Der Arbeitsort passt erst auf den zweiten Blick zu einem IT-Unternehmen mit 40 Mitarbeitern: Ein verwinkelter Innenhof im Zentrum Basels. In einem hellen Raum beugen sich Architekten über Pläne, in einem anderen malt ein Künstler mit Öl auf Leinwand, Pflanzen grünen an allen Ecken. An einer Tür hängt das Schild von IT Systems. Dahinter sitzt ein Mann an einem Bildschirm. Es ist nicht der gesuchte Chefverkäufer, jedoch kann er den Weg zu diesem schnell beschreiben: Die schräge Brücke rauf, scharf rechts und dann durch die Glastür. Es ist ein wenig wie bei Matchpoint, dem neuesten Produkt der Firma: Physisch voneinander getrennte Objekte können damit schnell gefunden und zusammengeführt werden.
Vor neun Jahren hat hier die Geschichte von IT Systems begonnen. Als Management-Buyout von Ingenodata gegründet, ist das Unternehmen in der Zwischenzeit von drei auf über 40 Mitarbeiter gewachsen. Der 37-jährige Patrick Püntener, der als 28-Jähriger bereits Geschäftsführer war und jetzt den Verkauf leitet, ist dabei so etwas wie die zentrale Person, die nach aussen am stärksten wahrgenommen wird.
Wegen einer Frau nach Stockholm
Als Kind zweier Urner in Zug geboren, verbrachte Püntener seine Kindheit und Jugend im Kanton Basellandschaft, bevor ihn ein Mikrotechnik-ETH-Studium nach Lausanne zog. Eine da entstandene Beziehung zu einer Schwedin lockte ihn nach Stockholm, wo er sein Studium abschloss. Danach schickte ihn die Sprachreiseorganisation EF als Netzwerkingenieur rund um den Globus. Das habe ihm erstmal sehr gefallen. «Allerdings habe ich dabei auch oft auf mein Privatleben verzichten müssen. Das Reisen für den Job war am Anfang spannend aber irgendwann hat man davon dann auch genug», sagt Püntener, der jünger aussieht, als er ist. «Ich habe zwar nichts dagegen, viel zu arbeiten. Doch ich brauche meine Wochenenden und freien Abende, an denen ich konsequent nichts fürs Geschäft mache.»
Nach drei Jahren in Schweden kam er zurück in die Schweiz und arbeitete vorerst bei Ingenodata als Leiter der Windows-Server-Abteilung. Weil Ingenodata dieses Geschäft aus strategischen Gründen abstossen wollte, gründete Püntener zusammen mit zwei Arbeitskollegen durch einen Management Buyout das Unternehmen IT Systems mit Sitz in eben diesem Basler Innenhof. Mit an Bord war auch Martin Altorfer. Der Gründer von Active Net sei in den Anfängen dank seiner Geschäftserfahrung eine wertvolle Stütze bei der strategischen Entwicklung der Firma gewesen.
Mit 28 Geschäftsführer
Püntener war so auf einen Schlag im zarten Alter von 28 zum Geschäftsführer geworden. «Hätte mir das jemand ein Jahr zuvor gesagt, hätte ich laut darüber gelacht», sagt er mit einem breiten Grinsen. Denn das Bild, das er vom Leben eines KMU-Geschäftsführers hatte, war nicht eben ein angenehmes: Im Übermass arbeiten und doch nicht auf einen grünen Zweig kommen, darauf hatte er eigentlich gar keine Lust. Dadurch aber, dass sie die Kunden ihres ehemaligen Arbeitgebers übernehmen konnten, sei die Verlockung gross gewesen. «Es wäre eine vertane Chance gewesen», sagt er heute.
Die Chance auf den Aufbau eines eigenen Geschäfts hat er gepackt, heute will er damit ins Ausland expandieren. Das zunehmende Bedürfnis nach dem Vernetzen von unstrukturierten Informationen und Prozessen mit Metadaten auf der Basis von Windows-Sharepoint-Services eröffnet Pünteners neuestem Produkt Matchpoint auch im Ausland beste Marktchancen. Die ersten beiden Kunden in Deutschland sind bereits akquiriert.
Privat sind seine Ziele ganz andere. «Ich kümmere mich an Wochenenden oder in den Ferien wirklich nie um das Geschäft» so Püntener. Das sei unter den Geschäftspartnern von Anfang an eine stille Vereinbarung gewesen. 10-Stunden-Tage kämen zwar schon mal vor. Aber es bleibe dabei immer noch genug Zeit, um mit seiner Freundin und ihrer Tochter wandern zu gehen. Oder um im skandinavischen Ruderclub - dem er einst vor allem wegen der guten Partys beigetreten ist - zu trainieren. Eines seiner Hobbys kann er jedoch auch im Büro ausüben: das Schreiben.
Der schreibende Informatiker
Püntener schreibt regelmässig für die Schwesterzeitschrift vom IT Reseller, das Magazin Infoweek. Seine Kolumnen sind unterhaltsame Beobachtungen aus dem IT-Geschäftsleben, fast gänzlich frei von englischen Neuworten und technischer Fixiertheit - aber deshalb nicht minder professionell. Ein Informatiker mit Schreibtalent? «Ich schreibe schon lange für mich privat. Also, im Grunde sind es Kindergeschichten, die ich aber nie veröffentlicht habe. Vielleicht kommt das mal noch» antwortet er. Dafür, dass er dabei nicht in technisches Kauderwelsch abdriftet, gibt es einen einfachen Grund: «Eigentlich interessiere ich mich gar nicht für Informatik.» Vielmehr reize es ihn, Ideen zur Problemlösung zu entwickeln und die lassen sich eben auch in einfachen Sätzen formulieren.
Könnte Püntener sich einen Job wünschen, würde er am liebsten einfach nur Ideen entwickeln - die Umsetzung dieser würde er hingegen lieber den Spezialisten überlassen. «Natürlich geht das nicht», sagt er lachend, «sowohl als Geschäftsführer wie auch als Verkaufsleiter muss man am Geschäft dranbleiben.» Püntener weiss wovon er spricht; Ende 2006 hat er den Chefposten an Urs Brawand, den Gründer von Conexus, abgegeben. Seine eigene Stärke hingegen kommt im Verkauf genauso zur Geltung, wie als Geschäftsführer: «Meine grösste Stärke ist, Berufs- und Privatleben ohne Mühe trennen zu können. Dass ich in meiner Freizeit sehr oft in der freien Natur bin, macht mich zusätzlich stressresistent», sagt er.
Patrick Püntener
Patrick Püntener, 38, ist in Baselland aufgewachsen und hat danach an der ETH Lausanne und in Schweden ein Mikrotechnik-Studium absolviert. Danach arbeitete er für EF Sprachreisen, das grösste Sprachreiseunternehmen der Welt, rund um den Globus. Mit 27 kam er zurück in die Schweiz, wo er nach einem Jahr mittels Management-Buyout das Informatik-Unternehmen IT-Systems gründete. Bis 2006 war er dort als Geschäftsführer tätig, heute ist er verantwortlich für den Verkauf und das Marketing.
Püntener rudert in seiner Freizeit im skandinavischen Ruderklub Zürich und ist so oft als möglich in der freien Natur. Wenn immer möglich nimmt er seine Lebenspartnerin Mirjam und deren Tochter Zoe auf Wanderungen mit. (Claudio De Boni)