Patrick Matzinger - Der Freizeitlose

Patrick Matzinger, der CEO des Distributors und Herstellers Littlebit, hatte die letzten Jahre geschäftlich so viel um die Ohren, dass er kaum mehr Zeit für Hobbys und Freizeit hatte. Seine Karriere ging steil nach oben – doch er ist keiner, der sich auf den Loorbeeren ausruht und andere für sich arbeiten lässt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/03

   

Will Patrick Matzinger einmal nicht ans Geschäft denken, so taucht er ab: «Unter Wasser ist der einzige Ort, an dem ich wirklich loslassen und eine Auszeit nehmen kann», erklärt er. Daher hängt er an Geschäftsreisen zu seinen Lieferanten nach Taiwan oder Hongkong gerne noch ein paar Tage Ferien an, um in den fischreichen asiatischen Gewässern tauchen zu gehen. Die Zeit für wirkliche Ferien konnte er sich indes schon lange nicht mehr nehmen. «Aber für dieses Jahr plane ich, mit meiner Familie einmal vier Wochen wegzufahren», freut sich Matzinger. Und im Winter geht es erst einmal noch ab auf die Piste in der Riederalp. Für den CEO von Littlebit sollen nun endlich wieder ein bisschen ruhigere Zeiten anbrechen, nachdem die letzten Jahre doch ziemlich intensiv waren.

Strenge Jahre mit Karma

Die gemeinsame Geschichte von Patrick Matzinger und Littlebit fängt eigentlich nicht erst 2002 an, als er zu dem Unternehmen stösst und CEO wird, sondern sie beginnt mit seinem Einstieg bei Karma im Jahre 1995. Der Komponenten-Distributor holte sich den damals 29-jährigen Matzinger, um das Schweizer Geschäft aufzubauen. Nach einer bewegten Geschichte und einem Grounding 1999 kämpfte Karma in der Schweiz drei Jahre lang gegen den Untergang innerhalb des CHS-Konkurses - allen voran Matzinger. «Für Hobbys blieb da wenig Zeit.» Auch heute noch ist die Freizeit schlicht zu kurz für ein eigentliches Hobby. Doch auch dies soll sich von nun an ändern - mehr Sport treiben, das würde ihn schon reizen.
2002 hat Matzinger dann den Verkauf des Schweizer Distributionsgeschäfts von Karma - die Firma lautete nach einem vormaligen Wechsel auf den Namen SMG - an den Hünenberger Notebookhersteller Littlebit in die Wege geleitet.

Gewinn in Sicht

Das Geschäft war damit gerettet und firmiert seither als Littlebit Techno­logy AG. Neben dem CEO-Posten hat Matzinger auch das Amt des Verwaltungsratspräsidenten inne. Er ist nun nicht nur Chef über die Distribution, sondern auch über das Produktionsgeschäft, das im Jahr 2000 als Littlebit gegründet wurde. Was damals ein kleiner Assemblierer von Notebooks war, hat sich bis heute zu einem lokalen Channel-Hersteller von PCs, Notebooks und Servern entwickelt. Und vor kurzem hat man nun auch Workstations ins Angebot genommen.
Die Firma erzielt seit Beginn Gewinne, und auch der Systembereich war trotz grossen Investitionen 2006 kostendeckend. In diesem Jahr soll nun die kritische Grösse erreicht sein, um zum ersten Mal auch im Systemgeschäft einen Gewinn zu realisieren.

Kein Chef mehr

Der Hauptgrund für das Geschäft zwischen Karma und Littlebit war laut Matzinger der unternehmerische Aspekt: «Nach der ganzen Krise rund um Karma/CHS wollte ich nicht mehr für andere arbeiten, sondern mein eigener Chef sein.» Die Arbeit wurde dadurch natürlich nicht weniger. Aber der gelernte Fernsehelektroniker sagt von sich selbst, er sei nicht der Typ, der aufgibt, sondern einer, der weiterkämpft und versucht, Lösungen statt Probleme zu sehen. Und viel Zeit in seine Arbeit zu investieren, das gehöre als Unternehmer halt dazu. «Will man schneller sein als die grossen Langsamen, muss man immer up to date sein», sagt er lächelnd und denkt dabei wohl an die bekannten Broadliner, die aber nur zum Teil in Konkurrenz zu Littlebit stehen. «Up to date sein» ist sowohl auf die Technik als auch auf die Branche bezogen.

Vorbildfunktion

Und schliesslich wolle er als Chef auch ein Vorbild für seine Mitarbeiter sein: «Der Chef sollte mehr wissen und mehr arbeiten als seine Angestellten.» Schaut man Littlebit an, sieht man, dass diese Arbeitsweise zu funktionieren scheint. Im vergangenen Jahr ist die Firma wiederum gewachsen, sowohl was den Umsatz als auch was die Mitarbeiterzahl betrifft. Im Distributionsgeschäft, das rund 80 Prozent des Umsatzes ausmacht, hat man längst die Marktposition, die Karma in der Schweiz vor dem Kollaps innehatte, zurückerobert und weiter ausgebaut. Das Sortiment wurde jüngst um Displays und GPS-Geräte erweitert. Um sich erfolgreich gegen die Konkurrenz durchsetzen zu können, «wollen wir ein spannendes Sortiment haben und stets auch Produkte anbieten, die andere nicht haben», so Matzingers Erfolgsrezept.

Patrick Matzinger

Patrick Matzinger ist 40 Jahre alt, verheiratet und Vater eines neunjährigen Mädchens und eines sechsjährigen Buben. Seit 2002 steht er als CEO und Verwaltungsratspräsident an der Spitze des Hünenberger Distributors und Notebookherstellers Littlebit. Angefangen hat er seine Karriere mit einer Lehre als Fernsehelektroniker. Zwei Jahre nach der Erfindung des PCs nannte er einen solchen bereits sein eigen. Bereits IT-angefressen bewarb er sich als Techniker bei dem kleinen Disti und wurde als Verkäufer engagiert. Nach einer Restrukturierung wechselte er als Produktmanager zu Computer 2000, der heutigen Tech Data. Ein Jahr später stieg der damals 25jährige zum Abteilungsleiter Komponenten und Peripherie auf. Sein nächster Karriereschritt führte ihn zum Distributor Karma, wo er die Verantwortung für den Aufbau des Schweizer Geschäfts übernahm. Der Kollaps des CHS-Konzerns brachte auch die Schweizer Karma Niederlassung in arge Nöte, und so entschied sich Matzinger, das Geschäft an den jungen Notebookhersteller Littlebit zu verkaufen, woraus die heutige Littlebit-Distribution entstand.
Hobbys hat Matzinger neben der Familie mangels Freizeit eigentlich keine. Das Unternehmersein ist für ihn Faszination genug. Doch dieses Jahr will er endlich mal wieder für längere Zeit verreisen - mit Familie, dafür ohne Notebook. (slz)


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