«Desktop-Outsourcing ist komplex»

Swisscom IT Services hat seinem Konkurrenten T-Systems das Desktop- Outsourcing der SBB weggeschnappt. CEO Michael Shipton sagt, man habe einen Auftrag gewonnen, der schwieriger zu erfüllen ist als erwartet.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/13

     

Die Ausgliederung der IT-Abteilung von Swisscom hatte wie bei T-Systems das Ziel, die hauseigenen Dienstleistungen auch im freien Markt anzubieten. Um aber im Finanzsektor als Partner akzeptiert zu werden, brauchte Swisscom IT Services (SCIS) einen Partner, der über das nötige Know-how und das Vertrauen verfügt. Dazu übernahm man erst AGI und letztes Jahr Comit. Neben dem Betrieb und der Einführung von Bankenplattformen verstärkte SCIS ihre Aktivitäten auch im Infrastruktur-Outsourcing, unter anderem im Desktop-Bereich, doch dazu später.

Den Fuss in der Tür

Im Gespräch mit IT Reseller erklärt Michael Shipton, CEO von Swisscom IT Services, weshalb nach seiner Beurteilung die Kombination von SCIS, AGI und Comit Sinn macht: «Wir haben damals AGI übernommen und den Anteil der involvierten Kantonalbanken zurückgekauft, damit Swisscom IT Services eine 100prozentige Tochter von Swisscom wird, die nur ihren Kunden verpflichtet ist. Man darf ja nicht vergessen, dass vor der kompletten Übernahme immer noch Bankenvertreter im Verwaltungsrat von Swisscom IT Services sassen. Diese Situation war für die Gewinnung von weiteren Banken als Kunden nicht optimal.» Andererseits habe sich mit der Zeit den Banken ein Wechsel zu den Standard-Plattformen Finova und Avaloq abgezeichnet, weshalb es ein «perfekter Schritt» gewesen wäre, Comit zu akquirieren. «Heute gibt es in der Comit bei Projekten Comit-Mitarbeiter, aber auch ehemalige AGI- und SCIS-Leute, je nachdem, um welche Art Projekt es sich handelt.»

AGI mit und ohne Zukunft

Der SCIS-Chef will nichts davon wissen, dass die Zeit der AGI-Mannschaft bald abgelaufen sei, nachdem sich die ehemaligen Kunden gegen die AGI-Plattform entschieden haben. Shipton: «Im Gegenteil, wir brauchen noch mehr Leute, die sich mit Avaloq und/oder Finova auskennen. Bei den Ingenieuren habe ich keine Bedenken, dass sie sich das Standard-SW-Wissen nicht aneignen werden.» Ausserdem, so Shipton weiter, werde die AGI-Plattform nicht vollumfänglich abgelöst, da noch diverse Umsysteme im Einsatz seien, für die SCIS das Know-how brauche. Die AGI-Plattform werde 2008 abgelöst, so dass man noch genügend Zeit hätte, die Leute im Bankenumfeld anders einzusetzen.

Desktop-Outsourcing

Neben Betrieb und Implementierung von Banken-Software ist Swisscom IT Services aber auch als Outsourcer im Desktop-Bereich tätig. Hier hat das Unternehmen bekanntlich letztes Jahr seinem Konkurrenten T-Systems den SBB-Auftrag abgeluchst. SCIS hat in den letzten Jahren mehrere Aufträge im Bereich Arbeitsplatz-Outsourcing gewonnen und hat mittlerweile rund 80‘000 Desktops unter Management. Dennoch kam es in der Branche zu Mauscheleien, SCIS hätte den Auftrag nicht im Griff und es würde zu erheblichen Verspätungen kommen.
Der SCIS-Chef will sich nicht in Details darüber äussern: «Wir haben die SAP-Applikationen erfolgreich übernommen und per 1. Juni 2006 mit dem Service Desk und einer dezentralen Betreuung der Vor-Ort-Einsätze begonnen, aber im Desktop-Umfeld sind unerwartete Komplexitäten vor allem im applikatorischen Bereich aufgetreten.» (mh)


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