Basel baut sein Glasfasernetz nun doch mit
Swisscom. Noch Ende Januar verweigerten
Orange, Sunrise und das EWZ die Teilnahme an einem zweiten runden Tisch zum Thema Glasfasernetz in Basel, der von den Industriellen Werke Basel (IWB) einberufen wurde. Als Begründung wurde damals eine Bevorteilung von Swisscom genannt. In einem dritten Anlauf hat man nun aber doch alle Parteien an einen Tisch gebracht und vor allem: Endlich hat man einen Verhandlungs-Fortschritt erreicht. Erst dank der Beteiligung weiterer Marktteilnehmer wie beispielsweise
Sunrise, sei die Festlegung eines neuen Geschäftsmodells überhaupt möglich geworden, liess die IWB verlauten.
Man hat sich darauf geeinigt, dass in Basel nur ein einziges Kabelnetz mit Glasfasern gebaut werde. Swisscom wird also keine eigene Faser besitzen. Dies hatte die Konkurrenz ursprünglich befürchtet. Die IWB wird das Netz in Koordination mit Swisscom bauen und betreiben.
In einem nächsten Schritt sollen in einer Absichtserklärung die Details der Zusammenarbeit mit Swisscom und weiteren Telekom-Anbietern festgelegt werden. Schliesslich sollen sowohl Gewerbekunden als auch Privatanwender von einem freien und gleichen Zugang zum Glasfasernetz profitieren.
auch in Fribourg einigt man sich
In Fribourg sieht die Situation mittlerweile ähnlich aus. Dort baut Swisscom gemeinsam mit dem Westschweizer Stromerzeuger und -verteiler Groupe E ein Glasfasernetz. Auch hier soll die Kooperation die Kosten der Partner senken. Zudem soll die Glasfaserinfrastruktur jedem Dienstleister offen zur Verfügung stehen.
Der Kanton Freiburg beteiligt sich mit 5 Millionen Franken aus dem Wirtschaftsförderungsfonds sowie mit einem zinslosen Darlehen von 15 Millionen Franken an der Finanzierung des Projekts. Die 15 Millionen Franken müssen allerdings noch vom Kantonsrat genehmigt werden. Mit dieser Kooperation übernahm Freiburg Ende März noch vor Basel eine Vorreiterrolle. Denn hierbei handelt es sich um die erste Zusammenarbeit zwischen einem Kanton, einem Stromversorger und einem Netzbetreiber.
Anders als in Basel ist
Sunrise dem Fribourger Modell gegenüber skeptisch eingestellt. Zwar begrüsst Sunrise den Bau eines eigenen Netzes. Allerdings wittert diese bereits wieder Wettbewerbsvorteile für
Swisscom, weil Kabel mit mehreren Fasern verlegt werden, wovon eine der Swisscom gehören soll.
Streit um Diskriminierungsfreiheit
Der eigentliche Zankapfel beim Schweizer Glasfaserbau ist nach wie vor der Begriff «Diskriminierungsfreiheit», den Openaxs, der Verein der glasfaserbauenden Elektrizitätswerke, in die Diskussion eingeführt hat. Der Verein hat sich schon mehrmals vorwerfen lassen müssen, der Begriff sei politischer und nicht technischer Natur. Als ob die kritisierenden Telcos selbst immer nur technisch argumentieren würden. Jedenfalls beharren in Zürich immer noch
Swisscom und EWZ gleichzeitig auf der Darstellung, diskriminierungsfreie Netze zu bauen, auch wenn die Modelle verschieden sind.
Die Fronten sind in Zürich also weiterhin verhärtet. Das zeigte sich auch, als
Sunrise und Swisscom am gleichen Nachmittag ein Triple-Play-Angebot lancierten. Sunrise auf dem EWZ-Netz, Swisscom auf dem eigenen Netz. Das EWZ hat bisher 10’000 Haushalte in der Stadt erschlossen. Bis Ende Jahr sollen es 15’000 bis 18’000 Haushalte sein. Swisscom erreicht mit seinem Angebot bisher bloss ein paar hundert Haushalte, man spricht deshalb auch explizit von einem Testangebot. Erste kommerzielle Angebote ausserhalb der Testphase sollen Anfang 2010 folgen.
Hauseigentümer schalten sich ein
Ein weiterer wichtiger Player in der Diskussion sind die Hausbesitzer, die sich kürzlich ebenfalls aktiv in die Diskussion eingeschaltet haben. Liegenschaften in Zürich, die künftig ans EWZ-Glasfasernetz angeschlossen werden, bekommen hausintern vier statt des bisher vorgesehenen einen Glasfaserstrangs. Verschiedene Zürcher Grundeigentümerverbände, darunter der Hauseigentümerverband HEV und der Schweizerische Verband der Immobilienwirtschaft SVIT, haben dies in einem neuen Mustervertrag mit dem EWZ festgelegt.
Eine der vier Fasern steht dem EWZ exklusiv zur Verfügung, die übrigen drei Glasfasern können durch andere Infrastrukturbetreiber genutzt werden. Mit den zusätzlichen Glasfasern auf Vorrat sollen unter anderem Bauarbeiten für eine spätere hausinterne Erschliessung durch weitere Infrastrukturanbieter vermieden werden. Damit sollen sowohl die Bedürfnisse der Hauseigentümer als auch die Interessen des EWZ berücksichtigt werden.
Beim Anschluss von Gebäuden an sein Glasfasernetzwerk ausserhalb der Gebäude bleibt das EWZ beim Ein-Faser-Modell: Eine Glasfaser sei für den Betrieb völlig ausreichend, so der Versorger.
Orange ist am breitesten aufgestellt
Orange präsentiert hingegen die ersten Angebote auch für Unternehmen auf dem Zürcher Glasfasernetz. Die «Office Fiber»-Internet-Abos kosten zwischen 69 und 799 Franken monatlich und bieten eine Bandbreite von bis zu 50 Mbit/s für den Download und bis zu 30 Mbit/s für den Upload. Ausserdem profitierten Business-Kunden von einer Datenpriorisierung innerhalb des Netzwerks und einem proaktiven Verbindungsmanagement.
Viel Bewegung also im Glasfaser-Raum Zürich. Trotzdem kommt eine aktuelle Studie von Arthur D Little zum Schluss, dass sich die Verhältnisse im Breitbandmarkt Schweiz in naher Zukunft kaum gross verschieben werden. (Claudio De Boni)