IDC, Metagroup, Gartner und jetzt Experton Group - das sind die bisherigen Etappen in der Laufbahn von Alexander Hemzal. Dass es in Richtung IT gehen würde, war aber nicht von Anfang an klar. Der gebürtige Deutsche war nahe dran, einen anderen Weg einzuschlagen: «Ich war eigentlich kein ausgesprochener Technikfreak, sondern rein ökonomisch ausgerichtet», sagt er. In die IT-Domäne zog es ihn aber während seines Studiums der Wirtschaftsgeographie Anfang der 90er Jahre. Er absolvierte ein Praktikum bei der Marktforschungsfirma IDC, mauserte sich dort zum Werkstudenten mit fester Anstellung und wurde schliesslich zum Research Analyst/Consultant ernannt.
Genauso gut hätte er aber auch in der Politik landen können. Aufgewachsen ist Hemzal in Frankfurt am Main. Sein Vater, Horst Hemzal, ist dort als Stadtkämmerer für die Finanzen zuständig. Das Politisieren wurde dem Sohn also praktisch in die Wiege gelegt. Zuerst liebäugelte Hemzal mit einer Karriere auf politisch-administrativer Ebene. Es reizt ihn, Dinge mitgestalten zu können. Je mehr er mit der Politik in Kontakt kam, desto klarer merkte er, dass parteipolitischer Zwist nicht seine Welt ist. Trotzdem ist er politisch aktiv geblieben und engagiert sich auch heute. Er ist in Frankfurt stellvertretender Vorsitzender des Regionalrates zur Gewaltprävention. Die politische Ader merkt man ihm im Gespräch an. Hemzal unterstützt seine Aussagen mit Gestik, spricht mal lauter, mal leiser, beschleunigt und verlangsamt - zieht also einige rhetorische Register.
«Wir sind keine Startup-Firma»
Das politische Rüstzeug hilft ihm auch in seinem beruflichen Alltag in seiner Funktion bei der Beratungsfirma Experton. Als Country Manager für die Schweiz trägt er die Verantwortung für den Aufbau der hiesigen Niederlassung, bewegt sich also im Spannungsfeld zwischen Kunden und Mitarbeitenden. Gegründet hat er die Niederlassung im April. Zur Zeit hat Hemzal vier Mitarbeitende. Fast alle sind am Unternehmen beteiligt. Nun gilt es, den Kontakt zu potentiellen Schweizer Kunden herzustellen.
Experton als Konzern existiert seit anderthalb Jahren und führt heute etwa 4000 Befragungen pro Jahr durch, etwa 600 davon in der Schweiz. Die Resultate aus diesen Untersuchungen bilden die Basis für die Beratung beim Kunden. Die Schweiz mit ihren hohen Pro-Kopf-Ausgaben in der IT ist für Experton ein wichtiger Markt, der zeigt, wohin die Reise geht.
Das Beratungsgeschäft, das stellt Hemzal deutlich fest, zieht an. Das schlägt sich auch in den zahlreichen Neugründungen entsprechender Firmen nieder. Als Startup-Unternehmen will er Experton aber nicht bezeichnen: «Wir sind zwar eine junge Firma, alle Mitarbeitenden verfügen aber über einen grossen Leistungsausweis in der Beratung.»
Fast die Branche gewechselt
«Das wird sich aber wieder konsolidieren», glaubt Hemzal mit Blick auf die vielen Neugründungen, und er will dabei natürlich auf der Gewinnerseite stehen. Eine Konsolidierung hat er bereits einmal hautnah miterlebt. Nach seiner Zeit bei IDC und als selbständiger Berater war er Ende 2003 für die Meta Group in der Schweiz tätig. Kurze Zeit später wurde die Firma von Gartner gekauft.
Trotz des aufkeimenden Beratungsgeschäfts herrscht keine blindwütige Goldgräberstimmung. Seit dem Platzen der New-Economy-Blase sind die Auftraggeber vorsichtiger geworden. Die Zeiten, in denen ein Berater dem staunenden und euphorisierten Kunden alles Mögliche und Unmögliche versprach und am Schluss ein fettes Honorar einstreichen konnte, sind definitiv vorbei. Zu jener Zeit gehörte es für die Grossfirmen zum guten Ton, sich eine ganze Heerschar hochbezahlter Berater zu halten.
«Damals war ich nahe daran, die Branche zu wechseln. Die Stimmung entsprach überhaupt nicht meiner Mentalität», blickt Hemzal zurück. Beruflich ist er einer, der die Dinge erst einmal aus der Distanz betrachtet und analysiert. Diese Haltung macht ihn gegenüber den Kunden glaubwürdig. Denn bei einem Beratungsprojekt werden heute erst einmal die Ziele genau definiert. Im weiteren Projektverlauf wird immer wieder gemessen, ob diese Ziele erreicht werden.
Fremdwort Ruhe
Ruhe scheint für Hemzal ein Fremdwort zu sein. Bis zu 80 Prozent seiner Zeit ist er unterwegs - vor allem in der Schweiz und in Deutschland. «Wenn man sich bewegt, merkt man, dass man etwas bewegen kann.» Und dieses «etwas bewegen können», verschafft ihm offensichtlich Befriedigung. Er ist stolz darauf, dass bis heute keines der Projekte scheiterte, für die er verantwortlich war. Hemzal hat aber auch die Schattenseiten davon erlebt, ständig unterwegs und eingespannt zu sein: «Mitte 30 gab es eine Burn-out-Gefahr mit entsprechenden Symptomen. Ich war damals naiv.»
Die Belastung hat seither nicht abgenommen - im Gegenteil. «Aber ich kann besser damit umgehen», sagt Hemzal. Ihm helfe dabei seine positive Lebenseinstellung und die Gewissheit, dass jedes Problem eine Lösung habe. «Zu erfahren, dass man vor einer schwarzen Wand steht und durchkommt, das hilft.»
Alexander Hemzal
Heimat bedeutet Alexander Hemzal, dem Schweizer Country Manager der Beratungsfirma Experton, viel. Obwohl der 42jährige Deutsche seit Jahren in der Schweiz lebt und das Land als zweite Heimat bezeichnet, hat er weiterhin einen Wohnsitz in Frankfurt, den er regelmässig besucht, um auszuspannen. «Wenn man so viel unterwegs ist wie ich, braucht man einen Hafen.» In der Schweiz wohnt er in St. Gallen, zusammen mit seiner Partnerin - einer Schweizerin. Die beiden lernten sich bei der Marktforschungsfirma IDC kennen, für die Hemzal während zehn Jahren arbeitete.
Für Hobbys bleibt beim dichten Programm, das Hemzal bewältigen muss, kaum Zeit. Ab und an kommt er aber dazu, ein Buch zu lesen. So frischt er auch seine Fremdsprachenkenntnisse auf. Neben Deutsch und Englisch spricht Hemzal Französisch und Spanisch. Zudem kocht er leidenschaftlich gern (Spezialität: Griessknödel-Suppe). Selbst wenn er einmal erst um drei Uhr in der Früh nach Hause kommt, bereitet er sich noch eine warme Mahlzeit zu.
Die drei Dinge für die einsame Insel:
- ein Schnellboot («Um auch wieder von der Insel wegzukommen»)
- Bücher («Autoren wie Thomas Mann oder Ernst Jünger helfen mir, das Leben zu verstehen»)
- Meine wichtigsten Menschen («Neben meiner Partnerin auch meine engsten Freunde») (map)