Die IT-Branche ist träge und konservativ und gar nicht dynamisch und schnelllebig, wie es viele Vertreter gerne darstellen. Beispiele gefällig? Es dauerte Jahre, bis sich neue Technologien wie beispielsweise ADSL, IP-Telefonie oder IP-Fernsehen durchsetzten. Aus Furcht, bestehendes Terrain zu verlieren und auf das falsche Pferd zu setzen, haben Telekom-Anbieter neue Angebote so lange wie möglich verhindert. Lieber, weil einfacher, verliess man sich auf bestehende Produkte. Der Hintergedanke: So viel wie möglich aus dem Markt herauszupressen, ohne in neue Technologien und in neues Wissen investieren zu müssen.
Doch wie man aus der Wissenschaft weiss, lassen sich Systeme, die zur Einfachheit neigen, nicht aufhalten. Wenn es einfacher und effizienter ist, mittels IP-Protokoll zu telefonieren und durch die Verbindung von Telefonie und Computing zusätzlich Anwendungen zu kreieren, welche die Produktivität und den Geschäftserfolg von Unternehmen steigern, so wird diese Idee irgendwann zum Standard. Aber eben: Es dauerte Jahre, bis sich Voip endlich in Unternehmen durchzusetzen begann, und dies vor allem, weil viele IT-Dienstleister auch dann noch zögerten, in das Geschäft einzusteigen, als die Produkte schon längst unzweifelhaft marktreif waren.
Ähnliches gilt für das viel propagierte Business-Modell «Software-as-a-Service» oder wie der Volksmund sagt «Software aus der Steckdose». Seit Jahren wird über ASP vor allem geredet und viele der wenigen Angebote entpuppen sich bei näherem Hinschauen als gehostete Einzellösungen. Die ASP-Technologie setzt sich im ERP-Bereich nur so zögerlich durch, weil Hersteller und Händler Angst davor haben, bestehende Lizenzmodelle über den Haufen zu werfen und sich an neue Provisionierungsmodelle für Verkäufer und Wiederverkäufer zu gewöhnen. Mutig und fortschrittlich gehen einige wenige (Skip5,
RedIT, TIC, etc.) voran. Die meisten klammern sich an bestehende, bisher bewährte Modelle. Und werden früher als ihnen lieb ist für ihre feige Trägheit bestraft werden.
Markus Häfliger
Chefredaktor