Ein Fall für den Staatsanwalt

Vor rund einem Jahr stellte die Schweizer E-Mail-Security-Firma Onaras den Betrieb ein. Der frühere Verwaltungsratspräsident Urs Trepp ist jetzt wegen des Verdachts auf betrügerischen Konkurs ins Visier der Justiz geraten.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/22

     

Am 2. Dezember 2005 standen die Mitarbeiter der Wettinger Onaras, Herstellerin der E-Mail-Verschlüsselungs-Appliance Seppmail, plötzlich vor verschlossenen Türen. Das Unternehmen hatte Knall auf Fall den Betrieb eingestellt. Am 12. Januar 2006 wurde der Konkurs über die Gesellschaft eröffnet.
Im Kollokationsplan, den IT Reseller auf dem Konkursamt Baden einsehen konnte, sind nicht weniger als eine Million Franken offene Forderungen aufgeführt. Die meisten Gläubiger gehen allerdings leer aus, denn bei Onaras war nichts mehr zu holen.

Gähnende Leere

In den Büros der hoffnungsvollen Jungfirma herrschte zum Zeitpunkt der Konkurseröffnung offenbar bereits gähnende Leere: Am Tag der Betriebseinstellung hat der damalige Verwaltungsratspräsident Urs Trepp sämtliches Mobiliar inklusive der Patentrechte von Seppmail an seine eigene Gesellschaft Trepp Settlement verkauft. Den Kaufpreis von 1,3 Millio­nen Franken hat er Onaras nicht in liquiden Mitteln zugeführt, sondern «mit Guthaben verrechnet», wie es im Zirkular des Konkursamtes heisst, das IT Reseller vorliegt.
Das Geschäft konnte der Wirtschaftsanwalt Trepp faktisch mit sich selber abschliessen: Seit dem 13. Oktober 2005 war er laut einem Handelsregistereintrag nämlich einziger Verwaltungsrat von Onaras und einzelzeichnungsberechtigt. Selbst bei der Herbeiführung der Überschuldung könnte Trepp die Finger im Spiel gehabt haben: Auslöser dafür war eine Betreibung über 80‘000 Franken, die am 28. November 2005 beim Betreibungsamt Ennetbaden gegen Onaras einging. Absender des Betreibungsbegehrens ist laut einem Auszug, der IT Reseller ebenfalls vorliegt, die ASI Administrative Services. Bei dieser Zürcher Firma, die Schreib- und Sekretariatsarbeiten anbietet, unterhält Trepp eine E-Mail-Adresse.
Diese Geschehnisse unmittelbar vor dem Konkurs haben jetzt Folgen: Das Konkursamt hat bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gemacht. «Die Untersuchung wurde durchgeführt und ein Schlussbericht liegt vor», sagt Erich Kuhn, erster Staatsanwalt des Kantons Aargau. Anfang 2007 will er entscheiden, ob es zur Anklageerhebung oder zur Einstellung des Verfahrens kommt. Die fraglichen Tatbestände sind betrügerischer Konkurs und Pfändungsbetrug, Gläubigerschädigung durch Vermögensminderung und Bevorzugung eines Gläubigers. Im Falle einer Verurteilung drohen Trepp bis zu fünf Jahre Zuchthaus. Trepp wollte sich auf schriftliche Anfrage gegenüber IT Reseller nicht äussern.

Zoe-One und Basler Hoffmann IT

Seppmail, die preisgekrönte E-Mail-Verschlüsselungs-Appliance, die von den Onaras-Gründern an der technischen Hochschule Windisch ent­wickelt worden war, ist aber nicht etwa tot. Das Produkt wird heute von der Firma Zoe-One verkauft. «Bezüglich der Rechte an Seppmail konnte zwischen Urs Trepp und Zoe-One eine Einigung erzielt werden», sagt Geschäftsführer Robert Vogel. Zoe-One sei in der E-Mail-Archivierung tätig und habe schon länger eine Lösung für die Verschlüsselung gesucht. Bereits im Jahr 2005 habe man mit Onaras verhandelt und Synergien in der Vermarktung erkannt.
Zu einer Partnerschaft sei es nicht mehr gekommen, weil Onaras die Tore habe schliessen müssen. Zuerst habe sich Zoe-One nach Alternativen umgeschaut. Da man bei anderen Herstellern aber nicht fündig wurde, habe man das Gespräch mit früheren Mitarbeitern der Onaras gesucht. Auf diesem Weg sei auch der Kontakt zu Trepp entstanden. «Wichtig ist, dass ein gutes Schweizer Produkt jetzt seine verdiente Chance bekommt», so Vogel. Seppmail wird von Zoe-One zusammen mit der Esslinger Basler Hoffmann IT weiterentwickelt und vermarktet. Dort hat auch der geistige Vater der Verschlüsselungs-Appliance, der im Juli 2005 aus der eigenen Firma ausgeschiedene Onaras-Gründer Stefan Klein, angeheuert. Er soll als Security und Solutions Expert das Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit weiter ausbauen, wie es in einer Mitteilung heisst.

Management hat versagt

Durch die Herauslösung von Seppmail aus der Konkursmasse und den Verkauf an Zoe-One hat Trepp wohl einen Batzen verdient, letztlich aber nur den eigenen Verlust begrenzt: Nach Aussagen von früheren Mitarbeitern war Trepp Hauptinvestor bei Onaras. Mindestens 1,3 Millionen Franken – das beim Kauf von Seppmail verrechnete Guthaben – muss der Anwalt im festen Glauben an den Erfolg der Mail-Verschlüsselungs-Appliance in die Jungfirma gebuttert haben. Einen Teil davon hat er durch das Geschäft mit Seppmail zurückholen können. Ob dabei alles mit rechten Dingen zugegangen ist oder nicht, das wird die Staatsanwaltschaft entscheiden müssen.
Bei den Geschehnissen rund um den Onaras-Konkurs muss aber auch die Rolle des damaligen Managements im Auge behalten werden: Die Crew um CEO Roland Benguerel hatte es nämlich nicht geschafft, Onaras in die schwarzen Zahlen zu führen. Dabei war doch gerade dieses Management angetreten, um die anscheinend zu wenig kommerziell orientierten Gründer um Stefan Klein zu ersetzen. Was Benguerel erreicht hat, ist immerhin eine Explosion der Lohnkosten: 135‘000 Franken Lohnforderungen für den CEO bei einem Fixlohn von 17‘000 Franken pro Monat werden im Kollokationsplan aufgeführt. Der Manager hat aber mehr Glück als andere Gläubiger, weil seine Lohnforderungen von der staatlichen Insolvenzkasse gedeckt sind. In die Röhre guckt somit der Staat. Auch Benguerel wollte den Fall Onaras gegenüber IT Reseller nicht weiter kommentieren. (bor)


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