Blauer Himmel dank Cloud Computing

Die Virtualisierungs-Industrie scheint keine Krise zu kennen. VMware konnte zur VMworld Europe in Cannes gut 4700 Gäste begrüssen. Anstatt grosse Neuheiten anzukünden, präsentierte CEO Maritz sein Bild der IT-Zukunft.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/04

     

Der Virtualisierungsanbieter Vmware lud seine Partner und Kunden zur zweiten europäischen Ausgabe der Hausmesse VMworld Europe nach Cannes – und sie kamen in Strömen. Rund 1500 Personen verfolgten die Keynote am Partnertag live vor Ort, tags darauf folgten 4700 Kunden ihrem Beispiel. Entsprechend selbstbewusst traten die VMware-Verantwortlichen auf die Bühne. «Lasst uns die Wirtschaftskrise nicht als Ausrede benutzen», mahnte beispielsweise Executive Vice President Carl Eschenbach die versammelte Partnerschar. Mit seinen Produkten adressiere die EMC-Tochter nämlich genau die Themen, welche in schwierigen Zeiten an Wichtigkeit gewinnen: Effizienzsteigerung, Sicherheit, Cloud Computing und Umweltschutz.


Entsprechend schnell soll der Virtualisierungsmarkt in den kommenden Jahren wachsen, wobei Europa weit vorne stehe. Der Marktforscher IDC geht laut Eschenbach davon aus, dass das weltweite Marktvolumen inklusive Services auf 18,8 Milliarden Dollar anwachsen werde. Insbesondere bei bestehenden Kunden sieht Eschenberg noch Potential: «Bei den Top-Firmen sind wir gesetzt», sagt er. «Jetzt ist es wichtig, aus Virtualisierungs-Inseln komplette Lösungen zu bauen.»

Ausbildung im Vordergrund

Grosse Produktankündigungen blieben jedoch aus. Vielmehr stellte Vmware die sogenannte Partner University vor. Dabei handelt es sich um eine Online-Plattform, wo die Partner Schulungen und Fortbildungsangebote zu neuen Produkten, Services und Lösungen für Sales-, Presales- und Postsales-Angestellte vorfinden. «Es handelt sich aber lediglich um eine Ergänzung unserer lizenzierten Schulungszentren», so Jürgen Kühlewein, Director Partner Organization Central Region, im Gespräch mit IT Reseller. Im Gegensatz zum Vorjahr suche VMware nicht mehr oder bestenfalls noch punktuell nach neuen Partnern, sagt Kühlewein. Mit gut 11’000 Resellern in der Emea-Region hat man eine gute Marktabdeckung erreicht. «Jetzt steht für uns die kontinuierliche Weiterbildung der bestehenden Partner im Vordergrund.»

Ein Mainframe aus Software

Nach Eschenberg trat der neue VMware-CEO Paul Maritz auf die Bühne. Kein Showman, wie sein ehemaliger Chef Steve Ballmer von Microsoft, aber deutlich trittsicherer als seine Vorgängerin Diane Greene, umreisst er VMwares Zukunftsvision, was IT-Infrastrukturen angeht. Mit der vCloud Initiative will Vmware seinen Kunden den Aufbau von sogenannten «Private Clouds» ermöglichen, die sich aus internen Wolken und solchen von externen Service-Providern zusammensetzen. «Wir bauen ein Mainframe aus Software», umschreibt Maritz diesen Ansatz. VMware sei längst kein Virtualisierungsanbieter mehr, so der neue CEO. Es gehe nicht mehr um einen simplen Hypervisor, sondern darum, die virtuellen Maschinen effizient und weitgehend automatisiert zu verwalten. «Doch Cloud Computing lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen», fügt er hinzu. Dazu brauche es Branchenstandards, die den Zusammenschluss der Wolken überhaupt ermöglichen. «IT muss endlich zum Service werden», fordert er. Es könne nicht sein, dass Unternehmen den grössten Teil ihres IT-Budgets für Unterhaltsmassnahmen ausgeben müssten.

Erreichen will das VMware mit drei Komponenten, welche beim Aufbau helfen sollen. Zunächst wird das Rechenzentrum mit dem zur «vSphere» umbenannten Virtual Datacenter Operating System (VDC-OS) komplett virtualisiert. Über Erweiterungen des VDC-OS und der Verwaltungsschicht können Service Provider ihre (virtualisierten) Kapazitäten mit den internen verbinden, wodurch die beiden Wolken zu einem Ressourcen-Pool zusammengefasst werden. Und zuletzt werden noch neue Tools zur Desktop-Virtualisierung angeboten, wodurch sich alle Komponenten der Betriebs-IT (Server, Speicher, Netzwerke) zu einem einzigen Service zusammenfassen lassen können. Entsprechende Werkzeuge sollen noch in diesem Jahr, zusammengepackt als «vCenter Suite», auf den Markt kommen.


«VMware ist kein Virtualisierungs-Anbieter mehr», sagt Duglas Phillips, Senior Product Manager Emea. «Wir liefern Werkzeuge, um virtuelle Umgebungen zu optimieren und zu managen.» Microsoft sei schon stolz darauf, Live-Migrationen durchführen zu können - also die Verschiebung virtueller Maschinen von einem Server auf den anderen im laufenden Betrieb. «Unterdessen ist unser Produkt vMotion beispielsweise in der Lage, zu erkennen, wenn Server schlecht ausgelastet sind, um dann die virtuellen Maschinen automatisch auf einen Teil der Rechner zu verschieben und die anderen herunterzufahren.» (Markus Gross)


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