. Diese Werte sind jedoch nur in den seltensten Fällen erreichbar. Realistischer dürften bei voller Bandbreite rund zwölf Kilometer sein. Das Wimax-Forum, eine Vereinigung von System- und Komponenten-Herstellern, will den in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Standardisierungsorganisation IEEE entwickelten Funk-Standard IEEE 802.16 fördern und die Interoperabilität zwischen den Geräten garantieren. Zu diesem Zweck werden Basisstationen, Antennen und Komponenten der Hersteller zertifiziert.


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