Die Idee, Software als Service quasi aus der Steckdose anzubieten, ist nicht neu. Doch erst in den letzten Monaten haben zahlreiche Anbieter von Business-Software entsprechende Angebote lanciert oder zumindest angekündigt, dies tun zu wollen.
Insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz sind oft noch misstrauisch, wenn es darum geht, vertrauliche Daten ausserhalb der eigenen vier Wände zu lagern. Die Anbieter geben sich aber optimistisch und sind überzeugt, dass die Zeit für ASP-Angebote auch in der Schweiz angebrochen ist. «Da gerade im KMU-Markt Kostentransparenz, Flexibilität und Innovationskraft von besonders hoher Bedeutung sind, interessieren sich auch Schweizer Unternehmen zunehmend für ASP-Lösungen», so Claudia Rollero von
SAP Schweiz. So kündigte der Chef der deutschen Softwareschmiede, Henning Kagermann, erst im Januar dieses Jahres an, bis 2010 rund 400 Millionen Euro ins ASP-Geschäft investieren zu wollen. Künftig will SAP seinen Kunden eine neue Standard-Software anbieten, die entweder übers Internet geliefert oder zumindest zentral gehostet wird.
Bandbreite und Vertrauen wächst
Auch bei
Sage Schweiz will man trotz anhaltendem Misstrauen seitens der Kunden einen Trend hin zu Software aus der Steckdose erkannt haben. Viele kleinere Firmen können sich die Anschaffung und den Unterhalt einer leistungsstarken IT-Infrastruktur schlicht nicht leisten. Daniela Graf, als Businessmanager zuständig für den Bereich Services, sieht denn auch zwei Kundensegmente mit besonderem Potential im ASP-Markt. Zum einen seien dies neue Unternehmen, die gar nicht erst Geld in eine eigene Infrastruktur zu investieren gedenken, zum anderen grössere Firmen, deren Infrastruktur ihre Leistungsgrenzen erreicht hat und neue Investitionen erforderlich machen würde. «Die Kunden sind heute gegenüber Outsourcinglösungen aufgeschlossener», so Graf. Wenn die Unternehmer erst einmal merken würden, dass sie problemlos auch die für ihre Kernprozesse notwendige IT auslagern können, werde das Potential für ASP-Lösungen riesig sein, ist auch Claudia Rollero überzeugt.
Einen wichtigen Grund für die ASP-Euphorie sieht Andreas Schürch, Spezialist für Hostinglösungen bei
Microsoft Schweiz, ausserdem in technischen Faktoren wie beispielsweise der Verfügbarkeit von hohen Bandbreiten, welche die rasche Übertragung von grossen Datenmengen überhaupt erst möglich macht. Aber auch psychologische Faktoren spielen eine wichtige Rolle: «Das Vertrauen in das Internet und dessen Verfügbarkeit hat in den letzten Jahren klar zugenommen», erklärt Schürch.
ASP erlaubt kurze Reaktionszeiten
Nicht nur die Internetverbindungen werden immer schneller: Auch das wirtschaftliche Umfeld vieler Firmen verlangt von den Marktteilnehmern immer kürzere Reaktionszeiten. Während es sowohl sehr kostspielig als auch überaus zeitaufwendig ist, die hausinterne IT-Infrastruktur in Phasen schnellen Wachstums an die Bedürfnisse des Unternehmens anzupassen, können bei ASP-Lösungen sehr schnell «innert Minuten oder zumindest Stunden» neue Arbeitsplätze eingerichtet werden, beschreibt Schürch eines der Hauptargumente für die Software aus der Steckdose.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Auch die Anbieter greifen für den Vertrieb ihrer Angebote oft auf Drittfirmen zurück. So konzentriert man sich bei
Sage auf das Kerngeschäft – die Softwareentwicklung also – und überlässt die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur dem Provider Uplink. Auch bei
Microsoft will man die Geschäftsanwendungen Dynamics AX und NAV als gehostete Version nicht selber anbieten, sondern das Geschäft den Partnern überlassen. Und denen, ist Schürch überzeugt, werde die Arbeit so schnell nicht ausgehen. «Der Markt wächst sehr schnell, und das Wachstum wird im kommenden Jahr noch weiter zunehmen.» So werde die Schweiz in kürzester Zeit auch Länder wie Holland einholen, die heute noch die Nase vorn haben. (mag)